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Nach einer Drogenrazzia wird der leitende Beamte Sam Lam [ Lo Lieh ] von vietnamesischen Killern umgebracht. Der dabei anwesende Triadenführer Koo Chung flieht aus HK; dabei hat nicht er mit der Tat zu tun, sondern sein Konkurrent Fred [ Lung Fong ]. Als er auch Koos Söhne Michael [ Tommy Wong ], Mark [ Jason Pai Piao ] und York [ Andy Lau ] ins Visier nimmt, entbrennt ein Gemetzel, dass Inspector Leung Chun Bong [ Roy Cheung ] emsig zu vermeiden versucht...

Hong Kong Godfather wurde mitten in der immer noch anhaltenden, aber schon langsam abflauenden Phase der Heroic Bloodshed Filme plaziert und mag deswegen nicht sonderlich aus der Reihe tanzen. Da heutzutage derartige Werke zumeist verschwunden sind, ist es für den Fan allerdings schon wieder ein Vergnügen und auch Muss, sich ab und zu seine Dosis zu holen; der Film bringt auch seine erforderliche Wirkung.
Er liefert nämlich genau das ab, was das Genre damals so populär machte und kann dann auch die richtige Handhabung der formellen und materiellen Komponenten aufweisen; wirkt wie direkt für die Nachfrage produziert und ist es wahrscheinlich auch gewesen.

Die Themen sind die gleichen wie üblich: Ein Machtkampf unter Triadengruppierungen, der erst über Gespräche und Verhandlungen vor sich geht; aber dann schnell zu einem Gangwar ausbricht, dessen Ende dann auch die ganz oberen Leute erfasst. Anlass genug, um die altertümlichen Vorstellungen von Ehre, Treue, Brüderlichkeit in der modern – kriminellen Welt auszutesten und nach und nach die Grosskaliber auszupacken, wenn die Gegenseite mit Verrat und Betrug kontert.
Ideal für die Konstruktion ist eine Grossfamilie, am besten zum Hauptteil aus Männern bestehend, die dann auch noch grundsätzlich verschiedene Charaktere und am besten auch Berufsschichten aufweisen. Manche der Söhne sollen eben eng mit drin im Geschäft stehen, andere sich eigentlich von den Machenschaften losgelöst haben; aber eben dann doch in den Sog der Gewalt hineingezogen werden. Frauen sind Mangelware; romantische Subplot geben zumeist den Ausschlag für mehr Ärger.

Besetzt wird das Ganze am besten mit Darstellern, die die Rollen intus und sich dem Publikum bereits eingeprägt haben; das Funktionenmodell des Genres wird mit entsprechender Abbildung bereits an der Oberfläche ausgestattet. Die Figur von Tommy Wong ist auf den ersten Blick ebenso klar wie Andy Laus und Lung Fongs. Die Schauspieler repräsentieren unmittelbar ihre Figuren, da sie dieselben eben sehr häufig bzw. bei fast immer geben. Sie sind mittlerweile zu geradezu ikonischen Charakteren geworden, da sie einen festen Bezug zu dem verkörperten Subjekt haben. Sie stehen bereits für etwas; ihre jeweiligen Wertstrukturen sind klar, so dass durch intuitive Erfaßbarkeit bereits deutlich ist, welche Eigenschaften dieser Charakter hat. Allein durch den Akt des Sehens weiss man, dass Lau der Gute, Wong der Aufbrausende und Lung der Böse ist. Diese Symbolisierung und bildnerische Vergegenwärtigung sorgt als funktionales Kontinuum dafür, dass die Gruppe bereits vorab definiert ist, was den ansonsten vorhandenden Personenüberschwang sowohl leicht zuordbar macht als auch über wenige Szenen hinweg bereits eine Verbindung zu den jeweiligen Mitgliedern erschafft. Aber sowohl Konstellation als auch Umstand und Verhaltensweisen immer recht nah an Klischees gerückt sind, nie wirklich ausbrechen können. Alles wirkt zu vertraut.

