Für den Kenner ist es vielleicht Batic oder Bokowski, für den Liebhaber Kressin, für die Massen zur Unterhaltung die Münsteraner, während der Tschiller auch die Menge anlockt(e), diese aber eher zum Grummeln und Lästern zwingt. Der Legende nach bleibt es Schimanski, der selbst den Unkundigen und Undurchschaubaren alle dieser Vielzahl von Tatorten und Kommissaren ein Begriff ist und dieses sicherlich auch die nächsten Jahre über bleibt. Götz George ist SCHIMANSKI, wie uns das Titelbild verrät, und er ist auch der Einzige, der sowohl die Nachrichtenlage aufregte, das Kino gleich zweimal eroberte (der Film war nach Otto - Der Neue Film und Zärtliche Chaoten #3 der Kinocharts) und Jahre nach dem ersten Einsatz auf den Bildschirmen, innerhalb einer eingeschworenen Reihe, sein eigenes längeres Spinoff, mit der Haupt- auch als Titelfigur erhält.
Mit ein Grund dafür ist, dass George schon immer Kino und schon immer Aktion in der Form von Draufgängertum und Bewegung nach vorn war, und schon immer den Namen dafür hatte und im Bewusstsein des Zuschauers für das Wilde und Unzähmbare, das Unbändige, die Machokultur schlechthin steht und in der Popularität weit vorne ist. Der erste Auftritt im zweiten Abenteuer, einem Actionkrimi weiterhin, lässt so auch nicht lange auf sich und eine Bestandsaufnahme und Bestätigung des Erwartbaren und Verwertbaren warten, auch wenn die Titelsequenz selber erst einmal ruhige, hochemotionale Töne und dies perfekt wie ein Schlag im Magen im schwermütigen bis bittersüßen Schwarzweiß anschlägt. Dann geht's ans Eingemachte, wird zweimal “Fang die Maus“ in Verfolgungsjagden auf den Straßen Duisburgs und auf dem Rhein gespielt, blutig in Geschäftszimmern herumgeschossen, auf Autos gehechtet und in wahllos herumstehende Ölfässer gelenkt und LKWs gesprengt:
Nach der Razzia in einer Drogenhochburg, bei dem sie u.a minderjährige Jugendliche [ wie z.b. Martin May ] festgenommen haben, verfolgen die Kriminalhauptkommissare Horst Schimanski [ Götz George ] und Christian Thanner [ Eberhard Feik ] dem flüchtigen Sandrowski [ Ralf Richter ] in den frisch eröffneten, von Hocks [ Wolfram Berger ] geleiteten Nachtclub "Sun Flash". Dabei trifft der Duisburger Polizist auf seine vor 12 Jahren das letzte Mal gesehene damalige Ziehtochter Conny [ Claudia Messner ], die er nach der Trennung von der Mutter auch aus den Augen verloren hat und sich nun ihm gegenüber als ‚Zabou‘ ausgibt. Als sie ihn später, nach ersten Abwehrversuchen doch um Hilfe bittet, ist Schimanski plötzlich Mordverdächtiger und auf der Flucht, die ihn über mehrerlei Ecken nach Wuppertal zu Melting [ Hannes Jaenicke ] führt.
Statt “Faust auf Faust“ gibt es hier Joe Cockers “And Now You're Gone“, dass hier das Publikum auf andere Art und Weise am Kragen packt und mitten hinein in das Ruhrgebiet, Achtziger Jahre, in den Stil und das Leben des “Provinzloddels“ zieht. Kurz bevor es zu eng wird im Hals, der Kloss gar nicht mehr rutscht und sich das Herz zu sehr zusammen schnürt, wird dann doch noch die Tonlage gewechselt und die Farbe wieder angeknipst. Schimanski erstmal nicht mehr als Vater(ersatz) eines noch jungen, erst heranwachsenden Mädchens und als Liebhaber einer mondänen Frau, nicht mehr als perfekte Ergänzung für ein Mutter-Tochter-Gespann, dass in 'Schimmi' den Fels in der Brandung und die starke Brust zum Anlehnen, die breite Schulter zum Ausweinen und die Currywurst rot-weiß zum Höhepunkt eines Picknicks in stillgelegter Zeche erhält. 'Schimmi' ist jetzt wieder der Rammbock, der sich selber als menschliche Brechstange gegen verschlossene Türen einer Drogenhöhle wirft und dem kein Angreifer mit Messer zu gefährlich und keine Abkürzung zum Gewollten zu geradlinig ist.
So richtig, was er will, weiß man aber nicht, wechselt das Gemüt hier doch sehr, vom Angriff auf das sich gefallen lassen, von der Drangsalierung zur plötzlichen Abwehr, was recht anstrengend für die nähere Umwelt und auch ein wenig für den mit diesen Überfällen auch Überforderten im Auditorium ist. Fall und Film als schwitzender, atemloser, hechelnder und schwächelnder Privat- und Abwehrkrieg auf den (Wasser)Straßen Duisburgs, als Rachefeldzug, nicht bloß gegen das Kriminelle Gesindel, dass natürlich auch seinen Grund und Anlass bringt. Nein, gegen das Leben selber, welches selten fair ist und selten nur seine Versprechungen und Hoffnungen auch hält und umsetzt.
Thanner kann da nur beistehen und zugucken, ist das sein Kampf doch nicht, scheint er sowieso weitgehend interessenlos, auch wenn er anfangs die Beine in die Hand nimmt und bei der Verfolgung eines Verdächtigen durch die alte ausgekehrte Fabrikruine einen wahrlich flotten Zahn vorlegt. Sowieso ist die Regie hier besser, die Verfolgungsjagden per Auto und Motorboot mit fliehender Geschwindigkeit und Stuntarbeit Made in Germany angelegt, wirkt v.a. auch der rabaukenhafte Hauptkommissar anders als noch im Breitwandvorgänger tatsächlich persönlich und dies bis in Haarspitzen involviert, muss die Liebe nicht behauptet werden, sondern wurde schon in der nachhallenden Titelsequenz gezeigt und ist für alle Zeit geklärt.