Wer die Inhaltsangabe von „Der Zauber von Malèna“ liest, wird sich in vielen Fällen nicht zwingend für den Konsum dieses Werkes interessieren.
In der faschistischen Phase Italiens und der Nachkriegszeit beherrscht die bildschöne Malèna die Männerphantasien in einer sizilianischen Kleinstadt. Sie ist auch Gegenstand der Wunschvorstellungen des pubertierende Renato, der aus seiner Sicht die Ereignisse schildert. Als Malènas Mann im Krieg (scheinbar) fällt, werden aus Begehren und Neid von Malènas Mitbürgern Hass und Missgunst. Sie kriegt das Image einer Hure, da man keine Lust hat, sich mit ihrem Schmerz und der Tatsache, dass man schön und trotzdem treu und fürsorglich sein kann, auseinander zu setzen. Malèna beschließt, sich ihrem Ruf entsprechennd zu verhalten. Dass dies aus Not geschieht, interessiert wiederum keinen. Dafür gibt das Kriegsende für die neidischen Frauen der Kleinstadt die willkommene Gelegenheit, an Malèna öffentlich ihr Mütchen zu kühlen. Und die Männerwelt schreitet nicht ein, als der Gegenstand ihrer unerfüllten Phantasien auf die Straße gezerrt, gedemütigt und misshandelt wird.
Die Story ist mit Sicherheit kein Reißer. Aber der Film ist eine schöne und zugleich traurige Parabel über die zum Teil zerstörerische Macht der Phantasie, über den schwelenden Neid und die Kraft des Vergebens. Der Film ist wundervoll gespielt und mit Monica Bellucci als Malèna sehr passend besetzt. Bellucci ist optisch genau der Typ Frau, der die Phantasien aller Altersstufen anregt und gleichzeitig die Reinheit der unschuldig Begehrten widerspiegelt.
Untermalt wird der Film von einem stimmungsvollen, aber unauffälligen Soundtrack von Ennio Morricone und farblich faszinierenden Bildern Siziliens. Tornatore hat als Regisseur alle Register gezogen und schafft es, phasenweise sogar dem großen Fellini das Wasser zu reichen (z.B. bei der Gerichtsverhandlung).
Tornatore hat es geschafft, zwei Arten von Lebensgefühl auf die Leinwand zu bannen. Zum einen die verklemmte Anbetung der unerreichbaren Schönheit durch einen Jungen, der schlecht beraten ist, seine Wünsche erfüllt zu bekommen. Zum anderen die südliche Einstallung zum Leben. Die gezeigten Sizilianer können intensiv anbeten und hassen, bestrafen und vergeben. Dabei ist es egal, ob Gegenstand ihrer Emotionen der Faschismus oder die schöne Malèna ist.
„Der Zauber von Malèna“ ist ein wunderschöner Film mit ergreifenden Momenten. Er vermittelt Weltschmerz und Zuversicht. Er ist nicht spannend, sondern einfach nur etwas für die moralische Erbauung. Und handwerklich sehr gut gemacht. Von mir bekommt er 8 von 10 Punkten und ist eine sichere Empfehlung für alle, die sich für bittersüße Gefühle interessieren.