Review

Hervorragende Mischung aus allerhand Bekanntem…17.11.2008

Regisseur Marshall wird sicher einmal ein ganz großer werden, wenn er das von ihm bevorzugte Genre – harte Action mit Horrorelementen – fortführt. Bereits seine beiden ersten Werke waren großartig und sehr spannend, auch versetzt mit innovativen Elementen, welche hier in seinem dritten Streich leider fehlen. Aber gekonnt geklaut kann auch gelungen sein, und so schmunzelt man im Verlauf des Films gerne mal über die Dreistigkeit, mit der sich Marshall an alten Perlen des Actiongenres vergreift. Klapperschlange, Underworld, 28 Days later, Mad Max 2, Braveheart…was für eine krude Mixtur, die aber von vorne bis hinten stimmig ist und ganz einfach eine Menge Spaß macht. Der Mann kennt sein Zielpublikum, und er gibt ihm, was es will – und das auch noch sehr blutig, detailgetreu und vor allem eher in Zeitlupe als mit den derzeit leider so aktuellen Schnittgewittern und Wackelkameras.

Schottland ist aufgrund eines mörderischen Virus entvölkert und vom Rest der Insel mittels einer massiven Stahlbarriere samt Selbstschußanlagen abgetrennt. Das ist uns Deutschen aus unserer Historie sicher nicht ganz unbekannt, vom Virus mal abgesehen. Jahre später kommt es mitten in London zu einem erneuten Aufflackern der tödlichen Seuche, und es scheint nur ein Mittel zu geben – welches dummerweise in Schottland zu finden sein soll, denn dort gibt es tatsächlich Überlebende. So wird ein Spezialtrupp unter Führung der desillusionierten Sinclair in die Fremde geschickt, um den dort wohl noch lebenden Wissenschaftler Kane ausfindig zu machen, ein Gegenmittel an sich zu bringen und innerhalb kurzer Zeit nach London zurückzukehren, bevor die Seuche sich dort ausbreitet. Doch in Schottland tun sich Abgründe menschlichen Verhaltens auf…die eine Hälfte der Überlebenden ist zu einer Art Mad-Max-Gang mutiert, die andere hat sich in die ländliche Abgeschiedenheit zurückgezogen und lebt dort ein Leben wie im Mittelalter. Und beide Fraktionen sind den Neuankömmlingen nicht freundlich gesonnen, indes für Sinclair ein Job ein Job ist, den es zu tun gilt, egal, welche Widrigkeiten sich ihr in den Weg stellen.

Erfreulicherweise wird auf die fast genretypische Andeutung einer Fortsetzung verzichtet, was ich dem Regisseur wirklich hoch anrechne. Schlimmer sind die Logiklöcher, die einem aber während des Filmgenusses aufgrund der tobenden Actionsequenzen zunächst nicht auffallen, aber als kleiner Nachgeschmack auf der Zunge haften bleiben. Das ist schade, denn ein klein wenig mehr Sorgfalt hätte hier die Höchstnote beschert. Aber egal, denn der darbende Actionfreund bekommt hier von allem reichlich, auch wenn es nach der sehr packend inszenierten Viruseinführungssequenz zunächst einmal eher ruhiger zugeht. Als dann aber der Kontakt zu den Schotten hergestellt ist, folgt eine Actionszene der nächsten, alle sehr sorgfältig choreographiert, ohne viele Rechnertricks, sondern zumeist schön handgemacht. Auch Sean Pertwee darf wieder mittun, aber wie in den meisten seiner Filme erleidet er auch hier einen unschönen Tod…schade, dem Mann hätte man gerne mehr Filmzeit gegönnt. Darstellerisch herrscht hier eher Eindimensionalität, aber das war in den Actionfilmen der seligen Neunziger auch zumeist der fall und soll nicht bemängelt werden. Insgesamt ein wirklich mitreißendes Stück Kino, blutig, hart, mit allen Zutaten, die das Genre zu bieten hat - 9/10.

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