Review
von Alex Kiensch
Fünf Jahre nach dem großen Erfolg des Thrillers "Auf der Flucht" schlüpfte Hollywood-Veteran Tommy Lee Jones erneut in die Rolle, die ihm einst den Oscar brachte: Als U.S. Marshal Samuel Gerard geht er wieder auf die Jagd nach einem flüchtigen Gefangenen - und muss erneut feststellen, dass nichts so ist, wie es scheint, und dass der Gejagte unschuldig ist.
"Auf der Jagd" ist ein temporeicher, geradlinig inszenierter Action-Thriller, der in vielerlei Hinsicht ganz typisches 90er-Jahre-Hollywoodkino ist. Was nicht nur seine guten Seiten hat: Neben allerhand klischeehaften und unglaubwürdigen Szenen und der überzeichneten Darstellung des unfehlbaren Helden nervt vor allem die aufgesetzt coole Art des U.S. Marshal-Teams ziemlich schnell. Mit Sonnenbrille, schlurfendem Gang und Sprüchen, die lässig sein sollen, aber meistens nur dümmlich und unpassend wirken, verkörpern sie ein machohaftes Getue, das in vielen Szenen fehl am Platze wirkt. Auflockernder Humor in allen Ehren, aber hier sind die Gags doch ein wenig unbeholfen. Und Tommy Lee Jones brilliert zwar erneut als harter Hund mit ausgeprägtem Sinn für Gerechtigkeit, allerdings hätte man sich den Pseudo-Konflikt mit seinen Kollegen gegen Ende des Films sparen können. Hier wird eine Kritik an seinem Charakter behauptet, die in Wahrheit gar nicht stattfindet.
Auf der Habenseite verbucht "Auf der Jagd" dafür eine ganze Reihe fulminanter Action-Szenen (speziell der spektakuläre Flugzeugabsturz) und spannender Verfolgungsjagden, zwischen denen sich eine etwas dünne, aber immerhin ausgeprägte Story um Geheimdienste, Verräter und den Wunsch nach einem neuen Leben entspinnt. Dank der äußerst überzeugenden Spezialeffekte, aufwendigen Settings und der rasanten Inszenierung bleibt der Zuschauer durchgehend unterhalten. Schnelle Schnitte, einige anspruchsvolle Kamerafahrten (wenn etwa die Kamera aus der Luft einen weitläufigen Kreis um die Unglücksstelle des Flugzeugs beschreibt, sodass man das volle Ausmaß der Zerstörung sehen kann) und der treibende, gerade noch nicht aufdringliche Musikeinsatz sorgen für durchgehend hohes Tempo, ohne den Zuschauer zu überfordern.
Zudem spielen neben Jones der damalige Star Wesley Snipes auf dem Höhepunkt seiner Karriere überzeugend den unschuldig Verfolgten und der spätere "Iron Man" Robert Downey Jr. einen jungen Agenten, der einige der effektvollsten Wendungen der Story herbeiführt. Dieses Star-Trio liefert sich über alle Höhen und Tiefen des Films hinweg ein packendes Duell, das für anhaltende Spannung sorgt.
Wenn auch die eine oder andere Logiklücke bleibt, nicht immer alles glaubhaft wirkt und selbst die zentrale Überraschung des Films ein wenig lieblos daher kommt, so liefert "Auf der Jagd" doch ein musterhaftes Beispiel dafür, wie kurzweiliges, geradliniges Spannungskino aussehen kann. Für Genre-Fans ein schöner Appetithappen.