Review

Tommy Lee Jones ist mal wieder auf der Pirsch und jagt einen großen Fisch

Story:
Die Fingerabdrücke von Mark Sheridan (Wesley Snipes) werden am Tatort gefunden, in der Nähe zweier toter Agenten gefunden. Nach der Verhaftung will U.S. Marshal Sam Gerard (Tommy Lee Jones) Sheridan nach New York fliegen. Leider stürzt die Maschine ab. In mitten des Chaos kann der Verdächtige flüchten. Der stinksaure Gerard macht sich auf die Jagd, erhält dabei Unterstützung vom Secret Service Agenten John Royce (Robert Downey Jr.). Langsam merkt Sam nun, dass man ihm Informationen vorenthält. Ist Sheridan etwa unschuldig?
In Hollywood ist es Gesetz zu einem Kassenschlager eine Fortsetzung zu drehen, dabei entpuppt sich „Auf der Jagd“ als eine plumpe Kopie des Vorgängers. Sheridan entkommt und Gerard darf ihn dann fast 2 Stunden jagen. Auf eine aufwendige Story wird verzichtet. Wo man im ersten Teil noch rätselte wer Dr. Kimbles Frau ermordete, wird hier schnell klar, wer der Verräter ist. So plätschert der Film munter vor sich hin, bis Gerard endlich alle Puzzleteile zusammengesetzt hat und das Rätsel löst bzw das Problem entsorgt. Wer „Auf der Flucht“ kennt, wird die komplette Story vorhersehen können. Zumindest erschreckt man sich so nicht und verschüttet keine Chips.....

Musik:
Mmm, stellenweise kann die Musik Tempo erzeugen und den Film mit Spannung füllen. Besonders bei den direkten Laufduellen „Snipes vs Jones“ klappt das gut. Ansonsten ist leider eher Magerkost bis strenge Diät. Gefiel mir nicht besonders. So hätte zum Beispiel der traurige Moment, als der Kollege starb viel prägnanter sein können.

Atmosphäre:
Das Gewicht der Fortsetzung liegt diesmal auf dem Jäger Gerard. Er bietet aber im Hinblick auf den Zuschauer die viel schlechtere Identifikationsfigur. Als Zuschauer versetzt man sich lieber auf den gehetzten Unschuldigen, an statt auf Jäger, dem alle Mittel zur Verfügung stellen. Dank Wesley Snipes als „Bad Boy“ ist dem Zuschauer von vorne herein klar, dass er unschuldig ist. Das liegt zum einen daran, dass Snipes nun mal unmöglich ein Bösewicht ist und zum anderen, dass der Film nach dem gleichen Schema abläuft. Dabei verschießt der Film sein Pulver schon zu Anfang. Die spektakuläre Bruchlandung mit Snipes Flucht macht beim Zuschauer großen Appetit auf mehr. Was folgt ist aber ein mittelprächtiger Verfolgungsthriller. Der übel gelaunte Marshal bekommt Sonnenbrillenjunkie John Royce zur Seite gestellt, was ihm gar nicht passt. Seine Crew (bekannt aus dem ersten Teil) sorgt zwar für ein nettes Deja Vu Erlebnis, legt jedoch ein Verhalten an den Tag, das mich an Touristen erinnert.
Als man Sheridan endlich aufgespürt hat beginnt die lustige Hatz, bei der der Verdächtige aber immer ein Schritt schneller ist. Gerard dämmert, dass da noch mehr im Busch ist und fliegt mit seiner Vorgesetzten los, um sich schlau zu machen. Ein paar Stunden später lauert der nun aufgeklärte (??) Marshal dem Verdächtigen auf. Auf Sheridan wird sich nur zwischendurch in kleineren Abschnitten bezogen, dabei hätte ich mir aber am liebsten die Harre ausgerauft. Als ausgebildeter Agent sollte er wissen, dass man längst das Telefon seiner Freundin abhört. Auf einem Friedhof glaubt Gerard den bösen Buben nun endlich zu haben. Leider sitzt auf einem Dach ein Mann mit einer MG und nimmt beide fröhlich unter Beschuss. Dabei zerlegt er etliche Grabsteine, aber keine Menschen. Sheridan kann mal wieder flüchten. Bei der Verfolgung stirbt ein Freund und Mitarbeiter Gerards.
Mittels intelligenter Recherche haben die Ermittler aber wieder eine neue Spur (gähn) und schnappen ihn endlich auf dem Schiff. Verwundet wird er von dort ins Krankenhaus gebracht.
Sheridan knobelt sich den Verräter zusammen, erlegt ihn und alle sind glücklich. Nur der Zuschauer nicht, der bei der kopierten Handlung fast eingepennt wäre. Das liegt zum einen an der nicht sehr spannenden, mittelprächtigen Jagd und an Wesley Snipes. Der Mann ist ein Superschauspieler, wenn es um Action geht. Aber seiner Figur wie Harrison Ford Tiefe zu Verleihen gelingt ihm nicht. So bleibt eine überflüssige Fortsetzung made in Hollywood.

Schauspieler:
Tommy Lee Jones spielt gewohnt souverän den Marshal Sam Gerard. Im ersten Teil noch ein harter Knochen, darf er hier sogar einige Emotionen zeigen (Tod des Kollegen) und erdrückt Snipes förmlich mit seiner Anwesenheit. Die Paraderolle aus „Auf der Flucht“ bringt er auch hier gewohnt stark rüber.
Wesley Snipes ist eine der Minuspunkte des Films. Der Mann kann fighten, coole Sprüche klopfen und ab und zu auch mal lustig sein. Aber das alles sind Fähigkeiten, die bei diesem Film unbrauchbar sind. Von seiner Angst und seiner Unwissenheit bekommt der Zuschauer leider überhaupt nichts mit. Snipes ist hier eine ganz klare Fehlbesetzung.
Robert Downey Jr. darf hier den sonnenbrillenschwingenden undurchsichtigen Agenten spielen. Leider wurde mir viel zu früh klar, was er eigentlich im Schilde führt. Schon beim ersten Auftreten weiß man,....... (will das nicht spoilern). Auf jeden Fall hat er eine unsympathische Art an sich, die ihm jede Zuneigung des Zuschauers raubt. Blieb mir viel zu blass.....

Fazit:
Fast exakte Kopie des Vorgängers, mit mittelmäßigen Darsteller und einem guten Tommy Lee Jones. Da der Film so vorhersehbar ist und die besten Szenen schon zu Anfang hat wirkt der Rest recht fad. Einmal ansehen ist ok, mehr aber auch nicht. „Auf der Jagd“ bietet nichts, was man von „Auf der Flucht“ nicht schon kennt.

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