Was macht man, wenn Einem beim Wählen der Mannschaften für den Sportwettkampf sogar der Rollstuhlfahrer vorgezogen wird ? - Und selbst der Kidnapper Einen unverrichteter Dinge wieder am Entführungsort absetzt ? - Da bleibt nur Selbstmord.
Angesichts der fröhlichen Schar, die seine hübsche Mutter in das wohlgestaltete Heim zu seinem 9.Geburtstag eingeladen hat, könnte man Timothys (Benjamin B. Smith) Leben für begehrenswert halten, aber Niemand hat Interesse an ihm, sondern nur an der Feier mit Geschenken und Kuchen. So begibt sich Timothy mit dem Party-Hütchen auf dem Kopf in sein Kinderzimmer, wo schon die Schlinge über dem Stuhl hängt. Als er gerade springen will, hört er die Glocke des Eismanns, nimmt die Schlinge kurzentschlossen wieder ab, holt sein Geld aus dem Sparschwein und läuft nach unten, um sich ein Eis zu kaufen. Wird er seine Lebensfreude wieder finden ?
Auch wenn "The saddest boy in the world" sehr amerikanisch in seinem sauberen 50er Jahre-Styling ist und besonders die us-amerikanischen Eigenarten hier persifliert werden, so erschliesst sich die generalistische Botschaft von allein. Timothy stossen so ziemlich alle Dinge zu, die als Kindheits-Horror gerne in den Vordergrund gestellt werden - der totale Aussenseiter ohne Freunde, die oberflächliche Mutter, die begabte Schwester, die einem sein Versagen vor Augen führt und sämtliche Schulkameraden, die natürlich alle dazu gehören und ständig guter Laune sind.
Das wird bewusst stilisiert dargestellt, aber ist es deshalb auch übertrieben ? - Der Film erfasst den täglichen Horror sehr genau, der darin verborgen ist, nicht so wie seine Umgebung zu funktionieren. Das Timothy besonders traurig ist, ist eher als Reaktion seiner Umgebung zu verstehen, deren Dauer-Gute-Laune jedes verdriessliche Gesicht schon als Affront versteht. Selbst die Psychiaterin, bei der Timothy selbstverständlich landet, kann einfach nicht verstehen, dass der Junge beim Rohrschach-Test nur Schmetterlinge in den Symbolen erkennen will. Auch sie hält ihn für einen hoffnungslosen Fall.
Als Timothy unten bei dem Eismann ankommt, fährt dieser gerade davon, während er in die eisschleckenden Gesichter der anderen Kinder sehen muss. Das es ihn angesichts dieser Perspektive des real existierenden Horrors danach wieder zu der Schlinge zieht, ist nur verständlich... (7,5/10).