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Als Jugendlicher habe ich mal eine Kurzgeschichte mit dem Titel Situs Inversus geschrieben. Darin passiert es, dass das Spiegelbild eines Mannes ein Eigenleben entwickelt und sich beschwert, dass er nur existiert, wenn sich der Mann irgendwo spiegelt, und dann muss er auch noch alles nachmachen. Also machen die beiden einen Deal, dass der Mann sich ein paar Tage frei gönnt und das Spiegelbild darf raus in die reale Welt. Leider schaut er aber an der Straße nach rechts statt nach links und wird von einem Auto überfahren. Der Arzt im Krankenhaus meint noch, sie hätten den "Zwillingsbruder" ja retten können, wenn sie gewusst hätten, dass er Situs Inversus war - sprich, dass seine Organe spiegelverkehrt angeordnet waren...

Tja, irgendwie müssen die in England an meine Story gekommen sein und haben da einen Grusel-Thriller draus gemacht. The Broken spielt nämlich mit genau dieser Idee - Was, wenn unsere Spiegelbilder ein Eigenleben entwickeln? Allerdings sind hier die Spiegelbilder nicht ganz so nett, dass sie für uns zur Arbeit gehen würden. Vielmehr wollen sie unseren Platz einnehmen - und dazu müssen sie das Original natürlich los werden...

The Broken besticht durch Atmosphäre und ausgefeilte Kamera- und Lichttechnik. Man weiß nicht immer genau, ob man nun ein echtes Bild oder ein Spiegelbild sieht. Natürlich dürfen die klassischen Effekte nicht fehlen, wenn das Spiegelbild plötzlich was anderes macht, als die Person davor. Oder die gruselige Einstellung von jenseits der Wand, aus dem Spiegel heraus sozusagen.

Allerdings hat der Film zwei entscheidende Schwächen: er hat Längen, und es wird am Ende nichts erklärt. OK, werden die einen sagen, umso besser. Nichts ist schlimmer als ein Film, bei dem alles haarklein erklärt wird, bis auch der letzte Honk kapiert, worum es ging. Ich mag es im allgemeinen auch, mir meine eigenen Gedanken zu machen. Trotzdem lässt The Broken einen unbefriedigt zurück. Man hätte schon gerne ein klitzekleines Motiv oder so. Was die Längen betrifft, bringt der Film zu wenig Gänsehaut-Szenen, um eine konstante Spannung aufrecht zu erhalten. Gerade als man denkt es geht los, schraubt sich die Atmosphäre wieder komplett zurück, und der nächste Aha-Effekt lässt ewig auf sich warten.

Zusammenfassend kann man The Broken einen etwas langatmigen Mystery-Thriller mit Anleihen aus Mirrors und Die Fürsten der Dunkelheit nennen. Eine an sich interessante Idee, die einen prima Kurzfilm abgegeben hätte, als gut 80-minütiger Spielfilm einfach zu gedehnt und letztendlich unbefriedigend.

Dabei war meine Vorlage so vielversprechend.

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