Die Idee zu Doomsday entstammt dem Wunsch des Regisseurs Neil Marshall, einem mittelalterlichen Kämpfer einen modernen High-Tech-Soldaten gegenüberzustellen. Genauso absurd wie dieser Wunsch, ist auch das filmische Ergebnis. Doomsday ist, mit einem Wort: durchgeknallt.
Die Story ist schnell erzählt: In der Gegenwart wird Schottland von einem tödlichen Virus befallen. Die Britische Regierung verhängt daraufhin eine Quarantäne, baut eine Mauer von Ost nach West und riegelt den Seeweg ab. Die verbleibenden Menschen werden ihrem Schicksal überlassen.
27 Jahre Später: in London bricht das Virus erneut aus und die Soldatin/Agentin Eden Sinclair wird mit einem Team nach Schottland geschickt um mögliche Überlebende zu suchen und ein Gegenmittel zu beschaffen. Die Einheimischen haben da aber auch noch ein Wörtchen mitzureden. Eden bleiben 48 Stunden, bis die mittlerweile abgeriegelte Innenstadt von London vom Virus „gesäubert“ wird.
Die ersten paar Minuten, in denen noch relativ ausführlich die Situation und der Charakter Eden Sinclair eingeführt werden, erscheinen noch wie der Beginn eines recht atmosphärischen, aber letztendlich „normalen“ Endzeit/Katastrophen/Science-Fiction/Seuchen-Thrillers. Doch diese Exposition ist lediglich der Auftakt zu einem trashig-absurdem Action-Spektakel. Sobald der erste Schuss in Glasgow abgegeben wird, gibt der Film bis zum Schluss Vollgas.
Von Anfang an nimmt sich Doomsday nicht wirklich ernst. Das beginnt schon mit dem besonderen „Auge“, das Eden besitzt. Wer bereits mit dieser kleinen Szene nichts anfangen kann und nur den Kopf schüttelt, befindet sich eindeutig im falschen Film. Sobald dann die „Grillparty“ in Glasgow steigt ist auch der letzte Rest Ernsthaftigkeit und guten Geschmacks verflogen. Über das gesehene nachdenken sollte man indes zu keiner Zeit. Nichts in diesem Film ist wirklich logisch. Einige Plotholes und Ungereimtheiten haben in etwa die Größe des Ozonlochs, darauf muss man sich einlassen können, oder man wird den Film nicht mögen. Allein schon die Tatsache, dass der Showdown in Südafrika gedreht wurde (der Film spielt in Schottland!), spricht Bände.
Die Action-Szenen sind allesamt auf hohem Niveau, wenn man bei diesem Film überhaupt von so etwas wie Niveau sprechen kann, und häufig auch mit einem gewissen Augenzwinkern versehen. Seinen Höhepunkt findet das Action-Inferno sicherlich in der abschließenden Verfolgungsjagd. So etwas absurdes und zugleich höllisch lustiges sah man im Action-Genre selten. Es sollte auch gesagt werden, dass CGI-Effekte zumindest in den Action-Szenen nur äußerst selten und auch nur, wenn es anders nicht möglich war, eingesetzt werden. Dieser Umstand ist sicher nicht zuletzt dem geringen Budget von nur 17 Millionen Dollar anzulasten, aber gerade das macht einen Teil des Charms dieses Films aus. Es ist schlicht erfrischend, einen modernen Action-Film zu sehen, der nicht von CGI-Effekten überquillt.
Inhaltich und auch sonst kann man den Film als Mischung aus Mad Max 2, Die Klapperschlange und 28 Days/Weeks Later bezeichnen. Häufig musste sich der Film auch den Vorwurf des Plagiats gefallen lassen. Zu Unrecht, wie ich finde. Ich denke, man hatte eher eine Hommage im Sinn und als solche funktioniert der Film auch hervorragend.
Ursprünglich hatte Neil Marshall die Idee, seinen Film mit Achtziger-Synthesizer-Klängen zu unterlegen, musste aber feststellen, dass sich dies nicht mit seiner schnellen Inszenierung und seinen rasanten Schnitten vertrug. In der besten Action-Szene des Films ist dennoch ein moderner Remix von Two Tribes, ursprünglich von Frankie Goes To Hollywood, zu hören.
Von den Schauspielern wird genrebedingt nicht allzu viel verlangt, dennoch gelingt es vor allem David O’Hara mit seiner erstaunlichen Stimme und seiner schieren Präsenz, Akzente zu setzen. Craig Conway alias Sol betreibt Overacting at it’s best. Bob Hoskins und Malcolm McDowell bleiben leider recht blass, was allerdings am Drehbuch liegt, das beide Charaktere verheizt. Als Idealbesetzung erweist sich allerdings Hauptdarstellerin Rhona Mitra. Mit Ihrem unglaublich coolen und abgebrühten Auftreten muss sie sich auch vor ihren männlichen Action-Kollegen nicht verstecken.
Das Doomsday letztendlich floppte, liegt sicher daran, dass der Film mit nicht jedem gefällt. Sehr viele Menschen werden diesen Film nicht mögen. Zu abgedreht ist die ganze Story, zu durchtrieben die Inszenierung. Nachdem die Kritiken sehr zwiespältig ausfielen, entschied man sich dazu, den Film nicht großartig zu vermarkten, was sich gleich in zweierlei Hinsicht negativ auswirken musste: Zum einen war der Film den meisten Leuten natürlich unbekannt und er lief auch nur in wenigen Kinos, auf der anderen Seite konnten diejenigen, die sich den Film ansahen auch nicht wissen, auf was sie sich da einlassen. Dies führte sicherlich zu einigen Enttäuschungen. Man kann nur hoffen dass sich der Film mittlerweile etwas herumgesprochen hat und wenigstens auf DVD ein Erfolg wird. Zu wünschen wäre es Neil Marshall auf jeden Fall, hat er doch bisher schon mehrfach sein Können unter Beweis gestellt. Nicht nur mit dem sehr guten The Descent, sondern auch mit dem hierzulande gänzlich unbekannten Dog Soldiers. Auch Doomsday könnte mit diesem Ende durchs fortgesetzt werden, hierfür wäre dann aber ein größeres Budget von Nöten und das wird wohl so schnell nicht bewilligt werden.
Fazit: Bei der ersten Sichtung war ich etwas enttäuscht von dem Film, ich wusste nicht so recht, was ich davon halten sollte. Als ich ihn das zweite Mal mit ein paar Kumpels sah, war jegliche Skepsis jedoch schnell verfolgen, denn der Spaß-Faktor ist einfach ungemein hoch. Wer also Lust hat, einfach mal das Gehirn für knapp zwei Stunden aus zu schalten und ein postapokalyptisches Action-Gewitter sehen will, sollte sich Doomsday unbedingt ansehen. Wer jedoch eher einen durchdachten Mainstream Actioner erwartet kann sich die Zeit auch sparen.