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Statt am öden Sportunterricht teilzunehmen, streifen die rebellischen 17 jährigen J.T. und Rickie eines morgens lieber ziellos durch die Gegend. Da kommt ihnen die glorreiche Idee, in eine stillgelegte Nervenklinik einzusteigen und dort ein wenig für Chaos und Zerstörung zu sorgen. Doch was die beiden Jungs durch einen Zufall im Keller des Gebäudes vorfinden, übertrifft all ihre Erwartungen. In einem offenbar seit längerer Zeit verschlossenen Raum finden sie, auf einer Bahre festgeschnallt, eine nackte junge Frau vor. Der Außenseiter J.T. sieht seine Chance gekommen, endlich auch über Macht verfügen zu können und erklärt seinen "Fund" kurzerhand zu seiner persönlichen Sexsklavin. Dass die Frau eiskalt ist und offensichtlich nicht sterben kann, stört den regelrecht fanatischen Jugendlichen nur wenig, doch Ricky beschleichen alsbald ernste Gewissensbisse. Als dann noch einige ihrer Mitschüler von der sexuellen Attraktion Wind bekommen, droht die Situation grausam zu eskalieren...


Nicht gerade für prüde Gemüter geeignet ist das, was das Regie-Duo Marcel Sarmiento und Gadi Harel in diesem etwas anders gelagertem Zombiefilm aus dem Jahr 2008 präsentiert. War Kopulation mit Leichen bislang eher im filmischen Underground beheimatet, um in Werken wie Nekromantik und Mordum zelebriert zu werden, zerrt Deadgirl diese Thematik nun ins Rampenlicht der Öffentlichkeit und verpackt sie in einem nicht ganz gewöhnlichen Coming-of-age-Drama. Im Falle dieses Films ist es jedoch keine Leiche, die für so manche Tabubrüche herhalten muss, sondern ein weiblicher und nicht gänzlich unattraktiver Zombie. Genau das, was die Ausgangslage von Deadgirl andeutet, bietet der Film dann auch zur Genüge, nämlich zahlreiche Vereinigungen mit einer bereits verwesenden Untoten. Trotz dieser unappetitlichen Handlung und einigen entsprechend derben Einfällen, ließen es sich die Macher nicht nehmen, ihrem Werk auch eine ansatzweise anspruchsvolle Note zu verleihen. Deadgirl setzt sich nebenbei noch mit Themen wie Teenagerproblemen und Verantwortung auseinander und lebt somit nicht alleine von seinen plakativen Ekel-Schauwerten. Deadgirl erweist sich bei weitem nicht als derart platt und stumpf wie die Handlung hätte vermuten lassen und weiß in seinen 98 Minuten Laufzeit zudem durch eine sich stetig steigernde Spannungskurve grundsolide zu unterhalten, auch wenn einige Szenen sicherlich noch etwas hätten gestrafft werden können. Letzten Endes ist es aber insbesondere das Schauspiel der beiden Hauptdarsteller, das positiv in Erinnerung bleibt. Gerade Joaquin Phoenix-lookalike Shiloh Fernandez liefert eine beeindruckende Leistung ab, die es definitiv rechtfertigt, die Karriere dieses jungen Schauspielers noch weiter im Auge zu behalten. Insgesamt ist Deadgirl kein gänzlicher Überflieger, doch Horror-Fans die auf der Suche nach interessanter Kost abseits der gängigen Konventionen sind, dürfen einen Blick riskieren.


Deadgirl
USA 2008, 98 Min.
Regie: Marcel Sarmiento, Gadi Harel

Darsteller: Shiloh Fernandez, Noah Segan, Michael Bowen, Candice Accola, Andrew DiPalma, Eric Podnar, Nolan Gerard Funk, Christina Blevins, David Alan Graf, Luke Van Pelt, Jenny Spain, Christina Masterson

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