Review

Duane und sein mißgestalteter Bruder Belial sind nicht tot. Nach den Vorfällen im „Broslin“- Hotel und vor allem dem aufklärenden Ende, an dem sie aus dem Fenster stürzten, ist die Presse wie besessen von dem Bruderpaar, das aufgrund der Verletzungen in ein Krankenhaus eingeliefert wurde. Von dort gelingt ihnen die Flucht und sie werden von Tante Ruth in deren „House Of Unique Individuals“ aufgenommen. Während Duane sich weiter nach einem normalen Leben sehnt und beginnt, den „Ausbruch“ aus dem neuen Heim und dem alten Leben zu planen, steht das Haus und damit das Bruderpaar immer wieder unter der Beobachtung hartnäckiger Reporter, welche versuchen, den Fall auszuschlachten. Natürlich hat das blutige Folgen.

Handlung

Am Ende von Teil 1 fielen Duane (Kevin Van Hentenryck) und sein mißgestalteter Zwillingsbruder Belial wie wir alle wissen aus dem Fenster ihres Zimmers im „Broslin“- Hotel am Times Square in New Yorks. Doch der Anschein, daß sie dabei starben, trügte. Sie wurden nämlich nur verletzt und gelangen ins städtische Krankenhaus, wo man sie räumlich getrennt genesen lassen will. und Belial zur allgemeinen Sicherheit zusätzlich ans Bett gefesselt hat. (!) Auch im Fernsehen wird natürlich über die „bizarre und schockierende“ Tragödie des jungen Mannes, der sich an ein „kleines, grotesk aussehendes Ungeheuer“ klammerte, berichtet. Diese Nachrichten sehen auch eine ältere Dame und eine deutlich jüngere, die sofort zu wissen scheinen, wobei es sich bei dem Fall handelt und das Ganze entsprechend einschätzen können. („It´s them, isn´t it ?“ „Absolutely !“/„Sie sind es, hab ich recht ?“ „Ja, absolut !“) Sie machen sich auch sofort auf den Weg zum städtischen Krankenhaus, wo Duane mit seinem Bruder im Gepäck soeben die Flucht ergreifen, nachdem sie zuvor noch ein wenig Unruhe im ruhigen Hospital- Alltag gestiftet haben. Zufällig treffen die beiden Damen gerade ein, als Duane samt Fracht aus dem Gebäude gehumpelt kommt, die ältere Dame stellt sich als Freundin der Bradley- Tante vor und sie bittet Duane und Belial, eilig in dem Wagen zu steigen und mit ihnen zu kommen.
Als Duane in einem ihm fremden Haus erwacht, erblickt er sogleich eine Gruppe grotesk aussehender Kreaturen in Menschengröße und schläft daraufhin gleich noch eine Runde weiter.
Als er wieder aufwacht, sind die beiden Frauen vom Vortag in seinem Zimmer und mitten in einer Unterhaltung. darüber, ob man fremde Hilfe hinzuziehen soll oder nicht. Die ältere der beiden lehnt dies ab und kaum fertig gesprochen, versucht Duane in seiner Schwäche sogleich seinem Aufenthaltsort in Erfahrung zu bringen. („Where am I ?“/„Wo bin ich ?“) „You´re save now Duane, you´re with friends.“/„Du bist in Sicherheit, unter Freunden“, versichert ihm die ältere Frau. Auch seinem Bruder gehe es in dieser Sicherheit gut. Auf Nachfrage stellt sich die ältere Frau als Granny Ruth (Annie Ross) vor, die zusammen mit ihrer Enkelin Susan (Heather Rattray) die Hausherrin zu sein scheint.
