US-Regisseur Paul Landres’ 1958 zusammen mit Hammers „Dracula“ aufgeführter B-Film veranschaulicht eindrucksvoll die Qualitäten der britischen Neuinterpretation mit Christopher Lee, denn obwohl im selben Jahr produziert, wirkt „Draculas Blutnacht“ im direkten Vergleich antiquiert und überholt, und das liegt sicherlich nicht daran, dass er in Schwarz-Weiß gefilmt wurde. Nein, es ist vielmehr der Umstand, dass „Draculas Blutnacht“ im Stile eines Teenage-Horror-Films angelegt wurde, so komplett ohne optisch eigentümliches oder wenigstens trashiges Monster aber mehr wie ein dröger Kriminalfilm wirkt. Francis Lederer soll hier Graf Dracula sein, wobei man sich seltsamerweise lediglich auf dessen Äußeres verließ und ihm keinerlei Requisiten, besonderes Make-up oder starke Auftritte spendierte. Dass der Film in der damaligen Gegenwart spielt statt im gotischen Zeitalter scheint auch eher aus der Not heraus geboren zu sein, sich nicht um aufwändige Kulissen, Kostüme etc. kümmern zu können oder zu wollen; die Chance zu einer interessanten Variation des Themas durch die Portierung in eine andere Zeitebene wurde ungenutzt gelassen. Atmosphärisch ist das also nichts Bedeutsames, was optische Schauwerte betrifft, bekommt man auch nichts geboten und die schauspielerischen Leistungen befinden sich auf höchst durchschnittlichem Niveau. Die Geschichte ist zudem austauschbare Massenware von der Stange. Mit der während der Pfählungsszene eingestreuten, einsekündigen Farbszene bekommt man immerhin ein Kuriosum zu Gesicht, das ich so vorher noch nicht gesehen hatte und mich zunächst einmal verwirrte. Vermutlich wollte man mit der farbigen Darstellung des Blutes das Publikum schockieren; ob es gelang, entzieht sich meiner Kenntnis. Das angenehme Tempo des straffen 74-Minüters verhindert gerade noch eine Einstufung als „lediglich von filmhistorischem Interesse“, mehr als eine Fußnote in der Geschichte des Vampirfilms ist die reißerisch betitelte „Draculas Blutnacht“ aber nicht.