Man was hatte ich Spaß! Die witzigsten Horrorkomödien kommen echt fast immer aus England – „The Cottage“ macht da keine Ausnahme, wenn auch das Ganze nicht sehr originell ausgefallen ist. In gewisser Weise in ihrem Aufbau an „From Dusk till Dawn“ erinnernd, beginnt „The Cottage“ als skurrile Entführungsgeschichte, in der zwei leicht unorganisierte Brüder ein durchaus wehrhaftes weibliches Geschöpf mit reichlich Holz vor der Hütte in solch eine bringen. Natürlich geht dabei alles schief, was nur schief gehen kann; das in der Flucht des vermeintlichen Opfers gipfelnde Ende dieser im Gesamtkontext doch eher missglückten Entführung ist gleichzeitig Auftakt für eine Blut durchtränkte zweite Hälfte, die stark von Hinterwäldlerhorrorelementen dominiert wird; nicht aber ohne den – besonders in den Dialogen - starken Humor der ersten Hälfte zu vernachlässigen.
Natürlich haben wir alles irgendwo schon einmal gesehen: Die dumpfbackigen Gangster, die auch mal vergessen ihre Masken aufzusetzen bevor sie in Dialog mit ihrer Geisel treten, den entstellten Hinterwäldler der alle killt die auch nur in die Nähe seines Grundstücks kommen und sich aus deren Überresten neue Masken schneidert; ja selbst die aus anderen Genrefilmen bekannte Bärenfalle darf hier wieder zum Einsatz kommen. Wer hier essentiell Neues erwartet – sei es Story oder Gore: Haltet lieber Abstand von dem Film. Vor allem letzterer ist hier unterpräsent; es gibt zwar schon ein paar nette, auch recht blutige Szenen, jedoch wirklich rumgesaut wird zu keiner Sekunde. Aber das ist auch egal, denn die inneren Werte sind hier nicht gleichbedeutend mit Innereienauskehr. Nein, was hier richtig gut gefällt sind die Charaktere an sich, allen voran die beiden Gangster.
Vor allem die zwischenmenschliche Ebene der beiden Brüder ist sehr gelungen; Andy Serkis („Gollum“ aus der „Herr der Ringe“) & Reece Shearsmith liefern sich hier staubtrockene Verbalitäten en Masse, die Zeichnung des „Harten“ & des „Zarten“ realistisch, erdig, sympathisch. Man merkt das die Chemie zwischen den beiden einfach stimmt. UK Bekanntheit Jennifer Ellison nur auf ihre Brüste zu reduzieren wäre aber unfair; sie mimt das kämpferische Kidnappingopfer auch recht cool, haut Sprüche raus das einem nur rot um die Ohren wird und sorgt gerade ob ihrer kratzbürstigen Art in der ersten Halbzeit für richtig Spaß. Auch wenn das Skript dann in der zweiten Hälfte doch nicht so viel hergibt und seine handvoll agierenden Darsteller irgendwann mehr oder minder dahingemetzelt werden: Selbst da ist man noch am lachen.
Ein paar Querverweise auf bekannte Klassiker gibt es auch: die Schippenszene aus „Day of the Dead“, die „Jason“ Machete & eine „Predator“ mäßige Kopferbeutung - um nur ein paar zu nennen. Von einer Parodie oder Persiflage kann man aber trotz dieser Vielzahl von Zitaten nicht sprechen; auch wenn vieles bekannt vor kommt – genug Eigenständigkeit mag ich dem Streifen dennoch attestieren. Der in einer Nacht spielende Film ist recht stimmig photographiert, Schockszenen sind jedoch kaum auszumachen, kommen dann aber gelungen rüber. Ja bisweilen wird sogar eine leichte "echte" Horrorfilmatmosphäre aufgebaut, doch der Grundtenor ist immer "very british". Anzumerken sei noch das der kurze Auftritt von Doug „Pinhead“ Bradley wirklich sehr sehenswert ist, wenn auch wirklich nur sehr kurz.
„The Cottage“ ist ein kleiner Independentfilm, der sich nicht wirklich ernst nimmt, es aber größtenteils schafft den Spagat zwischen Humor und Horror zu meistern, garniert mir seinem ganz eigenem englischen Charme. Zwar nicht so gut wie „Shaun of the Dead“, mir hat er aber besser gefallen als „Severance“. Trotz seiner Unoriginalität. Doch, er hatte wo was…