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Wenn man eine Zeit lang der Hauptfigur David Randall beiwohnt, fühlt man sich schon recht deutlich an die Figur des Norman Bates aus „Psycho“ erinnert. Vor allem, weil man nicht genau weiß, ob die Mutter zu der er spricht, real ist oder nur in seiner schizophrenen Gedankenwelt existiert.
Man weiß auch nicht, ob David Morde beging oder ob es den ominösen Fremden mit der Maske wirklich gibt, - genügend Twists und Turns also, um den Zuschauer, trotz er ruhiger Erzählweise und wenig innovativem Gesamtkonzept bei Laune zu halten.

Bereits der Einstieg untermauert diese unsichere Haltung gegenüber der Hauptfigur, als er des Nachts zwei Einbrecher in seiner Wohnung stellt, die sich offenbar für den Doppelmord an ein Familienmitglied rächen wollen. David bringt die beiden – mehr oder minder durch Unfälle – zur Strecke und begräbt die Leichen im Garten.
Er hätte den Sheriff alarmieren können, doch aus Angst durch seinen Psychiater wieder in die Anstalt eingeliefert zu werden, schweigt David.
Doch wer ist die Person unter der Maske, die nicht nur David nachstellt, sondern auch Melissa, mit der er gemeinsam im Diner arbeitet; bildet er sich die auch nur ein?

Im Vordergrund stehen genau genommen drei mysteriöse Todesfälle: Vor Jahrzehnten wurde Davids Vater bei Ausübung seines Jobs als Cop ermordet, dann wurde Melissas Mann vor einem Jahr von einem Autofahrer tödlich verletzt und schließlich der Mord am See, wo ein Paar möglicherweise aus Gründen der Eifersucht gekillt wurde, - wofür David letztlich schuldig erklärt wurde.
So kommen definitiv mehrere Täter in Frage, denn nicht nur David verhält sich latent verdächtig, auch Danny, der sich seit dem Tod von Melissas Mann auffällig intensiv um sie kümmert, könnte ein Motiv haben, David womöglich ein zweites Mal hereinzulegen.

So wird der Betrachter immer wieder auf eine falsche Fährte gelockt: Beobachtet David Melissa in ihrer Wohnung, um sie vor Danny zu schützen oder ist er selbst der Stalker?
Viel Zeit wird der Hauptfigur gewidmet, die in ihrer stets unsicheren Art (beachtliche Darstellung: Darren Kendrick) verwirrt dreinschaut und psychotische Ansätze ebenso durchscheinen lässt wie unberechenbare Zurückhaltung.
Entsprechend wirken einige Nebenhandlungsstränge außerhalb der Hauptfigur etwas zu ausgedehnt und verschleppen die ohnehin ruhige Vorgehensweise ein wenig. Die Rolle des Psychiaters bringt infolgedessen genauso wenig, wie die einer besten Freundin, während das Erscheinen der Person mit der Maske auf Dauer zu etwas einseitigen Momenten führt und Suspense nur in Temposzenen fördert.

Diese sind vermehrt gegen Finale zu vermerken, denn da gibt es mindestens einen doppelten Boden mit Hatz durch den Wald, Zweikampf im Wasser und der Frage, wie denn nun all die Morde tatsächlich abgelaufen sind.
So eindeutig wie die Sachlage auf den ersten Blick erscheint, entwickelt sich die Handlung nicht, es sei denn, man hat sich frühzeitig auf eine Auflösung festgelegt und wird ganz am Ende darin bestätigt.
Wie auch immer, das Finale gerät ganz manierlich, man könnte diesem gar ein leichtes Eintauchen in schwarzhumorige Gefilde unterstellen, so häufig, wie da das Messer daneben geht.

Gewiss bildet „Disorder“ nicht gerade einen sonderlich originellen Psycho-Thriller und auch das Pacing ist nicht immer optimal.
Doch der Plot wurde einigermaßen durchdacht, lässt gegen Ende kaum Fragen offen und erscheint zumindest dadurch interessant, dass an allen Ecken und Enden Unsicherheiten entstehen, wer denn nun Gut oder Böse ist.
Ein etwas ruhiger Low-Budget-Vertreter, aber nicht unspannend,
6,5 von 10

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