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Der Biologielehrer Bertram Cates wird während des Unterrichts verhaftet, weil er die Evolutionslehre nach Charles Darwin unterrichtet. Im bibeltreuen Tennessee in den 20er-Jahren ein absolutes Unding. Ein Gesetzesbruch! Eine Gotteslästerung!! Ihm wird der Prozess gemacht, und als Ankläger wird Matthew Harrison Brady gerufen, der berühmte Staatsanwalt, der die Bibel perfekt kennt und Gottes Wort persönlich empfängt. Doch auch die Verteidigung ist gut organisiert: Henry Drummond, der große atheistische Verteidiger, kommt extra aus Chicago angereist, um Cates vor dem Scheiterhaufen zu retten. Wer lacht da? Der Vater von Cates Freundin, Reverend Brown, verflucht Tochter und Schweigersohn in spe auf einer öffentlichen Veranstaltung, und das ist eine ernstzunehmende Sache. Wie überhaupt alles rund um diesen sogenannten “Affenprozess“, der 1925 in Tennessee tatsächlich stattgefunden hat, und wo rechtschaffene und gottesgläubige Bürger auch mal den Galgen für den Gotteslästerer Drummond fordern …

Schon die Titelmusik macht klar, aus welcher Richtung hier der Wind weht: Eine Soulsängerin singt “Bring me back to the old religion“, und die düstere Musik kontrapunktiert diese grundlegend positiv konnotierte Aussage mit bösen und finsteren Akkorden. Nix mit guter alter Zeit: Wer etwas anderes denkt als die Masse wird ausgestoßen aus der Gemeinschaft, wird verflucht, wird mit Lynchjustiz bedroht. Entsprechend geht es hier auch weniger darum, ob Charles Darwin nun Recht hatte oder nicht. Was eigentlich auf der Tagesordnung, zumindest der Verteidigung, steht ist die Frage nach dem freien Willen, nach dem Recht des freien Denkens. Denn natürlich darf jeder denken was er will, solange es gottgefällig ist und den anderen in den Kram passt. Gegen diese Sicht wehrt sich Henry Drummond vehement, und wirft seine ganze Erfahrung in die Waagschale des 35° heißen Gerichtssaals (morgen soll es noch heißer werden). Und die Konservativen, die Eiferer, die Selbstgerechten, die wehren sich mit Händen und Klauen: Wissenschaftler aus den Universitäten der Nordstaaten werden als Zeugen von vornherein abgelehnt, Cates’ Freundin Rachel vertraut sich Brady an und wird daraufhin im Zeugenstand nach allen Regeln der Kunst auseinandergenommen (was Cates dazu bringt, ihre Fürsprache durch Ausschluss aus der Verhandlung zu unterbinden), Darwins Bücher werden als Beweismittel nicht zugelassen. Weswegen der alte Fuchs Drummond dann Brady selbst in den Zeugenstand ruft, und ihm, dem profunden Bibelkenner, die Widersprüche innerhalb der Bibel um die Ohren haut dass es nur so qualmt. Eigentlich waren die beiden mal Freunde, damals, als Brady noch Präsident werden wollte. Und die Chemie zwischen ihnen stimmt auch heute durchaus noch, aber man hat sich auseinandergelebt, um jetzt in einem gigantischen Zweikampf zu kollidieren. Der Kampf endet irgendwann, aber es ist ein Pyrrhussieg auf Kosten eines Menschenlebens, und am Ende ist (bis auf den Zuschauer) irgendwie niemand so richtig zufrieden. Gottes Schöpfung und Darwins Beitrag werden auch weiterhin gezwungen sein, nebeneinander her zu existieren …

Großes Schauspielerkino, das bei über 2 Stunden Laufzeit, die fast ausschließlich aus Dialogen besteht, keine einzige Sekunde langweilt. Bis in die Nebenrollen perfekt besetzt, erstklassig orchestriert (sowohl was die Musik, wie auch die Schauspielerführung angeht), fesselnd … Endlich mal wieder ein Film der einen wissen lässt, warum man Filme liebt!

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