Tommy Lee Jones jagt Wesley Snipes…13.12.2008
Ich habe sicher schon unzählige Male darauf hingewiesen, aber hier muß es auch wieder gesagt werden: wenn in Hollywood ein Film gute Kasse macht, dann wird es immer einen Nachfolgefilm geben, auch wenn fünf Jahre dazwischen liegen. Vielleicht macht das hier die Sache auch noch einfacher, denn den Vorgänger hat man bis dahin vergessen, und daher ist es auch egal, daß die meisten Szenen und irgendwie der gesamte Ablauf der Handlung quasi eine direkte Kopie von „Auf der Flucht“ sind. Muß man sich über derartige Dreistigkeit wundern oder gar ärgern? Nein, denn gut geklaut ist immer noch besser als schlecht erfunden, und soweit wie bei Michael Haneke und seinen „Funny Games“ geht es hier ja auch nicht. Was bleibt, wenn der Tag vorbei ist, nun, ein guter uns spannender Film mit bekanntem Ausgang und der einen oder anderen kleinen pfiffigen Wendung.
Diesmal ist U.S.Marshal Gerard auf der Jagd nach einem Mann namens Sheridan, der wegen Doppelmordverdacht von A mit dem Flugzeug nach B gebracht wird und beim Flugzeugabsturz an Punkt C entkommen kann. Obacht, lieber Zuseher, warum ein Chinese das Flugzeug abstürzen läßt, ist eigentlich für den Handlungsfortgang egal. Mit an Bord und mittendrin auch Gerard, der es zu seiner persönlichen Aufgabe macht, Sheridan zu haschen. Warum? Sein Job war es eigentlich, einen Gefangenen zu eskortieren…ach, ich liebe es, wenn die logischen Zusammenhänge flugs verweht sind. Diesmal ist Gerard nicht allein, nein, huschhusch ist sein Team zur Stelle, was dem Humoranteil des Streifens gut tut. Und die Tatsache, daß Sheridan einst als Agent tätig war, trägt zur gelungenen Hatz bei, denn der Mann hat gewisse Fertigkeiten, die wir bei Snipes viel später noch in „Art of War“ bewundern durften, bevor es dann vorbei war mit der Herrlichkeit. Am Ende dann ist alles aufgeklärt, Sheridan darf frei bleiben und der Bösewicht hinter der Ursprungsgeschichte bekommt seine Strafe.
Der Film geht schnell am Betrachter vorbei. Pausen oder Ruhe gibt es nicht, immer wieder entkommt Snipes seinen Häschern, zumeist auch nur sehr knapp. Macht aber nichts, denn wir wollen einen Actionfilm sehen, und davon gibt es genug, immer schön handgemacht und nicht aus dem Rechner. Der Flugzeugabsturz beispielsweise sieht echt aus, heutzutage würde man das am Rechner machen, teurer wäre es, und das Ergebnis mittelmäßig. Leider darf Snipes nicht austeilen, Zweikämpfe gibt es hier fast gar nicht, schade, denn diese Qualitäten des Mimen werden damit verschenkt. Jones ist meist knorrig, macht halt das, was er im Sequel machen muß, und statt eines Zuges verunglückt ein Flugzeug. Dennoch wird man gut unterhalten, der Film verschwendet keine Zeit, sondern bleibt immer dicht am Geschehen, ist handwerklich wie darstellerisch ganz in Ordnung und damit solide Genrekost – immer noch besser als das aktuelle Actionkino…7/10.