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Der in meiner Heimatstadt Unna gedrehte „Bang Boom Bang“ gehört zu besten deutschen Komödien der letzten Jahre, auch wenn dort eh viel Müll produziert wurde.
Kleinganove Keek (Oliver Korritke) ist an sich ein Loser, wie er im Buche steht, doch er hatte einmal Glück im Leben: Zusammen mit seinem Kumpel Kalle (Ralf Richter) landete er einen großen Coup, Kalle wurde geschnappt und hielt dicht, sodass Keek mit der Beute alleine blieb. Allerdings hat er direkt Kalles Anteil mit verjubelt, aber das macht Keek nichts aus. Herrlich, was für einen Loser Korritke abgibt und trotzdem viele Zuschauersympathien wecken kann.
Doch Kalle wartet auf seine Entlassung und möchte dann auch seinen Anteil der Beute kassieren. Jetzt steht Keek vor einem Problem, denn er muss so schnell wie möglich an Geld kommen. Also versucht er mit seinem Kumpel Andy (Markus Knüfken) einen Falschgelddeal über die Bühne zu bringen, doch auch hier scheitern die Chaoten. Hat was von Tarantino und dementsprechend stellt sich auch schnell eine bunte Horde gemischter Charaktere ein, wie der zwielichtige Spediteur Werner Kampmann (Diether Krebs) oder ewige Verlierer Schlucke (Martin Semmelrogge).

An sich macht der schief gegangene Deal Keek noch gar nicht soviel aus, denn innerhalb der zwielichtigen Horde gibt es bestimmt noch jemanden, den man rechtzeitig betuppen kann. Doch dann bricht Kalle in einem Anfall von Wut aus dem Knast aus und jetzt muss Keek die Kohle besonders schnell beschaffen…
Wie gesagt, „Bang Boom Bang“ orientiert sich an Tarantino, doch Peter Thorwarth hat einen ganz eigenen Stil entwickelt, der sich vor allem durch den charmanten Ruhrpott-Humor auszeichnet. Alle Charaktere reden mit dem entsprechenden Dialekt und bringen das Lebensgefühl der Ruhrpott dementsprechend rüber (vor allem herrlich die Rolle des Tankwarts). Auch die Drehorte in der deutschen Vorstadt entwickeln ein ganz eigenes Flair, das sich wohltuend von den ewig gleichen Großstadtkulissen vieler deutscher Filme abhebt. Hinzu kommt ein ordentlicher Soundtrack, der Hip Hop und Rock ganz ordentlich mixt und den Film ordentlich untermalt.
Auch die Witze sind meist sehr treffend, wobei vor allem die Episode mit dem Safe, dem Daumen und dem Starenkasten das absolute Highlight des Films darstellt (aber ich will nicht zuviel verraten). Die Gagfrequenz ist ebenfalls ziemlich gut, es gibt nur wenige Durststrecken, die mehr Humor vertragen könnten. Über das extrem niedrige Sprachniveau kann man sich zwar aufregen, aber auch Quentin Tarantino, Guy Ritchie usw. bringen ja ebenfalls exzessives Fluchen in ihren Filmen unter.

Die Geschichte ist auch recht findig erdacht und kann mit ein paar guten Wendungen (vor allem gegen Ende) aufwarten. Allerdings geht bei „Bang Boom Bang“ Humor vor Nervenkitzel und so kann das Ergebnis zwar als kurzweilig, aber nicht als hochspannend bezeichnen. Macht aber nichts, denn man langweilt sich keine Minute und kann sich an herrlich verrückten Einfällen wie Til Schweigers Gastauftritt als Rasta-Fußballer erfreuen.
„Bang Boom Bang“ ist eh sehr prominent besetzt und kann mit einigen Gastauftritten (u.a. Ingolf Lück und Peter Thorwarth selbst) aufwarten. Highlight sind jedoch die herrlich verschroben spielenden Hauptdarsteller, wobei vor allem Oliver Korritke als Faulpelz deluxe und Ralf Richter Brutalo aus dem durch die Bank weg guten Ensemble herausragen.

„Bang Boom Bang“ ist eine sehr witzige Ruhrpottkomödien mit einigen Anleihen bei Tarantino. Sehr gut getimte Unterhaltung mit nur wenigen Hängern.

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