Granny Ruth schaut nun auch mal nach Belial, den Susan zunächst im Kinderzimmer (voller Puppen und anderem Spielzeug) versteckt hat. Nachdem sie dank einiger besänftigender Reden („Es sind noch andere hier wie du.“) das Vertrauen Belials gewonnen hat, kommt dieser aus seiner Ecke gekrochen und zeigt sich Ruth, die ihn aber auch darauf aufmerksam macht, daß es Regeln zu beachten gibt. Nachdem sie ihn in einen Weidenkorb gepackt hat, da er dies so sehr mag, stellt sie ihm (und damit dem Zuschauer) die anderen Bewohner des Hauses, ihre „children“ (in deutsch noch gesteigert: „Kinderchen“) vor. Gar lustige Wesen bekommt man das zu sehen, nämlich Schöpfungen wie den mit einer wunderbaren Opernsänger- Stimme ausgestatteten „Lorenzo“, mit einem übergroßen Kopf und unterentwickelten Körper, weswegen er wohl aussieht wie die Pflanze aus dem „Little Shop Of Horrors“/„Der Kleine Horrorladen“, die dichtende „Alice“, gesegnet mit einer wahrhaft ausgefallenen Kopfform (und einem blöden Lächeln, welche die lachhafte Maske nicht vorteilhaft unterstreicht) und den introvertierten Frederick, der aussieht wie eine Kreuzung zwischen einem „Conehead“ (Steve Barron, 1993) und dem „Hunchback Of Notre Dame“/“Der Glöckner Von Notre Dame“.
Zuletzt stellt Ruth Belial noch jemanden vor, der ihm sehr ähnlich sei. Ihr Name war unbekannt und so tauften sie die schüchternde Kreatur, die sich unter einem Tuch versteckt, „Eve“. Belial ist sofort fasziniert von der Dame, von der er (und der Zuschauer) aber zunächst nur die Augen zu sehen bekommt.
An anderer Stelle, nämlich mitten in Manhatten bei „Amerika´s mutigster Zeitung“ („America´s bravest newspaper“) „Judge & Jury“ macht man sich derweil Gedanken, wie man die Geschichte um die Bradley- Brüder weiter ausschlachten kann.
Der im Sinn eines Skandalblattes clevere Lou „The Editor“ (Jason Evers) beauftragt die junge Reporterin Marcie Elliott damit, eine umfangreiche „story“ aus Vermutungen, Meinungen, Spekulationen und ähnlichen Dingen zu basteln und dazu „ein paar Ärzte, Psychologen, Spiritisten, Hellseher“ zu befragen („Gimme some „what if´s“!“). Er erzählt ihr von einer gewissen Ruth Smoeller (Granny Ruth), die einst einen Sohn mit elf Armen gebar und zu einer Art „Missionarin für die Rechte der Mißgebildeten“ („missionary for freaks- rights“) aufstieg und gar eine Kommune führte. Schon damals brachte „Judge & Jury“ viele Geschichten über sie, doch dann verschwand sie von der Bildfläche. Auch daran soll sich Marcie nun hängen und herausfinden, ob die Frau noch existiert und was sie nun tut.
Marcie macht sich also an die Arbeit und ruft zunächst den leicht heruntergekommenen und verschrobenen Klein- Jahrmarktsbesitzer „mit der Meerjungfrau“, Lyle Barker (Jan Saint) an, um dort vielleicht eine Spur zu finden. Der proklamiert auch sofort, einen der Bradleys bei sich zu haben. Nachdem sie ihm hundert Dollar für die Mühe versprochen hat, darf Marcie auch sofort einen Blick auf das Schmückstück werfen und macht sich sofort auf den Weg zu der Ausstellung.
