ROVDYR
…ist Norwegisch und bedeutet übersetzt Raubtier(e). Ein auf den ersten Blick recht unscheinbarer, beim weiteren Nachdenken jedoch ziemlich passender Titel für diesen aus Norwegen stammenden Backwood-Terror. Welcher Kreativling auch immer auf MANHUNT BACKWOODS MASSACRE kam; er hat einen ebenso passenden, wenn auch deutlich niveauloseren internationalen Titel geschaffen…
Vier junge Erwachsene wollen einen Ausflug in die dichten Wälder Norwegens unternehmen. Camilla (Henriette Brusgaard) und ihr Freund Roger (Lasse Valdal) organisieren den Trip; begleitet werden sie von Jørgen (Jørn-Bjørn Fuller-Gee) und dessen Schwester Mia (Ninni Bull T. Robsahm). Auf ihrem Weg gabeln sie eine junge, völlig verängstigte Frau auf, die vorgibt, eine Autopanne gehabt zu haben. Bald schon verwandelt sich der Ausflug in den blanken Terror, denn man wird in der Wildnis von gnadenlosen Jägern überfallen. Deren bevorzugtes Jagdgut sind Menschen und als es die ersten Opfer zu beklagen gibt, muss der Rest der Gruppe einen verbissenen Kampf ums nackte Überleben schlagen...
Das Regiedebüt des Norwegers Patrik Syversen ist starker Tobak. Er präsentiert seinen in den 70er Jahren angesiedelten ROVDYR als waschechtes Terrorkino ohne jeglichen Schnick-Schnack. Überflüssigen Ballast eines typischen Hollywood-Hochglanz-Slashers wirft er über Bord; verzichtet auf schnelle Schnitte oder unnötige Effektspielereien. Dafür kann er mit einer rundum gelungenen Aufmachung punkten: ob Fahrzeuge, Kleidung oder Frisuren; man hat tatsächlich das Gefühl, sich im Jahre 1974 zu befinden und kann kaum glauben, es mit einer Produktion aus dem Jahre 2008 zu tun zu haben.
Nach kurzer Einführungsphase werden die vier Hauptdarsteller direkt den Raubtieren zum Fraß vorgeworfen. Es braucht kein konstruiertes „Wir kommen vom Weg ab, verirren uns und laufen immer tiefer ins eigene Verderben!“. Der Terror bricht aus heiterem Himmel und ohne Vorwarnung über die Protagonisten herein und bevor sie kapiert haben, was eigentlich passiert ist, befindet sich auch schon die erste Hauptperson im Jenseits.
Von nun an gönnt der gerade mal 75 Minuten lange Backwood-Terror auch dem Zuschauer keine Atempause mehr. Mit einem (ziemlich unangenehm klingenden) Horn wird zur Jagd auf die restlichen Überlebenden geblasen, wobei man niemals wirklich erahnen kann, wann es wen auf welche Art und Weise erwischen wird. Syversen stellt dem Zuschauer einige geschickte Fallen, wobei potentielle Morde oftmals so angedeutet werden, dass man nicht weiß, ob da jetzt im „Off“ gestorben oder gerade eben noch davongekommen wurde.
Kommt es dann zu einem tatsächlichen Mord, geht es hart und kompromisslos zur Sache. Es wird in Nahaufnahme draufgehalten, wenn sich Messer, Pfeilspitze oder Stacheldraht in die Körper bohren. Beklemmender sind allerdings die ausformulierten Sterbeszenen: man muss den Todeskampf der Opfer auch dann noch miterleben, wenn die Täter schon lange von ihnen abgelassen haben und im Anschluss an die garstigen Effekte erreicht man hierdurch eine Extraportion Härte. Das ohnehin schon mulmige Gefühl wird zusätzlich dadurch gesteigert, dass die Täter kein einziges Wort von sich geben und so weder Protagonist noch Zuschauer einen Einblick in ihre Motivation gewähren…
Recht kurz, ziemlich hart, relativ gut! Wenngleich ROVDYR den Backwood-Terror nicht neu erfindet, kann man hier doch straight inszenierte, beklemmend intensive 75 Minuten erleben. Auf jeden Fall sollte man tunlichst darauf achten, eine Uncutfassung zu ergattern. Dort werden zwar auch keine Grenzen gesprengt, aber die deutlicher ausformulierten Sterbeszenen sorgen umso mehr für ein angenehm ungutes Gefühl in der Magengegend!
6/10 Punkten, diBu!