Du schätzt Ralf König? Du stehst auf gutes Schauspiel, auf lustige Komödien? Du möchtest einen Comic-Klassiker (genauer gesagt zwei, da es sich ja um die Bänder "Der bewegte Mann" und "Pretty Baby" handelt) mal adäquat verfilmt sehen? Dann laß die Finger um jeden Preis von diesem Film!
Als ich den Film damals im Kino gesehen habe, kannte ich Katja Riemann gar nicht und Til Schweiger nur aus der Lindenstraße. Ich war anspruchsloser und habe mich einfach gefreut, das Werk eines meiner Lieblings-Comiczeichner mal auf die große Leinwand gebracht zu sehen, kurz: Ich war zufrieden. Eine spätere Fernseh-Ausstrahlung verbrachte ich, ohne auch nur einmal zu grinsen und wunderte mich hinterher, warum ich den Film überhaupt zu Ende geguckt habe. Eine neuerliche Sichtung (die ich abbrechen mußte) und die erstaunlich positiven Bewertungen hier haben mich dazu veranlaßt, selber meine Meinung zu äußern, wie so häufig, um Interessenten eine gegenläufige Ansicht zu bieten.
Es lassen sich nicht unbedingt viele konkrete Beispiele nennen, es ist nur einfach so, daß man sich einerseits recht weit von der Vorlage entfernt hat, dies aber anderseits nicht durch eine stimmige Inszenierung oder frische Ideen kompensiert. Ganz konkret hingegen sind die Besetzungsprobleme: Abgesehen davon, daß Riemann und speziell Schweiger höchst unsympathische Anti-Schauspieler sind, entsprechen beide weder optisch noch charakterlich den Protagonisten aus der gezeichneten Version. Besonders Doro hat nichts mit der Comicvorlage gemein; natürlich muß man Königs stereotype, leicht misogyne Darstellung nicht eins zu eins übernehmen, aber hier sind die Macher übers Ziel hinausgeschossen. Die Nebenrollen sind erfreulicherweise gar nicht so schlecht besetzt, besonders Norbert, Waltraud und der Metzger sind gut getroffen. Optisch. Was das Schauspiel angeht, legen sämtliche Darsteller, selbst die von mir geschätzten Joachim Król und Armin Rohde, eine ziemlich steife Nummer hin.
Nun handelt es sich um einen deutsche Komödie, und da sollte der Anspruch an die darstellerischen Qualitäten nicht so hoch sein. Handelte es nicht um die Adaption einer als annähernd genial zu bezeichnenden Vorlage, könnte ich damit auch leben. Aber so...
Vielleicht ist es auch ein generelles Problem von Literaturverfilmungen: Man hat Bilder im Kopf, die im Film so gar nicht gezeigt werden können, und aus dramaturgischen und Formatgründen muß natürlich auch an der Geschichte ordentlich rumgeschnippelt werden. Anderseits: Bei einem Comic sind die Bilder ja recht konkret und die Umsetzung sollte nicht so schwer fallen, und hier enttäuscht "Der bewegte Mann" einfach auf ganzer Linie.
Als Fazit muß man nämlich festhalten, daß Sönke Wortmann aus einer hochklassigen ungewöhnlichen Vorlage eine staubig-trashige Standardkomödie geflickt hat: einen Film über Schwule, von Heteros, für Heteros.