Review

Volle Deckung! Deutscher Horrorfilm im Anmarsch!

...zwar is es wohl gemein das Review schon so zu beginnen, aber, oh man, was in Form von "Virus Undead" auf den Zuschauer losgelassen wird ist schon ein starkes Stück.

"Nein, lass mal, eine Not-OP am Tag ist mehr als genug!"


meint Patrick, unser mehr als blasser Held, während er sich mit zwei Kumpels (ein Aufreißer und ein psychisch angeknickter Schizo), ehemaliger Jugendliebe mitsamt Freundin auf dem Landsitz des verstorbenen Onkels die Zombie-Epidemie aussitzen. Witzigerweise gibt es die angesprochene OP aber eh nur im Bonusmaterial bei den entfallenen Szenen und gar nicht mehr im fertigen Film. Und ja, der Spruch ist halt noch im FIlm drin geblieben. Ob sich denn bei so gravierenden Fehlern anscheinend niemand das fertige Produkt angeschaut hat, bevor man es verkauft hat, möchte man meinen und leider bekommt man diesen Eindruck nicht nur ein mal.

Ansonsten geht die Zombieseuche des Tages mal von der mutierenden Vogelgrippe aus und infiziert, vielleicht auch auf Umwegen übers Gammelfleisch, man weiß es einfach nicht (wieder so ein Punkt der Marke: Hat sich jemand den Film vorher angeschaut?), auch noch den Donut essen Dorfpolizisten (ja, der Film spielt trotzdem in Deutschland) und den unsympathischen Wurstbudenverkäufer von Nebenan. Der hat natürlich mit unserem "Helden" Patrick (hust-hust) noch ein Hühnchen zu rupfen. "Ich mach dich fertig für das, was du getan hast!" ah-ha, dafür? Denn mehr erfährt man hier auch wieder nicht, sehr merkwürdig das Ganze. Dafür hat der böse Wurstmann wenigstens überall Tatoos und selbst auf der Gürtelschnalle steht groß und breit "EVIL" (kein Scherz!), wer brauch bei soviel Eindeutigkeit überhaupt eine Story?

Üble Dialoge en masse gibt es dann auch (das Erste was Patricks Jugendliebe meint ist: "Hi, erinnerst du dich noch? Wir haben uns doch früher geliebt, aber dann bist du abgereist, ich habe hier die Tankstelle übernommen und mache gleichzeitig noch ein Bio-Studium!" Writer's Speech at its worst!) und man muss eh erst mal geschlagene 50 Minuten warten, bis zwischen Absinth-Trip, dilletantisch gefilmter Sexszene und Nonsens-Geblubber die Untoten umgehen. Dann wird eben innerhalb einer halben Stunde das kleine Einmaleins der Zombiebelagerungen durchgespielt, bis "Virus Undead" mit einem unspektakulären Ende seine Geschichte, anscheinend erstmal nur fürs Erste, eine mögliche Fortsetzung darf man ruhig als Drohung verstehen, beschließt.

Aber kommen wir doch zu den Untoten. Die mit witzig-albernen Latexmatsch beklebten Gesellen haben manchmal Drahtseil-Kräfte (sprich: jemand wird gepackt und lächerlich weit weggeschleudert, am unsichtbaren, deutlich spürbaren Drahtseil), machen dann aber auch, wenn man sie mit Axten am Kopf trifft, witzige Pirouetten in der Luft, während sie dadurch meterweit weggeschleudert werden. Selbst wenn ein eigentlich normales Mädchen sie nur trifft. Dafür gibt es dann aber auch so gut wie gar keinen Splatter, bzw. Blut. Ein Kopfschuss ist da das Höchste der Gefühle, aber dafür kann man ja immer noch schnell überall billig animierte Vogelschwärme hinklatschen um seine "Die Vögel"-Referenzszene abzuhaken.


Vielleicht ist es bis jetzt schon durchgekommen: Der Film hat einen ganzen Haufen voll Filmfehler, idiotischer, oder, was noch viel schlimmer ist, schlicht nicht funktionierender Momente.
Dabei bietet die Doppel-DVD von KSM sogar 13 entfernte Szenen, die nicht nur endlich erklären um was es mal geht (die ganze, obligatorische, aber wichtige "Wir analysieren den Virus"-Szene findet man auch nur im Bonusmaterial!), was der Autostunt am Anfang sollte (für den es im Film an sich keine weitere Erklärung gibt), oder eben was es mit der angesprochenen Not-OP überhaupt auf sich hat. Würde man nun den eigentlichen Film um einige sinnlose Füllszenen erleichtern und stattdessen mit den teils EXISTENZIELLEN entfallenen Szenen auffüllen, doch, kann käme man zumindest auf einen anschaubaren Film. (Selbst eine humorvollere Zombie-Szene musste dem hirnrissen Filmschnitt weichen.)

So wie er jetzt ist stellt "Virus Undead" aber leider den Bodensatz des Zombiegenres dar: Er zitiert wahllos aus den letzten zehn(!) Jahren des Genres, ohne eine Gespür für die Zitate zu haben, gibt sich geschwätzig, aber ohne auch nur die geringsten Informationen zu bieten und, und das ist wohl am schmerzhaftesten, hinkt so sehr den "großen Brüdern" hinterher, dass eine Eigenständigkeit nie ausgemacht werden kann.

Oh, ganz zum Schluss muss ja die kleine Frage geklärt werden: Ist eigentlich irgendwas gelungen an dem Film?

Die Pre-Titel-Sequenz ist absolut in Ordnung, der Vorspann ist sogar sehr gut gemacht und versprüht Stimmung und danach, naja, danach fängt der Film und damit auch das Mitleiden schon an. Die letzten zwei Minuten Epilog sind dann eigentlich auch wieder gut ansehbar, aber alles in Allem macht es das Ganze eigentlich nur noch schlimmer. Oder hört es sonderlich nett an, wenn man sagt, dass die beste Szenen in "Virus Undead" bis kurz nach dem Vorspann und dann wieder ab kurz vorm Abspann zu sehen sind? Schließlich gibt es dazwischen immer noch satte 80 Minuten Haare raufen deluxe. Schad drum. Eigentlich ist die Kamera-Arbeit auch noch ziemlich gut gelungen, auch die Musik wäre noch durchgegangen, aber dank der platten Dialoge, der unmotivierten Handlung den dem wohl hundsmiserabelsten Filmschnitt, den man in letzter Zeit erleiden musste, kann es eigentlich nur eine Empfehlung geben:

Finger weg!

(Auch wenn ich einem "Re-Cut" wohl noch eine Chance geben würde, aber nach so einer abgelieferten Fassung hab ich da bei den Machern wenig Hoffnung drauf...)

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