Noch bevor sie eintrifft, öffnet Barker jedoch einer weiteren Besucherin, die völlig begeistert ist von der Vorfreude auf die eigentlich geschlossene Exhibition namens „Mysteries Of Nature“. Nur auf ihr hartnäckiges Drängen hin führt Barker sie in charmant reißerischer Art durch den Raum mit seinen Ausstellungsstücken. (das macht schon Spaß, dem zuzusehen...) Und nur wenige Minuten später stehen die beiden vor dem (angeblichen) Skellett des „Bradley- Monsters“, zu dem Barker natürlich auch eine abgefahrene Geschichte parat hält. (sehr köstlich) Das ist der Besucherin denn aber doch zuviel, denn es handelt sich um Granny Ruth. Nach einer Standpauke läuft sie wütend aus dem Zelt und kehrt nur kurz darauf mit einem Weidenkorb in den Händen zu dem ebenfalls wütenden Barker zurück („I´m just trying to make a living lady !“/“Ich versuche nur meinen Lebensunterhalt zu verdienen.“), damit der sich bei „Mister Bradley“ entschuldigt. Der tut aber gar nicht dergleichen und mit einem Blick in den Korb („Der ist mit Sicherheit leer.“) ist der Streit vom Tisch.
Nun trifft Marcie am Ort des Geschehens ein. Doch leider findet sie nur den toten Barker vor.
Zurück in ihrem Büro bekommt die nur sehr leicht verwirrte, also recht gefaßte Marcie von dem flugs auftauchenden sensationshungrigen ebenfalls Reporter- Ex- Freund Arty (Matt Mitler) erstmal eine Rüge, daß sie ihn nicht augenblicklich angerufen hat, denn für ihn beginnt nun erst die richtige „story“ und er bastelt sich zugleich ein paar reißerische, sehr absurde Pseudo- Schlagzeilen zusammen. Marcie hält das richtigerweise für albern und lädt Arty statt dessen zu einem Ausflug nach Staten Island ein, wo man sich auf die Suche nach Ruth Smoeller begeben will.
Derweil unterzieht Granny Ruth Belial einer Sitzung auf der Psycho- Couch, um mit ihm die Trennung von Duane zu verarbeiten. (in der deutschen Synkronisation heißt Duane an dieser Stelle plötzlich Brian !) („Ripping the faces of people may not be in your best interest“/„Anderen Menschen das Gesicht wegzureißen ist weder gut für deinen Ruf, noch ist es eine Lösung.“ ...Da ist zweifelsfrei was dran...)
Duane beginnt, sich in dem Haus nun wirklich fremd zu fühlen. Er spricht darüber mit Susan und seinem Plan, mit ihr „durchzubrennen“, was sie amüsiert. Sie erklärt ihm, daß das für beide unmöglich ist. („We belong here.“/“Wir gehören hierher.“, „We´re all og the same flesh, Duane.“/“Wie sind alle aus dem selben Fleisch, Duane.“) Das ist natürlich ernüchternd für den sich nach einem normalen Leben sehnenden Duane, der nun seinen Bruder Belial aufsucht, um ihm seinen Plan anzutragen. Auch Granny Ruth erzählt er davon.
Duane findet Belial auf dem Dachboden, Hand in Hand mit „Eve“, mit der sich anscheinend etwas anbahnt.
In der nebenstehenden garage finden die beiden Ruhe, um ein Gespräch zu führen. Duane tut sich nicht leicht und Belial ahnt bereits etwas, aber dann rückt er mit der Sprache heraus und spricht Klartext, über sein kommendes neues Leben und seine Liebe zu Susan, was Belial aber nur ein fieses Lächeln entlockt. (gut animiert und als eine der wenigen Szenen dramatisch wirkungsvoll)
Bald darauf haben Marcie und Arty das Haus gefunden. Marcie macht sich sogleich daran, ein Gespräch mit Granny Ruth zu suchen. Arty darf derweil im Auto deren Buch „Of The Same Flesh“ durcharbeiten, was ihn nicht sehr freut. („Jesus Christ.“/“Ach du heilige Scheiße.“)
Mit übertriebener Freundlichkeit erschleicht sich Marcie den Weg in das Haus von Granny Ruth, wobei diese die Reporterin schnell durchschaut, ist sie doch sowieso alles andere als gut auf Reporter und Publikationsmedien zu sprechen. Das sagt sie Marcie auch geradeaus ins Gesicht und nimmt die Bradley- Zwillinge in Schutz, indem sie leugnet, daß diese überhaupt in dem Haus seien. Generell habe sie nichts mehr mit „einmaligen Individuen“, eine absurde Doppelung an sich sowieso, zu tun. Just in dem Moment, als Granny Ruth die hartnäckige Marcie aus dem Hause weist und zur Tür bringt, kommt Duane mit einem Weidenkorb durch selbige hinein geschneit.
