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Eines Tages gerät die heile Welt der Ärztin Gina (Lena Headey) aus den Fugen: Sie wird von dunklen Vorahnungen geplagt und sieht eine Frau an sich vorbeifahren, die genauso aussieht wie sie. Kurz darauf überlebt sie mit Glück einen Autounfall. Geschwächt von den Verletzungen und durch eine Gehirnerschütterung verwirrt, verliert sie immer mehr die Bodenhaftung - und fühlt sich bald von ihren eigenen Angehörigen verfolgt.

Der kleine, effektive Mystery-Schocker aus britisch-französischer Co-Produktion bietet eine äußerst atmosphärische Inszenierung und eine so clevere wie gruselige Grundidee. Drehbuchautor und Regisseur Sean Ellis versteht sein Handwerk ausgezeichnet: In oft eleganten Bildkompositionen entfaltet sich die Aura der Bedrohung von der ersten Szene an, zeigt eine immer wieder von düsteren Schatten und zweifelhafter Sicherheit erfüllte Welt. Kleine Details erhalten hier bedrohliche Bedeutung - etwa ein zerbrochener Spiegel oder ein Wasserfleck an der Decke des Badezimmers. Oft gleitet die Kamera in traumwandlerischer Langsamkeit durch die Settings, untermalt von dunkler Spannungsmusik, die jeder kleinen Szene etwas Surreal-beängstigendes verleiht. So entsteht ein Spannungssog, der sich erst in der zweiten Hälfte an konkreten Dingen manifestiert und für permanente Verunsicherung sorgt.

Neben dieser dichten Inszenierung gefällt auch die Story mit guten Ideen - allerdings nur bis zu einem gewissen Punkt. Wenn nämlich die dramatische Auflösung ins Haus steht, dann kann einerseits zwar sogar der eine oder andere erfahrene Genre-Fan noch überrascht werden; andererseits mangelt es dieser Auflösung in vielen Detailpunkten an Glaubwürdigkeit und Nachvollziehbarkeit. Der rückwirkend eröffnete Perspektivwechsel scheint hier in vielerlei Hinsicht wenig Sinn zu machen. Überhaupt hätte dem Film ein Hauch mehr Inhalt und innere Logik gut getan - ganz zu schweigen von einer grundsätzlichen Erklärung, aus welcher Motivation heraus die Dinge hier überhaupt geschehen. So wirken alle Ereignisse hier recht beliebig.

Am Ende kann "The Broken" die hohen Erwartungen, die die atmosphärische Inszenierung immer weiter schürt, durch diese inhaltliche Schwäche nicht ganz erfüllen. Auch die eine oder andere Klischeeszene nervt bereits am Anfang des Films und auf die ein, zwei blutigen Gewaltszenen, die überhaupt nicht hierhin passen, hätte man komplett verzichten können.

Dennoch ist er für anspruchsvolle Horror-Fans durchaus empfehlenswert, erinnert er mit seiner düsteren Grundstimmung und der morbide-beängstigenden Story doch mithin sogar an die Intensität mancher japanischer Horror-Hits. Und besonders gegen Ende gelingen ihm immer wieder fantastische Bilder, wenn etwa aus dem Dunkel hinter dem von Richard Jenkins gespielten Vater langsam und blass ein Gesicht an die Helligkeit auftaucht. Visuell und atmosphärisch ist "The Broken" ein fesselnder und intensiver Vertreter seiner Zunft; wenn sich Ellis beim nächsten Mal noch etwas mehr um den inhaltlichen Zusammenhang kümmert, könnte er einen ganz großen Wurf landen.

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