Da ihm staatlich beamtete Vampir-Jäger auf den Fersen sind, flieht der legendäre Graf Dracula aus seiner transsylvanischen Heimat. Während einer Zugfahrt tötet er den jungen Künstler Bellack Gordal und übernimmt die Identität des Ermordeten. In Kalifornien angekommen schlägt der Graf seine Zelte bei der Familie Mayberry auf, wo er für den entfernten europäischen Cousin gehalten wird, dessen Besuch man bereits erwartet hat. Das leicht schräge Benehmen des Neuankömmlings wird damit erklärt, dass Künstler ja immer ein wenig neben der Spur sind, und so kann Dracula fast ungestört seinen vampirischen Aktivitäten nachgehen und der jungen Rachel, der im Teenager-Alter befindlichen Tochter der Mayberrys, nachstellen. 1958 war kein übles Jahr für Dracula, zum einen hatte Christopher Lee da nämlich seinen ersten Auftritt als besagter Vampir in Terrence Fishers Auftakt zu einer recht langlebigen und populären Reihe von Hammer-Horrorfilmen... und zum anderen gab es da "Draculas Blutnacht", eine mittlerweile fast völlig vergessene US-Produktion, die dennoch ein wunderbares Companion Piece zum britischen "The Horror of Dracula" abgibt, gerade weil sie in fast allen Belangen so völlig gegensätzlich und grundverschieden ist. Während der Hammer-Streifen dem guten alten Gothic-Horror huldigt und in satten Farben daherkommt, gibt sich "Draculas Blutnacht" jede Mühe, den Mythos "Dracula" ganz schön zu entstauben und ihn ins Hier und Jetzt (bzw. in die Gegenwart von 1958) zu versetzen. Das klappt insgesamt besehen sogar ganz gut, vorausgesetzt man kann die dem sicherlich geringen Budget geschuldete Schwarzweiß-Optik akzeptieren (lediglich ein kurzer Blutspritz-Moment zum Schluss, der das zeitgenössische Publikum wohl so richtig schocken sollte, ist farbig)... Vergleiche zu den vorhergehenden Leinwand-Auftritten Draculas in den letzten paar Universal-Streifen in den 40ern kann man deshalb aber nicht zwangsläufig ziehen, denn so zur Witzfigur wie dort verkommt er hier nicht! Insgesamt ist "Draculas Blutnacht" nach über sechzig Jahren rückblickend betrachtet eine ziemliche Überraschung, denn es gibt echt zahllose 50er-Jahre-B-Movies, die weniger auf die Pfanne bringen und sich dennoch heutzutage größerer Beliebtheit erfreuen und nicht völlig in Vergessenheit geraten sind.
8/10