Zwar löst sich die eindeutige Situation recht unkompliziert, doch hat Granny Ruth keinen Zweifel daran, daß die Reporterin Duane erkannt hat und nun umso energischer werden wird.
Tatsächlich spurtet Marcie geradewegs zum Auto, um Arty davon in Kenntnis zu setzen, daß man einen vollen Erfolg verbuchen kann.
Für Granny Ruth gibt es nur eine Art, weiter zu verfahren. Frei nach dem Motto „Angriff ist die beste Verteidigung“ rüstet sie sich zum Kampf, denn wenn die „Öffentlichkeit“ nun weiß, daß die Bradleys in dem Haus sind, wird man sie aufsuchen wollen. Und damit würde man auch die anderen Bewohner finden.
Eine Predigt (im wahrsten Sinn des Wortes in einem weiten weißen Umhang !) ihrerseits gen ihrer Schützlinge
ist der Beginn eines regelrechten Rachefeldzugs gegen jeden, der es wagt, die Intimität der Gemeinschaft anzutasten.
Als Granny Ruth und Susan am selben Abend zu später Stunde das Haus verlassen und es damit relativ unbeaufsichtigt scheint, wagt sich Arty, bewaffnet mit seinem Fotoapparat, in das Gebäude.

Kritik

Leicht macht es einem diese wiederum von Edgar Ievins produzierte Fortsetzung zu einem der bedeutenden US- Independent- Horrorfilme der 80er Jahre wahrlich nicht. Auch Regisseur und erneut Drehbuchautor Henenlotter, der zwischendurch den zu „Basket Case“ gar nicht unähnlich gelagerten „Brain Damage“/“Elmer“ drehte, machte es sich sicher wohl auch nicht einfach, eine adäquate Weiterführung der Geschichte zu basteln und sich seinem eigenen Debütfilm, der für so viel frischen Wind sorgte, würdig zu erweisen. Ideenarmut kann man ihm auch nicht unbedingt vorwerfen und auch nicht, daß er sich keine, zum Teil durchaus essentiellen, Gedanken gemacht hat. Doch leider will das Gesamtkonzept beim Zuschauer nicht wirklich aufgehen, schon gar nicht in der Liga des Originals.
Zu uneinig und unhomogen wirkt das Ergebnis im Abschluß, zu zerfahren in den Details und vor allem schließlich zu weit weg vom Geist des Vorgänger in der Umsetzung. Die Ungeschliffenheit und rauhe Aura wich nämlich einer irgendwie glatt polierten Ausstrahlung, welche einerseits sicher auf das Konto des augenscheinlich etwas höheren Budgets, man spricht von immerhin etwa 2,5 Millionen Dollar, geht, zum anderen aber auch auf das der fehlenden Naivität, welche „Basket Case“ so charmant anhaftete.
Hier wurden dann also „richtige“ Schauspieler eingesetzt, es wurden regelrechte Gags geplant und allgemein hat man eher das Gefühl eines strategischen Konstrukts, das noch nicht einmal wirklich aufgeht oder gar zu überzeugen vermag.
Man findet nicht zwangsläufig den richtigen Zugang zu dem sicherlich skurrilen und um „Durchgeknalltheit“ bemühten Inhalt, der letztlich aber, gern sehr albern, kaum als mehr als eine kauzige „Freaks“- Variante (Regie: Tod Browning, 1932) durchgeht, die mitunter allzu stark unentschlossen zwischen Komik, die nicht einmal immer deutlich als freiwillig identifizierbar ist, und tragischem Ernst hin und her pendelt. Das verhielt sich zwar beim Vorgänger relativ ähnlich, bildete aber doch eine gewisse Einheit und ein geschlossenes Bild, wobei sich die schräge Komik dort noch eher aus anderen Aspekten ergab und insgesamt doch eher das Drama im Vordergrund stand, das hier allzu oft verwässert. Hier weiß man mitunter nicht mehr, wie man dem Wechsel zwischen haarsträubenden Albernheiten und durchaus gelungenen Momenten gegenübertreten soll.
