Mit "Doomsday" knüpft der britische Regisseur Neil Marshall makellos an das hohe Niveau seiner vorherigen Filme "Dog Soldiers" und "The Descent" an. Die Realisierung dieser irren Mischung war keinesfalls leicht, denn Marshall hatte ein Budget von circa 30 Millionen Dollar zur Verfügung, hätte aber seinen Berechnungen zufolge das Dreifache gebraucht. So drehte man einen Großteil des Films im günstigeren Südafrika und den Rest in Schottland und London. Der Optik hat das nicht geschadet und Endzeitstimmung kommt allemal auf. CGI kommt nur zum Einsatz wo wirklich notwendig, insgesamt hinterlässt "Doomsday" zu keiner Zeit den Eindruck eines B-Films. Aber es sind deutlich Elemente von "Die Klapperschlange" und gegen Ende auch von "Mad Max II" vorhanden und die Geschichte mit dem "Reaper Virus" erinnert ein wenig an "28 Days Later".
Aber hier macht das Virus keine Zombies aus den Menschen, sondern tötet auf grausame Art und Weise. In Schottland bricht dieses unbekannte Virus urplötzlich aus und um eine Ausbreitung zu verhindern, trennt man das Land durch eine große Mauer vom Rest der Welt. Doch fast drei Jahrzehnte später tummeln sich in Schottland immer noch Überlebende, die Lösung dafür könnte der Forscher Dr. Kane (Malcolm McDowell) sein. Eventuell hat er ein Heilmittel entwickelt, welches der Politiker Michael Canaris (David O´Hara) besitzen möchte. Dafür schickt man Major Eden Sinclair (Rhona Mitra) mit einem Team hinter die Mauer, um Kane ausfindig zu machen. Doch was sie dort erwartet, gleicht einem Alptraum.
Bei Kritikern war "Doomsday" nicht gerade beliebt, obwohl er mehr bietet als einen blutigen Überlebenskampf. Allein die Tatsache mit dem Virus ist nicht abwegig, genauso wie das Ende der Menschlichkeit. So wird ganz Schottland eingemauert und die Menschen darin ihrem Schicksal überlassen. Auch Eden Sinclair ist davon betroffen, denn nur aufgrund eines Soldaten der seinen Platz im Hubschrauber opfert, kann sie als Kind überleben. Nun ist Eden Teil einer Spezialeinheit, die ihre Aufträge von Bill Nelson (Bob Hoskins) erhält. Doch bevor man Eden und ihr Team ins Krisengebiet schickt, bahnt sich eine neue Katastrophe an, denn ganz London droht vom "Reaper Virus" befallen zu werden. Anstatt die Leute zu informieren oder zu evakuieren, hüllt man sich in Schweigen, besonders Canaris kocht hier sein eigenes Süppchen. So gelingt Marshall neben harten Actionszenen auch ein Plädoyer auf die Unmenschlichkeit und die harsche Kritik an einem bürokratischen System. Und trotz dieser Nebenstränge ist "Doomsday" nicht nur spannend, sondern hat auch Tempo von Anfang bis Ende. Man muss sich nicht lange gedulden, bis Sinclair und ihr Team in Schottland auf Widerstand treffen. Doch nicht nur der abgedrehte Sol (Craig Conway) und seine Kannibalensippe stellen eine Gefahr dar, sondern auch der besonnene Dr. Kane hat sich radikal verändert. Im eingemauerten Schottland herrscht wirklich der pure Wahnsinn, denn während die einen Menschen verspeisen, so lebt die andere Gruppe wie die Menschen im Mittelalter. Und Beide haben eines gemeinsam, keine Achtung vor menschlichen Individuen.
Also kein Wunder, dass sich Sinclair und ihr Team fast pausenlos verteidigen müssen. Hier kommt wirklich ein breites Waffenarsenal zum Einsatz und der Munitionsverbrauch ist enorm. Neben den blutigen Shootouts gibt es jede Menge Zweikämpfe, Körperteile werden abgetrennt und auch einer Fressorgie der Kannibalen darf man beiwohnen. Doch das Beste kommt zum Schluss, nämlich die Autoverfolgungsjagd im "Mad Max" Stil mit jeder Menge Blechschäden. An sich hat "Doomsday" nicht viele Actionszenen, doch diese sind lang, spektakulär und stets ausartend. Hinzu kommt ein fetziger Score, der sogar ganze Songs zulässt, besonders die schrille Show von Sol vor dem Festmahl bleibt da im Gedächtnis.
Bei den Darstellern sollte man keine Edelmimen erwarten, Rhona Mitra (Shooter, Skinwalkers) als emotionslose Kämpferin macht ihre Sache gut, wirkt aber in einigen Situationen doch zu gefasst. Altstars wie Bob Hoskins (Unleashed, Hook) und Malcolm McDowell (Die Klasse von 1999, Uhrwerk Orange) sorgen für ein hohes Niveau. Ansonsten wurden größtenteils unbekanntere Mimen besetzt.
Auch wenn Marshall hier bei einigen Filmen Raubbau beging, so ist und bleibt sein "Doomsday" ein schräger, brutaler und actionreicher Mix, der gleichzeitig Kritik am System übt. Das schmale Budget sieht man dem Film zu keiner Zeit an, denn die Locations sind abwechlungsreich, die Action ausartend und CGI kommt nur sparsam zum Einsatz. Genauso wie der fetzige Score hat der ganze Film richtig Schmackes.