*ganz spoilerfrei geht es nicht*
Ach, es hätte alles so schön sein können.
Da zeigt sich ein Regisseur wie Sean Ellis in bestechender Form beim Abliefern wirklich unheimlicher und unwirklicher Bilder, die das Publikum verunsichern und wetzt damit die Scharte aus, die bei „Mirrors“ jegliches Potential leider zerstörten, denn „The Broken“ ist wirklich gruselig.
Äußerlich.
Die kühlen, in Blau- und Grautönen gehaltenen Bilder des modernen London, das in diesem Film geradezu „Avengers“-like halb ausgestorben daherkommt und die Illusion der Isolation entwirft, haben wirklich Magnetkraft, manche Sequenzen sind so dicht gestrickt, daß man auf dem Sofa sitzt wie „Spitz, paß auf!“ und sich nicht rührt und selbst wenn der Score in spannenden Sequenzen sich so penetrant hochschraubt wie hier, zerstört das noch nicht die ganze andersweltliche Atmosphäre.
Da hätte es uns sicher gefreut, wenn ein bißchen mehr von dieser Kreativität ins Drehbuch geflossen wäre, denn wenn „The Broken“ einen großen Fehler hat, dann der, daß er die Karten viel zu schnell auf den Tisch legt.
Hat man nun schon einen „Spiegel“-Film erwähnt (s.o.), so ahnt man schon, wie wohl der Hase laufen könnte, aber wenn man dann den Szenenaufbau betrachtet, der einen verunsichern soll, um dann abrupt zu stoppen und kurz darauf in einen Autounfall zu münden, der eine Amnesie bei der hier recht solide spielenden Lena Headey verursacht, muß man schon verdammt unbedarft sein, damit einem nicht sofort klar ist, was hier abgeht, man kann auch den Schlußtwist schon zehn Meilen gegen den Wind riechen, wobei zu erwähnen ist, daß er sowieso nicht der Frischeste ist.
Viel zu früh macht Ellis (der auch der Autor ist) zu viel klar, definiert die Bedrohung als etwas Übernatürliches von der „anderen Seite“ und bringt sich dann nach einer Stunde um die Überraschung, als man endlich „sehen“ kann, was hier so passiert – auch wenn man es dann schon weiß. Da hilft dann auch massiver Bluteinsatz nicht, kommt eher ziemlich unnötig daher.
Dabei gelingen ihm die Spielereien mit dem Titel und eventuellen Entsprechungen im Filmgeschehen überraschend, ständig geht etwas kaputt oder wird zerbrochen: ein Auto, eine Augenbraue, eine Vase, diverse Spiegel, Fingernägel und stets geht die Bedrohung damit einher.
Doch der aufmerksame Zuschauer macht sich eben doch so seine Gedanken und so sitzt man mit zunehmender Laufzeit und hofft auf einen besseren Twist als den, der sich da schon so lange ankündigt und wenn dem schon nicht so ist, dann wenigstens auf eine Erklärung, eine Motivation, einen Sinn hinten den ganzen Aktionen und wer „die von drüben“ denn nun sind.
In einer der letzten Sequenzen gibt’s dann sogar noch ein fröhliches Anlehnungszitat bei einem berühmten Donald-Sutherland-Film aus den 70ern, bei dem die beinahe identische Szene zeitlich ähnlich angelegt war.
Leider überrascht und verstört das da dann keinen mehr, denn in dem Moment, wo man die Atmosphäre verinnerlicht hat und dann doch noch (zumindest leise) nach einer Erklärung schreit, da ist Schluß.
Es sieht gut aus und wirkt streckenweise, darum noch die halbe Miete. (5/10)