Soll man da lachen oder sich darüber ärgern, daß sich der Film damit selbst keinen Gefallen getan hat, daß die anderen „Besonderen“ nahezu durchweg wie Kasperle aussehen und deswegen kaum das angestrebte Mitleid erwecken dürften ? Neben den, nicht nur in Beziehung auf das dann verhältnismäßig immer noch recht niedrige Budget, denn dafür kann der Film nichts und das sollte man auch nicht vorwurfsvoll anbringen, billig wirkenden Masken ist es aber besonders die optische „Umgestaltung“ beziehungsweise „Neuschaffung“ des quasi- Mittelpunkt- Charakters Belial, die es nicht gerade vereinfacht, sich das Original mit seinem Charme vor Augen zu halten, den Charakter erneut aufzugreifen und damit diese Fortsetzung angemessen für sich zu etablieren und zu akzeptieren. Der hier leitende Maskenbildner Gabe Bartalos, der noch einige andere der wenigen Filme Henenlotters betreute, verpaßte Belial nämlich, wohl aus Zwängen, da das alte Modell kaum mehr im filmbaren Zustand war, eine etwas humanere Optik und detailierte die im Original total unförmige Kreation ein wenig mehr. Auch farblich ging Bartalos einen etwas eigenen Weg. Und doch wäre es wohl ratsam gewesen, sich näher an die Urform und Gestalt zu halten. Belial erscheint weitaus eigenständiger, vollendeter und mausert sich zur ebenbürtigen Nebenfigur Duanes, auch wenn dessen Auftritte wesentlich zahlreicher und prägnanter bleiben. Obendrein bleibt auch Sympathie für ihn nahezu vollständig auf der Strecke, scheint er zum einen hier wesentlich böser, geradezu gehässig seinem Bruder gegenüber, was natürlich aufgrund des Endes von Teil 1 erklärt werden kann. Animationstechnisch ist natürlich ein höherer Standart gegeben als im Vorgänger, doch ist das schließlich nicht Grund, das damit auch die Qualität an sich steigt.
Um den Vergleich zu dem großartigen „Freaks“ wieder aufzugreifen, so tut man sich als Zuschauer hier denn doch schwer, die Gemeinschaft der „Einzigartigen“ als warmherzige, vor allem aber und noch viel mehr realistische Lebensform anzusehen. Sicher handelt es sich im Grunde um, hier wie dort, friedfertige Geschöpfe, die lediglich Rache üben, doch während sich in Brownings Meisterwerk tatsächlich starke Sympathien für die ausgestoßenen Kreaturen aufbauten und aufbauen und die „normalen“ Menschen wahrhaftig als Fremdkörper in der Gemeinschaft wirkten, so bleiben die, ich wiederhole es gern, albern umgesetzten Kreaturen hier allzeit mißgestaltete Wesen ohne emotionale Tiefe, ganz im Sinn eines Horrorfilms, auch wenn Oberin Ruth ständig die aufopfernde ältere Dame heraushängen läßt (wenn auch mit einer guten Portion Ironie) und Duane sogar nicht erst gegen Ende wahrhaftig explizit das „Freak“- Motiv der Sympathie- beziehungsweise Rollenumkehrung anspricht.
