Erneut beglücken uns die Engländer mit einer schwarzhumorigen Horrorkomödie. Der 2008 von Regisseur Paul Andrew Williams inszenierte „The Cottage“ erinnert stark an „Severance – Ein blutiger Betriebsausflug“, abzüglich dessen gesellschaftssatirischer Komponente.
Ein ungleiches Gangstertrio plant die Entführung der Tochter eines reichen Gangsterbosses, um Lösegeld zu erpressen. Doch das Entführungsopfer, die blonde Tracy (Jennifer Ellison), entpuppt sich als selbstbewusstes, schlagkräftiges Biest, das seinen trotteligen Entführern schwer einheizt. Der Coup misslingt letztlich gründlich und zu allem Überfluss bekommt man es auch noch mit einem entstellten Psychopathen-Hinterwäldler zu tun, dem Entführer und Entführte gleichsam gerade recht kommen…
„The Cottage“ beginnt wie eine urkomische Gangsterkomödie und bleibt es auch über weite Strecken. Besonders herrlich mit anzusehen sind die Konflikte zwischen dem „professionell“ und angsteinflößend als Gangster auftreten wollendem Entführer und dessen Bruder Peter (Reece Shearsmith), einem trotteligen Weichei, dem seine Rolle so gar nicht behagt. Situationskomik und lustige Dialoge sorgen für einige Lacher in der absurden und immer verfahrener werdenden Lage, in der sich die Protagonisten befinden.
Als sich Tracy aufgrund der Idiotie ihrer Entführer bzw. der Mottenphobie Peters befreien kann, wird man sich bewusst, dass man sein einsames Versteck etwas zu weit abgelegen ausgesucht hat und aus der spaßigen Gangster- eine blutige Horrorkomödie, denn der typische Backwood-Terror-Bösewicht mit fieser Fratze (Dave Legeno, „Snatch – Schweine und Diamanten“) schwingt sein Werkzeugarsenal bevorzugt in die Körper argloser Menschen, die seinem Grundstück zu nahe kommen. Nun wird ordentlich und dank handgemachter Spezialeffekte auch sehr ansehnlich gesplattert, was vor allem dadurch seine Wirkung entfacht, dass man inzwischen reichlich Mitleid für Peter entwickelt hat, der so überhaupt nicht für diesen „Job“ gemacht ist und von allen Seiten schwer eingeschenkt bekommt. Zwischen ihm und Tracy entwickelt sich eine Zweckgemeinschaft, denn es gilt, sich gemeinsam gegen das Monstrum von Farmer zu behaupten.
Ja, „The Cottage“ macht nicht den Fehler, eine reine Schlachterplatte abzufeuern und seine Charaktere aus den Augen zu verlieren. So ist es erfreulicherweise möglich, mitzufiebern und sich manches Mal ernsthaft zu erschrecken, wenn auch der komödiantische Aspekt nie außer Acht gelassen wird. Im Gegenteil, hier wird mit viel Hingabe und Humor verstümmelt, auseinandergerissen und getötet, grotesk und überzeichnet, es aber nie so sehr übertreibend, dass man jeglichen Bezug zum Geschehen verlieren würde. Die charakteristischen Backwood-Genre-Elemente erinnern schwer an „The Texas Chainsaw Massacre“ und artverwandte Horrorfilme, wirklich satirisch oder parodistisch verarbeitet werden sie aber kaum, strenggenommen gar nicht. Das ist etwas schade, hier verschenkt das Drehbuch die eine oder andere Chance.
Damit ist „The Cottage“ ein handwerklich einwandfreier, extrem kurzweiliger, nie auch nur im Ansatz langweiliger Genremix, der einwandfrei geschmacklos unterhält und auch gar nichts anderes will. Schauspielerisch gibt es ebenfalls nichts zu mäkeln, lediglich die nicht sonderlich gut gestaltete Maske des Farmers lässt zu wünschen übrig.