Es treten dann auch keine speziellen situativen Zusammenhänge auf, die diesen Erfahrungsschatz zunichte machen und neue Sachverhalte aufweisen; der Fortgang der Geschichte ist sowohl konventionell als eben auch vorhersehbar.
Zumindest bringt das Skript sowie die Regie genug Tempo in die Angelegenheit mit ein, so dass die notwendigen Plotpunkte alle relativ zügig abgeschritten werden und man auch nicht zu spät zum Wesentlichen kommen kann. Zwar machen auch zuerst die ruhigeren Sequenzen bzw. das Aufputschen der Anderen erstmal den Hauptanteil aus, erfreulich ist dabei aber der Verzicht auf sowohl Glorifizierung als auch zuviel Sentimentalität. Hierbei wird eben nicht alles erst aufgebaut, um es am Ende wieder einzureissen, sondern sich gleich auf die Gefahrenlage = Machtkampf gestützt.

Die fällige Action [ Choreograph: Stephen Tung Wai ] kommt dann nach dem ersten Drittel zum Zuge; in kurzer Zeit werden drei Attentate plaziert, die dann auch mit abwechselnden Mitteln, aber dem gleichen Zweck die Gangart anziehen:
Ein Polizeikonvoi wird auf der Strasse mit Molotovcocktails angegriffen.
York wird in einem Shopping Center mit Baseballschlägern attackiert.
Mark, Inspector Leung und York werden im Parkhaus beschossen.
Die Realisierung der Sequenzen schwankt regelmässig, hält zwar meistens seinen Standard, aber geht von den falschen Voraussetzungen aus, was der Zuschauer sehen will und was nicht. Es sind dann auch fast mehr Messerstechereien und Rangeleien vertreten als Feuergefechte, wobei die letzteren einmal zum Zuge kommend durchaus einen guten Eindruck machen und auch einen moderaten Gewaltpegel aufweisen.
Die Laufzeit bis zum erneuten Anziehen im letzten Drittel wird demgemäss mit den ersten Beerdigungen und Trauerfeiern verbracht, die sich als Emphasis der Vorbereitung für den Showdown richtig häufen.
Die sonstige Aufweichung verbindlicher Werte und Traditionen hat die sakrale Kultur des Todes hat noch nicht erreicht; offensichtliche Bedeutung auf die Riten der Trauer zelebriert die Verstorbenen, die dann im - besonders zahlenmässig - ausschweifenden Finale noch verstärkt Gesellschaft bekommen.

Überraschenderweise auch durch die Polizei, die sich allgemein und über Insp. Leung speziell vermehrt ins Geschehen einmischt. Durch anberaumte Festnahmen sollen die kontrahierenden Syndikatsbosse zu einem Gespräch gezwungen werden. Es kommt auch zu einer etwas unfreiwilligen Zusammenarbeit von Gesetzeshüter und Triade, die sich über Gedankenaustausch auch hin zur aktiven Gegenwehr dem gemeinsamen Feind stellen müssen und für den Moment eines Indoor - Shootouts auf der gleichen Seite stehen. Leung ist auch der Einzige in der Geschichte, der etwas dazu lernt und sich in seiner Gesinnung ändert; was allerdings zum pessimistischen Entschluss der Kündigung führt, da sich auch durch sein Mitwirken nichts ändert.

Zu festgesetzt sind die einmal beschlossenen Pläne, ebenso stabil wie die benutzen Vorgaben für Skript und Inszenierung. Mangels Wagnis eigener Ideen oder gar Ausbrechversuche aus der Spezies Heroic Bloodshed wird mit der sicheren, aber eben gar nicht atypischen Umsetzung genau an den ausgerichteten Erwartungen entlang produziert, ohne gross nach oben hin auszuschlagen.

Für Liebhaber durchaus einen Blick wert, für die anderen wahrscheinlich zu beliebig.

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