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In seiner frühen Schaffensphase für Nu Image lieferte der inzwischen dort zeitweilig zum Second Unit Director degradierte Mark Roper tatsächlich hochwertige B-Kost ab. Neben „Human Timebomb“ gehört „Warhead“, der sich locker mit dem abwechslungsreicheren „Operation Delta Force“ messen kann, zweifellos zu seinen besten Filmen.

Special Forces haben bei Nu Image Tradition. Dieses Mal hält eine Ranger-Einheit her, die, nach einem Dokubericht über rechtsradikale Gruppierungen (u.a. der Ku-Klux-Klan, Bezug zum Bombenanschlag in Oklahoma), so einen Nazi-Unterschlupf hochzunehmen versucht und dabei nicht nur imposante Explosionen, sondern auch einen überaus hohen Bodycount zu Tage fördert, freilich mit den standesgemäßen blutigen Shootouts und durch die Luft wirbelnden Stuntmen. Ein Auftakt nach Maß (inklusives eines das Geschehen kommentierenden Spotters), den Roper, nach einem Drehbuch von Jeff Albert („Human Timebomb“, „The Base“), hier abliefert und es soll so weitergehen.

Der Bösewicht Kraft (Nomen est Omen?), jener reaktionärer Halunke, der mittels einer Nuklearwaffe eine Metropole der U.S.A. befrieden möchte, wird von Joe Lara („Steel Frontier“, „Doomsdayer“), der auch hier wieder unter Beweis stellt, dass ihm die Fieslingsrollen am ehesten liegen, verkörpert. Als man ihn aus seinem Unterschlupf treibt, vernichtet er wenig später nicht nur die ihn attackierenden Ranger in einem Hinterhalt, sondern schnappt sich auch gleich noch ein bestücktes Atomsilo, um seine Forderungen zu stellen.

Während dessen muss der sein gesamtes Team betrauernde Jack Tannen (Frank Zagarino, als Heldenfigur hier ein charismatischer Totalausfall, er sollte lieber in der „Shadowchaser“ – Reihe bleiben) sich wieder aufraufen und motivieren, damit er einer weiblichen Wissenschaftlerin das Leben rettet und die Terroristen ihrer gerechten (?) Strafe zuführt.

Der Plot selbst ist nur ein Mittel zum Zweck und strotz nur so vor Vorhersehbar- und Unglaubwürdigkeiten. Das Silo wird nur schwach beschützt, die Ranger tappen dilettantisch in eine offensichtliche Falle, die Handfeuerwaffen sind auch nicht auf dem neusten Stand der Technik etc. Damit ist kein Blumentopf zu gewinnen, aber dieses Manko ist man von dieser Gattung ja nicht anders gewohnt. Das Geld wurde in die sündhaft schicke Pyrotechnik gesteckt. Roper lässt hier ein Inferno nach dem anderen vom Stapel, brennt alles nieder, was brennen kann und hält sich auch bei blutigen Shootouts nicht zurück. Man könnte von Blutrunst schreiben *gg*. Die nicht ganz so starken Kloppereien fallen daher auch nicht ganz so negativ auf.

Neben den gut getricksten Modellbauten der Raketen und geringfügigem und deswegen auch nicht sonderlich erwähnenswerten Stock Footage-Einsätzen, fällt besonders Ropers flotte Inszenierung auf. Der Beginn, die Massakrierung auf dem Staudamm und der Showdown sind schnittiges B-Action-Kino vom Feinsten, auch wenn das Ende gegenüber dem Rest etwas abflacht. Insbesondere die Schwimmpartie am Staudamm und die Rutscherei im Eishockeystadion sind in dieser Hinsicht erwähnenswert. Hier und da kommt Slowmotion zum Einsatz oder findet der Mann echt ästhetische Momente (die beiden Soldaten vor der gleißenden Sonne auf dem Staudamm).

Der Score von Routinier Robert O. Ragland („Grizzly“, „Orion's Key“), der früher auch unter Cannon sein Geld verdiente und auch heute noch ab und an mal Ergänzungsarbeiten zu Blockbustern abliefert, ist klar überdurchschnittlich treibend und gehört zum Besten, was jemals auf diesem Gebiet zu hören war.


Fazit:
Zu „Warhead“ kann man Mark Roper nur gratulieren und ihn (den Film) damit locker als Oberliga-Produkt aus dem Hause Nu Image klassifizieren. Die Actionvielfalt, gepaart mit glaubwürdigen und auch relativ aufwendigen Sets und einem tollen Score, verhilft dazu. Trotz der genrebedingten Magerkost in Punkto Story und den, bis auf Lara, nur mäßigen Darstellerleistungen, sei dem B-Action-Fan der Film ans Herz gelegt. Definitiv Ropers Bester, wenn auch nur knapp vor „Human Timebomb“.

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