Diebin Amy hat eine Menge Geld unterschlagen und flieht aus dem Grund in eine Hütte im finsteren Wald. Kaum hat sie sich dort eingerichtet und es sich so richtig gemütlich gemacht, machen sich bei ihr mutierte Echsen breit, die sich nicht nur an ihrer Katze gütlich tun, sondern auch ihr selbst nach dem Leben trachten. Mit Hilfe des Einheimischen Marshall versucht Amy die Flucht, doch just in dem Moment bricht ein schwerer Schneesturm los...
Als ein kleiner und billiger, aber nichtsdestotrotz feiner Horrorfilm entpuppt sich "Echsenjagd - Etwas überlebt immer“. Verblüffend genug, daß die Geschichte mit gerade mal fünf Protagonisten, einer Katze und ein paar Echsen auskommt - doch das ist nicht alles: Über weite Strecken spielt sie sich sogar nur mit zwei (!) Personen an einem einzigen (!) Schauplatz, einer Hütte, ab, ehe sie sich für den Showdown schließlich in ein Spirituosengeschäft verlagert. Regisseur Tim Boxell beweist hiermit eindrucksvoll, daß man trotz eingeschränkter Mittel durchaus einen effektiven und richtiggehend professionell aussehenden Film hervorzaubern kann, wenn man sich nur bemüht und was vom Inszenieren versteht.
Selbstverständlich ist längst nicht alles perfekt und Vergleiche mit „Braindead“ (wie es in einer Fernsehzeitung geschrieben stand) sind ausgesprochen unangebracht, aber das Ergebnis ist doch ziemlich fesselnd ausgefallen. Bis es jedoch endlich richtig los geht, ist viel Geduld gefragt. Im Stile eines klassischen Carpenters braucht der Film lange, um die wesentlichen Charaktere vorzustellen, die da eben Amy (Pamela Gidley) und Marshall (Simon Bossell) heißen. Insbesondere mit der Exposition der Diebin vertrödelt (in diesem Fall kann man wirklich von „vertrödeln“ sprechen) man hier sehr viel Zeit, so daß es nicht unbedingt verwundern dürfte, wenn der eine oder andere ungeduldig vor der Glotze sitzt und leicht ermüdet auf seine Uhr schaut. Es sind nun mal sehr belanglose Dinge, die sie da tut (sie richtet sich ein, sie kauft ein usw.), und nur die fortwährenden Andeutungen und die von vornherein düster gezeichnete Schnee-Atmosphäre lassen einen auf baldiges Gruseln hoffen.
Es sind dann die Kleinigkeiten, die „Spur des Grauens“ in Gang kommen lassen: Kurzfristiger Stromausfall, glibschige Kokons o.ä., die an Decken hängen und in unmittelbarer Umgebung der Hütte herumliegen, schließlich die auf brutale Weise totgebissene Katze (wobei wir nur das blutige Resultat sehen). Nach einer knappen halben Stunde bricht dann auch der große Schneesturm los, weshalb ein Fluchtversuch kläglich bereits nach wenigen Metern scheitert, und Amy und Marshall sich gezwungen sehen - nachdem ein „Ausflug“ in eine nahegelegene Hütte sich als äußerst explosiv erwies -, wohl oder übel die Nacht in der Hütte zu verbringen, da man sonst erfrieren würde. Mit dieser Ausgangslage beginnt dann die große Stärke des Films: Es wird schön klaustrophobisch. Gefährliche Angriffe der Echsen (die allerdings nicht sonderlich mutiert aussehen, sondern eigentlich ganz normale Körpergröße aufweisen, obgleich sie laut Skript immerhin aus kokonähnlichen Hüllen geschlüpft sein sollen) lassen nicht lange auf sich warten und so schließen sich einige nett-eklige Effekte an, wenn man denn notgedrungen die bösen Viecher mit den Schuhen zermanschen muß. Doch alle Bemühungen nützen nichts, die Anzahl der Angreifer verringert sich nur geringfügig, weil sie sich überall neue Verstecke für eine Vermehrung suchen.
Danach wird das zwischenzeitlich angeschlagene Tempo abermals durch eine größere Auszeit unterbrochen, als im Morgengrauen das gewaltbereite Opfer, ein gewisser Uri, des Diebstahls bei Amy auftaucht, was schade ist. Nicht nur für Amy, sondern auch für den Zuschauer, denn dadurch kommt ein Eßlöffel Thriller ins Spiel, der sich jedoch weder in die Handlung einfügen lassen will noch überhaupt von Notwendigkeit ist, weil er sich nur kurz darauf ohnehin wieder in Luft auflöst (ich muß wohl nicht extra spoilern, auf welche Weise das geschieht, oder?) und der Film zu den reinen Horroraspekten zurückkehrt. In dem Drehbuch mußte dieser Schlenker offensichtlich vorgenommen werden, weil die Ausgangssituation „zwei Menschen in extremer Notlage und auf engstem Raum eingeschlossen“ sich nicht sehr lange tragen läßt, nicht wirklich viel Spielraum für weitere dramatische Entwicklungen bietet. Dennoch: Anstatt dieses überflüssige Intermezzo einzuschieben (vielleicht um die üblichen anderthalb Stunden voll zu kriegen), hätte ich es begrüßt, wenn man es bei kurzen und knackigen 75 Minuten Filmlänge belassen hätte.
Zumal sich der Schlußteil dann wieder absolut sehen lassen kann. Könnte man kurzzeitig noch glatt vermuten, der Regisseur wolle die Zuschauer mit einem offenen Ende in den Feierabend entlassen (was meiner Meinung nach auch was für sich gehabt hätte), so wird man nur wenig später eines Besseren belehrt. Jetzt kracht’s noch mal richtig, ging man bis dato mit Kunstblut eher sparsam um, so wird ab sofort richtig auf die Tube gedrückt, geschmoddert und jede Zurückhaltung aufgegeben. Mitunter wird die Angelegenheit sogar noch unerwartet kraß und es gibt so manche fiese Abscheulichkeit zu bewundern, die nicht ganz ohne ist. Auch die Idee, das Finale zur Abwechslung mal in einem Tante-Emma-Laden stattfinden zu lassen, weiß zu gefallen.
Innovativ ist das Ganze bestimmt nicht, zu oft hat man schon Ähnliches innerhalb des Genres gesehen (z.T. auch besser), doch Boxell holt aus dem bißchen Budget wirklich eine ganze Menge raus, bietet solide und recht harte Kost, mit einigen schönen Bildern und Einstellungen. Stellt eine ganze Reihe größerer Horrorproduktionen in den Schatten, wenn man auch einen ziemlich langen Atem benötigt, bis der Film endlich ins Rollen kommt. 6/10.