Harte Gangster, heiße Öfen, viel Gewalt und Sex - das dürften die Grundzutaten sein, aus denen so ziemlich jeder moderne Rockerfilm besteht. Auch der unter anderem von Quentin Tarantino produzierte und mit Michael Madsen, Eric Balfour, Dennis Hopper und David Carradine prominent besetzte Streifen „Hell Ride" macht da keine Ausnahme. Nur eine Story, die in irgendeiner Weise Sinn ergibt, wäre noch durchaus wünschenswert gewesen, um daraus einen sehenswerten Film zu machen.
So aber verharrt „Hell Ride" in einer willkürlichen Ansammlung von Klischees und lose zusammenhängenden Szenen. Es geht irgendwie um Rache für eine längst ermordete Frau und Mutter; viel mehr aber (ernsthaft!) um einen Schatz, den diese vor ihrem Tod vergraben haben soll; außerdem um brutale Gang-Rivalitäten, und nicht zuletzt besteht ein Großteil der Handlung daraus, dass die drei Hauptfiguren die meisten ihrer eigenen Bandenmitglieder abmurksen, weil die sie verraten wollten.
Das alles findet zu keinem Zeitpunkt irgendwie zu einer inhaltlichen Einheit. Es wirkt vielmehr so, als hätte der Drehbuchautor einfach eine Idee nach der anderen gehabt und direkt eingebaut, sodass der Film letztlich einen enorm episodenhaften Charakter erhält. Das wäre ja soweit okay, wenn diese Episoden irgendwann mal einen tieferen Sinn ergeben oder sich dramatisch zuspitzen würden. Von beidem fehlt hier aber jede Spur: Immer wieder werden neue Figuren eingeführt, die scheinbar von großer Bedeutung sind, oft aber innerhalb von Minuten recht brutal aus der Story entfernt werden; die besonders anfangs zerstückelte Erzählzeit ist mit ihren zahlreichen Rückblenden und Vorausdeutungen nicht nur sinnlos, sondern verwirrt den Zuschauer umso mehr, als dieser erst einmal eine Weile braucht, um das Verhältnis der Figuren untereinander zu begreifen (und auch zu verstehen, wer in den Rückblenden eigentlich wer in der Gegenwart ist). Und die Kämpfe gegen die vermeintlichen Endgegner fallen hochgradig unproblematisch und damit sehr unspektakulär aus. Zu keinem Zeitpunkt entsteht hier ein ernst zu nehmendes Problem für die Hauptfiguren, sodass es auch keinerlei Spannung gibt.
Diese vollständige inhaltliche Leere bringt es nur aufgrund der ausufernden Rückblenden, die todlangweilig sind, und einigen ebenso belanglosen Sex- und Nacktszenen auf knappe 80 Minuten Laufzeit. Auch die namhaften Darsteller können da nichts mehr reißen, sondern verkörpern ihre Figuren als pure Klischees von harten Macho-Gangstern, wie man sie aus jedem frühen Tarantino-Film kennt. Irgendetwas Neues findet sich hier weit und breit nicht. Auch die formale Inszenierung bleibt völlig ideenlos, und einige der spärlichen Kulissen wirkten schon arg billig - eine Bar, in der es eine so lange wie sinnlose Prügelszene gibt, sieht verdächtig nach frischem Sperrholz aus. Nicht einmal die spärlichen Gags zünden - es ist ja eine nette Idee, wenn Dennis Hopper mehrfach seinen Tod vortäuscht, aber wie macht er das, wenn ihm von einem Feind unvorhergesehen ein Pfeil in den Rücken gejagt wird? Der Film liefert dazu jedenfalls keine Antworten.
„Hell Ride" wirkt, als wollte er auf den alten Tarantino- und damals neuen „Sons of Anarchy"-Erfolgen mitschwimmen. Dafür hätte man sich aber die Mühe machen müssen, eine Story zu entwickeln und eine echte Dramaturgie aufzubauen. So ist dieser billig produzierte Streifen nichts weiter als eine weitgehend inhalts- und sinnlose Ansammlung von Klischees, die keinerlei Überraschungen oder packende Wendungen bereithält. Selbst für anspruchsloseste Genre-Fans ist das zu wenig.