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Vollblutmacker Axel (Til Schweiger) wird von seiner Freundin Doro (Katja Riemann) nach einem neuerlichen Seitensprung kurzerhand auf die Straße gesetzt. Notgedrungen quartiert er sich über einige Umwege beim schwulen Norbert (Joachim Kròl) ein, der sich auf der Stelle in den gut gebauten Hetero verknallt – zum Leidwesen von Walter (Rufus Beck), der auf Axel ebenfalls ein Auge geworfen hatte. Als klar wird, dass Doro von ihm schwanger ist, kehrt Axel wieder zu ihr zurück, doch seine Vorliebe für andere Frauen weiß er auch als späterer Ehemann noch nicht zu bändigen.

Ralf König lieferte mit den Comics „Der bewegte Mann“ und „Pretty Baby“ eine Steilvorlage für einen amüsanten Beziehungsreigen, der genüsslich mit Klischees von beiden „Ufern“ aufräumt und nebenbei noch glaubwürdige, sympathische und bisweilen urkomische Charaktere zu bieten hat. Angefangen bei Til Schweiger, dem mit seinem leicht beschränkt wirkenden, machohaften Auftreten diese Rolle perfekt passt, über Joachim Kròl als gutmütiger Norbert, den man als Zuschauer sofort ins Herz schließt, Rufus Beck als dessen offensiveres Gegenstück bis hin zu Katja Riemann, die innerhalb dieses schrillen Clans wie eine Insel der Normalität wirkt und deren Auftreten dementsprechend etwas farblos daherkommt. Die denkwürdigsten Auftritte hat allerdings ein anderer: Armin Rohde. Die Rolle des „Metzgers“ ist zwar relativ klein, doch seine wenigen Szenen gehören ihm: Ob „lauchige Suppe“, „Geheimtuntentratsch“ oder ein „entspannendes“ Horrorvideo zum Frühstück – die trockenen Sprüche und das brummige Auftreten dieser herrlich überzeichneten Figur prägen sich letztlich ebenso tief ins Gedächtnis ein wie die schrullige Männergruppe oder ein tückenreicher Besuch im Pornokino.

Ein weiterer Pluspunkt ist die längenfreie und von brillanter Situationskomik durchzogene Inszenierung, die in den letzten zwanzig Minuten ihren unweigerlichen Höhepunkt findet, wenn Axels Libido und eine abstruse Sex-Droge für chaotische Verwicklungen sorgen. Nahezu alle Situationen und der gesamte Handlungsablauf sind fast 1:1 aus den Comics entnommen – trotzdem vermag es Regisseur Sönke Wortmann, die gezeichneten Bilder perfekt auf bewegte zu übertragen, ohne ihren ursprünglichen Charme zu zerstören. Eine formidable Leistung, die man angesichts der hoffnungslos missratenden König-Adaption „Kondom des Grauens“ und des allenfalls durchschnittlichen „Wie die Karnickel“ als solche anerkennen sollte. Auch werden trotz aller Komik auch die ernstgemeinten Aspekte wie Treue, Verantwortung und natürlich der allgegenwärtige Kampf um Toleranz, die erst am Ende richtig in Erscheinung treten, zufriedenstellend herausgearbeitet. Da passt auch der relativ offen gehaltene Schluss bestens hinein.

Eine herausragende Bedeutung hat hier auch der Soundtrack, der in seiner Art und Weise einzigartig ist und wie so vieles in diesem Film einen festen Platz im Gedächtnis einnimmt. Die von Max Raabe eingesungenen Chansons passen sich immer wieder an die jeweiligen Situationen an und unterstreichen das Geschehen in bissig-ironischer Weise („Ja und Nein“) – oder drücken schlicht und ergreifend die Gefühlslage des Protagonisten aus („Kein Schwein ruft mich an“). Ein Art von Musik, die man wie gesagt in keinem anderen Film in dieser Art und Weise zu hören bekommt und deshalb dem Streifen seinen Stempel aufdrückt. Ein echter Glücksgriff.

„Der bewegte Mann“ zeichnet sich durch stereotype, aber ausnahmslos sympathische Charaktere und perfekt getimten Humor aus, dem über die volle Laufzeit nicht einmal die Puste ausgeht. Ein einprägsamer Soundtrack und einige kultverdächtige Szenen machen aus Wortmanns Werk eine der besten deutschen Komödien überhaupt, die auch im Ausland ihre verdiente Anerkennung gefunden hat.

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