Nur partiell blitzen wahre Qualitäten hinsichtlich der Motivbearbeitung, des Inhalts an sich und der Umsetzung auf. So ist die Beischlafszene (Oder soll man Sexszene sagen ?) zwischen Belial und seiner neuen Flamme, die markanter- und lustigerweise Duanes Objekt der Begierde erstaunlich ähnlich sieht, eine durchaus spaßig anzusehende Sache, die Mordsequenz an dem Fotografen im Blitzlicht seines eigenen Fotoapparates, im ernsteren Sinn, durchaus gelungen, was die Inszenierung betrifft und auch die Passage in der Bar, in der Duane eine Verabredung wahrnimmt, überzeugt durch ihre düstere Inszenierung, wobei zusätzlich der gut gelungene, überraschende Stimmungswechsel innerhalb der Szenerie erwähnt werden muß. Dies ist einer der wenigen Momente des Films, in dem wirklich so etwas wie Stimmung aufkommt und man von einer Überraschung sprechen kann.
Die dichte und mitunter gar bedrückende Atmosphäre des Vorgängers konnte Henenlotter jedoch so gut wie nie heraufbeschwören und auch wirklich böse ist das Ganze nicht. Die inhaltliche Wendung zum Schluß, bei der sich Duane endgültig von seinem Plan auf ein besseres, zumindest aber anderes und unabhängiges Leben ohne seinen Bruder verabschieden muß, als er erkennt, daß seine Angebetete doch anders ist, als die ganze Zeit gedacht, funktioniert nur bedingt, denn selbst wenn man sie nicht doch irgendwie schon geahnt hat, so ist die wieder einmal arg ausgefallene Präsentation sichtliche Geschmackssache zwischen Ernst der Tragik und handfester „Tongue In Cheek“- Mentalität. Lediglich das Ende, ja die letzte Szene, läßt nochmals ein wenig aufblicken, die Inspiration des Regisseurs erkennen und spiegelt die sicher mehrfach angestrebte Stimmung des allgegenwärtigen Wahnsinns wider, der sowohl in dem aus dem Kreis auszubrechen versuchenden Duane schlummerte, als auch generell Begleiter der Ereignisse war.
Muß man schon auf inhaltlicher Ebene von einer deutlichen Verlagerung von realitätsbewußtem Ernst zu „comic“- haften Überzeichnungen und öligem Witz sprechen, so tut die Musik von Joe Renzetti auch ihren Beitrag und ist im Gegensatz zu der spannungsorientierten Dezenz oft um ironisierende Laune bemüht, was sich allein schon an dem Schlußthema festmachen läßt, wertet es nämlich das angedeutete Schlußbild kurzerhand in Ironie um.
Für eingefleischte Genrekenner dürften zwei Namen im Abspann ein wenig aufmerken lassen, nämlich Ron Fazio, der die Titelfigur in „Toxic Avenger 2“ spielte, als „Leon“ und David Emge, den man hier in die Verkleidung des „Half Moon“- Freaks gesteckt hat und der einst eine tragende Rolle ind „Dawn Of The Dead“/Zombie“ bekleidete. Auch Beverly Bonner aus dem ersten Teil, natürlich deutlich älter, wobei es aber unmittelbar anschließend sein soll, bekleidet eine kleine, ihre Rolle am Anfang, nämlich als sie quasi als Augenzeugin im Fernsehen interviewt wird. Das, abgesehen von ihrer Perücke, wirkt dann doch etwas grotesk, kennt man sie noch aus dem Vorgänger und hat diesen auch noch unmittelbar vorher gesehen.
Die Videofassung von „Starlight“ unter dem markanten Namen „Splatter“ (frei ab 18 Jahren), in deren Serie ja bereits die Neuauflage des Vorgängers erschien, ist natürlich deutlich gekürzt und zusätzlich abgedunkelt worden.
Die Deutsche Synkronisation ist zudem auch nicht immer ganz so toll gelungen, verfälscht einige Dialoge des Originals und legt etwa auch den „Bewohnern“ so manchen Witz die Spachluke. („Welches Arschloch hat schon wieder den Spiegel verhängt ?“)
Fazit
In einigen Details durchaus gelungene, insgesamt aber schwer enttäuschende und zwiespältige Fortsetzung zu einem kleinen Klassiker des modernen Horrorfilms.

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