Review

Manche Streifen machen es uns (Hobby)-Kritikern nicht gerade leicht über sie zu berichten, ohne gleich zu spoilern oder durch bestimmte Andeutungen oder Tendenzen erfahrenen Zuschauern einen zu deutlichen Hinweis zu liefern.
Bei „The Broken“ müsste man sagen: Zerbrochene Spiegel, ein Autounfall, Doppelgänger und Veränderungen bei vertrauten Menschen, - macht was draus!

Egal wie man die Sache betrachtet, wie viel man nach dem Abspann in die Geschichte hinein interpretiert oder sich vielleicht auch nur verarscht vorkommt, es bleibt ein moderner Mindfuck in optisch brillanter Gestalt.
Das Grauen, welches Gina (Lena Headey) zusehends empfindet, rührt von der Veränderung ihrer Umgebung, seit sie einen Autounfall halbwegs unbeschadet überlebte.
Ihr Freund scheint ein völlig anderer zu sein und Gina scheint sich selbst in doppelter Ausführung zu sehen. Reden ihr Ärzte und Psychologen ein seltenes Trauma ein oder ist der zerbrochene Spiegel beim Familientreffen der Schlüssel des Geheimnisses?

Puzzle-Freunde sollten viel Geduld mitbringen und in der Lage sein, die letzten Teile selbst anzufertigen, ansonsten wird man mit diesem fast hypnotisch langsam erzählten Werk keine Freude haben.
Unheilsschwanger geht es zwar früh zu und man lässt den Figuren angemessen Zeit zur Einführung, doch wer hier Schockeffekte oder gar derbe Blutszenen erwartet, hat zum falschen Film gegriffen.

Die Umgebung Ginas scheint wie ausgeblichen, es stehen kühle Blautöne im Vordergrund, während der Score immer wieder anschwillt, um Nuancen zu setzen.
Doch die Bilder sprechen eine klare Sprache, die, und das ist das große Manko der Erzählung, leider doch recht früh Hinweise geben, worauf die Chose hinauslaufen dürfte.
Immerhin geht es stilvoll zu, etwa als Gina in der Badewanne nach Entspannung sucht und Tropfen von der Decke ins Wasser ploppen, beim Verlaufen in der U-Bahn Station oder auch beim Leichenfund.
Lena Headey trägt das Geschehen weitgehend allein auf ihren hübschen Schultern und macht das soweit recht ausdrucksstark.

Konsequent wird fast ausschließlich mit Andeutungen gearbeitet, man sollte verstärkt auf einzelne, lang anhaltende Einstellungen achten, als den wenigen Worten der Beteiligten allzu große Bedeutung beizumessen, denn am Ende wird es für viele schwer genug sein, sämtliche Teile zu einem Ganzen zusammenzufügen. Da schließe ich mich nicht aus.

Interpretationsgabe ist also gefragt und wer den Grundgedanken, sich selbst als Doppelgänger aus der Distanz zu beobachten schon einmal im Sinn hatte, dem dürfte die Prämisse entgegen kommen. Was daraus wird, hat der Brite Sean Ellis recht speziell ausgearbeitet, mit einer funktionierenden, gut durchdachten Bildersprache, sehr langen Szenen, aber einer Auflösung, die seit („…“) eben nicht mehr neu ist und auch nicht unbedingt den finalen Paukenschlag setzt, auf den man eventuell gehofft hatte.
Insofern auch ein wenig boring, wenn man mehr als ausbalancierte Bildkompositionen erwartet…
5 von 10

Details
Ähnliche Filme