Mit „Balance of Power“, einem der letzten Prügelstreifen von Exot Billy Blanks (so schrecklich viele schwarzhäutige Martial-Arts-Experten gibt es abseits von Wesley Snipes bekanntlich nicht), kann der geneigte Genrefan, obwohl hier Innovation erwartungsgemäß ein Fremdwort darstellt, zufrieden sein. Da hat der Gute sich doch vorher und auch später noch in ganz anderen Produktionen verwursten lassen. Ob das einzige Regiewerk von Rick Bennett dann, wie die Credits weiß machen wollen, tatsächlich größtenteils auf seinem Mist gewachsen ist, oder ob der, wie ein kurzer Blick auf seine Filmografie beweist, erfahrene Stuntman Garrett Warren, der selbst über genügend Kampfsporterfahrung verfügt und hier als Fight-Choreograph wie auch Second Unit Director antrat, den Gross selbst herunterkurbelte, darf zumindest vermutet werden.
Inhaltlich hält man sich an Altbewährtes. Mal wieder heißt das Thema Underground-Fighting. Das sind diese Filme, wo sich in dunklen Lagerhallen zwei Fighter gegenseitig die Fresse blutig schlagen und ringsherum dekadente Schlipsträger der Oberschicht, begleitet von ihren ebenso hysterisch jubelnden Weibern, entgeistert mit ihren dicken Bündeln Dollar-Scheinen herumwedeln. Nicht gerade mein Lieblingsgenre, weil zu viele RTL 2 – Ausstrahlungen mich vor etlichen Jahren so richtig gestraft haben, weswegen ich das Subgenre jetzt eigentlich zwar meide. Aber gut, die Neugier...
Billy heißt hier ausnahmsweise nicht Billy sondern Niko und betreibt seine eigenen Trainingshallen um die Kids von der Straße zu holen, wo bekanntlich Drogen und Kriminalität lauern. Weil er als Saubermann, Sozialpädagoge und dem gewissen Sinn für Gerechtigkeit es aber so gar nicht einsehen will, dass er für das lokal herrschende Syndikat seinen Obolus zum Schutz abzudrücken hat, schießen die nicht nur einen seiner Schützlinge an, sondern prügeln ihn auch noch krankenhausreif.
Sensei Matsumoto (Kino-Urgestein Manko, „Conan the Barbarian“, „Rising Sun“) lässt den schwer angeschlagenen Kämpfer mit dem Herz am rechten Fleck von seiner Nichte zu sich bringen, päppelt ihn auf, trainiert ihn mit dem patentierten Rocky Balboa-Aufbautraining in Höchstform und lässt die immer wieder geliebten, exotischen, fernöstlichen und damit für uns zwangsläufig unorthodoxen Methoden einfließen, so dass er sich bald in der Szene Achtung verschafft, indem er lässige Siege einführt. Als Ziel wurde natürlich längst die Halle des Syndikatschefs auserkoren. Denn der betreibt selbst so einen Prügelladen und hat einen schier unbesiegbaren Fighter, der seine Gegner auch schon mal umbringt oder zum Krüppel schlägt. Zudem hat Niko noch eine persönliche Rechnung mit ihm offen und wenn man diesen Kämpfer auch noch besiegt, ist das kriminelle Unternehmen pleite. Ja, ne is’ klar...
„Balance of Power“ macht ganz passabel Laune, ohne dass man sich mit ihm freut oder gar böse ist. Der überraschend fetzige Soundtrack von Daniel LeBlanc (Warum ist seine Filmografie so kurz?) trägt einiges zur Kurzweiligkeit bei. So schrecklich viel gibt es zwar gar nicht mal auf die Fresse, aber wenn, dann dafür richtig und durchaus auch mal saftig und brechend. In Sachen Choreographie gibt es, auch wenn der Kick zur Genialität fehlt, nichts großartig auszusetzen.
Kräftig durchgewürzt wird die Chose noch mit Humor, den man vor allem dann antrifft, wenn Mako Blanks bis zum Umkippen trainieren lässt. Den Rest erledigen herrlich skurrile Einfälle, wie eine Aufnahmeprüfung, die in Katakomben stattfindet (Irgendwo unter der Großstadt? Ja, ne...), in denen sich wohl eher Indiana Jones heimisch fühlen würde.
Fazit:
Für den Durchschnitt reicht es damit locker. Der Behelfsplot ist in seinen Motiven zwar einfallslos zusammengeschludert, die sehr ordentliche Inszenierung, der tolle Score und die gut choreographierten, mitunter brutalen Fights reißen es aber größtenteils wieder heraus. Allerdings hätte man doch etwas öfter auf der Matte stehen können. Allemal solide!