Review

Regisseur David Cronenberg genießt im Horrorgenre dank seiner oft expliziten Fleischbeschau (und damit meine ich keine nackten Körper) unter Fans einen einschlägigen Ruf. Sein, nach 3 Jahren Pause, realisierter Film „Existenz“ nimmt sich des Themas Sein und Schein an, denkt dabei, auch aufgrund des kleinen Budgets, nicht ganz so futuristisch wie beispielsweise „Matrix“ und „Dark City“, ist aber dennoch ein gelungener Beitrag, der einmal mehr stark an eine „Outer Limits“ – Episode erinnert.

Die Spielewelt hat sich weiter entwickelt und Virtual-Reality-Games sind der letzte Heuler. Allegra Geller (Jennifer Jason Leigh, „Hitcher“) ist eine Koryphäe unter den Entwicklern, muss aber bei der Vorstellung ihres neusten Spiels „eXistenZ“ feststellen, dass längst nicht alle Menschen von dieser neuen Freizeitbeschäftigung überzeugt sind und die Realität verteidigen wollen. Auf der Flucht vor Extremisten ist sie, mit Hilfe ihres Begleiters Ted Pikul (Jude Law) darum bemüht ihr Spiel zu retten und einen Ausweg zu finden.

Cronenberg spielt auch hier wieder mit vielerlei ungewohnten Gerätschaften. Die „Pods“, eine Art Spielkonsole, sehen äußerlich wie eine zurecht geknetete Qualle aus, sind im Inneren aber (natürlich) "fleischlich" und mit Mechanik versehen. Eingeklinkt wird sich nicht mehr per Gamepad, sondern über einen Bioport an der Wirbelsäule. Später werden mutierte Tiere auseinander geschnippelt und für ein paar blutige Shootouts ist auch gesorgt.

Den Clou des Films, und das ist die Schwäche des Drehbuchs, können erfahrene Zuschauer leider recht schnell vorher sehen, so dass sich der Antiklimax im Finale weit weniger Wirkung hinterlässt, als er eigentlich sollte. Cronenberg streut zu offensichtlich Hinweise, wo denn nun die große Überraschung liegt (Was ist Sein und was ist Schein?) und das ist schade. Nicht nur, dass ungewohntes Getier durch das Bild krabbelt, auch der konservative und von solchen Spielen gar nicht überzeugte Ted lässt sich, ohne das er lange überzeugt werden muss, mit einer faden Aussage Allegras für das Spiel gewinnen.

Erlesen ist hierbei die Truppe namhafter und wohlgemerkt guter Schauspieler, die Cronenberg für seinen Low-Budget-Streifen gewinnen konnte. Jennifer Jason Leigh ist als im Leben weitestgehend isolierte Programmiererin scheinbar immer etwas auf „Speed“, während Jude Law etwas blass bleibt. Willem Dafoe hat in seiner Rolle fast zu wenig zu tun, während Ian Holm unbekannte Seiten an den Tag legt. In einer weiteren Rolle ist im Übrigen auch Sarah Polley zu sehen, die kürzlich mit „Dawn of the Dead“ das Kino eroberte.

Da im Verlauf des Films die Story etwas wirr wird und man dem Spiel, in das die beiden sich bald einklinken, nicht immer folgen kann und die Bilder nicht verbergen können, dass der letzte Teil des Films unter Zeit- oder Finanzdruck entstanden ist, kann man sich am ehesten noch an Cronenbergs technischen Spielereien erfreuen – denn die sorgen für Unwohlsein.

Die schwabbelnden Konsolen sind alles andere als sympathisch und wirken wie außerirdische Parasiten, das Einloggen über den Bioport im Rücken ist alles andere als klinisch rein und soll auch für infektiöse Probleme sorgen. Die Spielebene wirkt dann des Schmutzes in Verbindung mit den Tierkadavern in der Fabrik oder des mutierten Essens auch nicht gerade einladend.

Fazit:
David Cronenberg schuf mit „eXistenZ“ einen kleinen, spannenden Science-Fiction-Thriller, der mit viel Fleischgemansche, eigentümlichen Designideen und guten Darstellern aufwarten kann. Leider kann das Skript, dank zu offensichtlicher Hinweise auf die Bomb de Surprise, da nicht ganz mithalten. Angesichts immer fortschrittlicherer PC-Games dennoch beängstigend. Könnte so die Zukunft aussehen?

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