Zusammen mit seinem berühmten Vater Melvin („The Story of a Three-Day Pass“, „Sweet Sweetback's Baadasssss Song”) entwarf Mario Van Peebles („New Jack City”, „Hard Luck”) diesen sich für einen TV-Film achtbar schlagenden Cop-Thriller, der sein Genre wahrlich nicht neu erfindet und mit seinem Thema selbst auch leider sehr oberflächlich umgeht, ohne Klischees außen vorzulassen, der für Genrefans jedoch eine Alternative darstellt.
Heißsporn Michael Rhoades (Mario) will sich auf seinem Revier am liebsten gleich mit allen Rassisten anlegen, die eine deutliche Übermacht darstellen, während Schwarze (u.a. auch sein Vater) hoffnungslos in der Minderheit sind. Selbst bei den Recherchen um eine geheime Phantom-Einheit, die auf eigene Faust Vergeltung übt, verschwinden Akten und scheint man ihm Steine in den Weg zu werfen. Als der Ex-Marine Keith DeBruler (etwas blass: Josh Brolin, „The Road Killers“), frisch von der Polizei-Schule dem Revier und ihm später auch als Partner zugewiesen wird, versuchen seine verhassten Kollegen den Rookie zu rekrutieren.
„Gang in Blue“ polarisiert mehr als alles andere und reflektiert umso weniger. Schade, aus dem Stoff hätte sich mehr machen lassen können, denn er ist gut inszeniert und geschauspielert. So finden sich in weiteren Rollen auch J.T. Walsh („Needful Things“, „The Negotiator“), und Stephen Lang („Manhunter“, „Tombstone“) wieder, die ihre schauspielerischen Qualitäten einbringen dürfen.
Doch der Film ist weniger daran interessiert genauer hinter die Kulissen zu blicken, obwohl am Schluss noch angedeutet wird, wie sich dieses System rassistischer Gesetzeshüter durch den gesamten Polizeiapparat verzweigt.
Stattdessen gibt es allerdings nur die bekannte Schwarzweißmalerei zu begutachten. Man diskriminiert arme Mexikaner und Schwarze, die man ohne ihr zutun einfach nachts anhält, tötet Kinder und tätowiert sich deren Tod als Trophäe ans Bein, ermordet eigene Kollegen, die reden könnten und setzt alles daran den viel zu neugierigen Michael um die Ecke zu bringen. Der gibt sich wiederum als Muster-Cop mit direktem Draht zur Straße, aber mit dem Impuls immer gleich in die Vollen gehen zu wollen. Also wird ihm mit pünktlicher Regelmäßigkeit der erfahrene Veteran mit Worten zur Seite gestellt. Dazu die üblichen Szenen im Duschraum mit Leibesertüchtigung und hartem Machogetue, tot geschlagenen Schwarzhäutigen im Knast oder das feierliche Begräbnis gefallener Kollegen inklusive Ehrenbezeugung danach mit einem gepflegten Sixpack am Strand. Man kennt es ja.
Der Bonus der ordentlichen Inszenierung, die offensichtlich teilweise an Originalschauplatzen stattfand, was dem Film einen Atmosphäre-Bonus beschert, und der nie langweilige Fortschritt der Handlung können zumindest die zu typische Dreiecksbeziehung zwischen Michael, seiner beim FBI arbeitenden Ex und einer Undercoveroperation meist ausgleichen, wobei die nicht einmal zwingend notwenig für die Geschichte mit hineingeschrieben werden musste. Mitsamt dem nächtlichen Großstadtflair in heruntergekommenen Ghetto-Vierteln und ebenso abgewrackten Figuren, die so häufig allerdings vom Film nicht aufgesucht werden, behält sich der Film, besonders dank der souveränen Regie, jedoch viel Flair vor, der ihn gerade so über das Mittelmaß hievt.
Action sollte der Zuschauer dabei besser nicht suchen, denn davon gibt es nicht viel und der zelebrierte Ausgang gestaltet sich dann schon plakativ, so blutig und in Slowmotion wird da gestorben. Immerhin ersparen uns Vater und Sohn allzu ausgebreitete Erotikszenen mit der immergleichen Trompetenmusik.
Mit einer angenehmen Laufzeit von 90 Minuten versuchen die beiden jedoch genauso wenig das Thema unnötig aufzubauschen, so dass trotz Vollbild eine Alternative zur Big-Budget-Liga geschaffen wurde.
Fazit:
Ordentlich abgerissener Cop-Thriller ohne Tiefgang, der sich einer geheimen, rassistischen Gruppe von Polizisten annimmt, die ihrer Gesinnung dank der Macht ihres Berufes Ausdruck verleihen. Dank der guten Schauspieler, einer ordentlichen Umsetzung und genügend Kurzweiligkeit fallen die vielen Standardelemente eines solchen Genrefilms weitaus weniger als gewohnt auf. Ein großer Wurf ist das trotzdem nicht.