Und ein weiteres Mal muss eine Jim Thompson Hardboiled-Kurzgeschichte als Vorlage für einen Spielfilm herhalten.
Bereits seit einigen Jahrzehnten werden die Romane Jim Thompsons mehr oder weniger erfolgreich verfilmt.
Wie es bei diesem Autor üblich ist, geht es um gescheiterte Existenzen, die Probleme in erster Linie durch Gewalt lösen und am Ende psychisch und/oder physisch gnadenlos scheitern.
Mitte der 20er Jahre, die Zwillinge Marty und Carol müssen im Kindesalter mitansehen, wie ihr Vater den Ehemann seiner Geliebten erschießt. Marty verlässt im Erwachsenenalter die Kleinstadt, gründet eine Familie und arbeitet als Journalist. Seine Schwester bleibt in der Kleinstadt und bestreitet ihren Lebensunterhalt als Prostituierte. In den 50er Jahren verlässt Marty teilnahmslos seine Frau und sein Kind und kehrt zurück. Von da an laufen die Dinge völlig aus dem Ruder…
Leider ist auch "Ohne Gewissen" keine gelungene Filmumsetzung. Auch wenn die Geschichte mehr oder weniger werktreu adaptiert wurde, fehlt es "Ohne Gewissen" schlichtweg an Atmosphäre und Stil. Eine Straße in 50er-Jahre-Optik auf dem Studiogelände nachzubauen und gelegentlich einen Straßenkreuzer aus dieser Epoche durchs Bild fahren zu lassen reicht einfach nicht.
Die Kameraeinstellungen kann man als solide Hausmannskost bezeichnen und verspielen die Möglichkeiten, die düstere Geschichte optisch stimmungsvoll zu unterstreichen.
Dem Schauspieler Billy Zane gelingt es nicht seine (Haupt-) Rolle interessant oder facettenreich zu gestalten, obwohl seine Figur genügend Möglichkeiten bietet. Gina Gershon, die seine Zwillingsschwester verkörpert, bleibt ebenfalls ziemlich fad und oberflächlich. Erstaunlicherweise (wie bei etlichen durchschnittlichen Filmen) werden die wenigen starken Szenen von den Nebendarstellern getragen.
Fazit: Auch wenn (was Handlung und Szenario betrifft) "Ohne Gewissen" ein typischer Film Noir ist - genaugenommen Neo Noir, da er 1997 produziert wurde - bleibt es ein sehr schwaches Werk dieser Zunft.