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Wo man im Augenblick auch hinschaut, wenn es um US-Komödien geht: Judd Apatow hat meistens seine Finger drin. Er ist für die laufende Kinosaison das „next hot thing“ und macht als Regisseur, Autor und Produzent gerade den ganz großen Reibach, was natürlich auch auf sein Umfeld abfärbt.
Und genau aus diesem erwächst mühsam die Komödie „Drillbit Taylor“, die sich Seth Rogen (Darsteller in Apatows „Beim ersten Mal“, Autor und Darsteller in „Superbad“) mit Kollegen ausgedacht hat.
Das Ergebnis wirkt wie eine Runde Abendwitzchen unter Kumpels, wie eine nicht fertig gedachte Idee oder ein bemühte Joke-Recyling zweier nie lebensfähiger Filmtreatments.

Der (US-)Titelheld „Drillbit Taylor“ ist ein Armydeserteur, der sich als Obdachloser durchs Leben schlägt und von drei High School Frischlingen als Leibwächter engagiert wird, weil zwei Fieslinge sich diese als Opfer ausgesucht haben. Wir sind nicht sicher, was Schwarzenegger oder Chuck Norris aus so einem Film gemacht hätten, aber die Produktion heuerte für den Nicht-Einzelkämpfer ausgerechnet Owen Wilson an.

Wilson gilt in Hollywood aus unerfindlichen Gründen immer noch als begabter Komödiant, obwohl er meistens in seinen Filmen stets die zweite Geige zu einem wesentlich stärkeren Partner spielt, sei es nun Jackie Chan in den „Shanghai“-Filmen, Vince Vaughn in „Wedding Crashers“ oder Ben Stiller in „Starsky und Hutch“. Wilson spielt unauffällig, meist nölig und widerstrebend, zurückhaltend und leicht verschmitzt, wäre und ist aber in Dramen und Tragikomödien besser aufgehoben.

Und so wirkt er denn dann auch über weite Strecken wie ein Fremdkörper in dieser High School Komödie, die nun mal davon lebt, „straight“ gespielt zu werden, also klar und fokussiert.
Wie sehr die Dinge hier auseinander divergieren, wird allerdings auch noch durch das Drehbuch verstärkt, das beide Plotelemente, die Kinder wie Taylor selbst, niemals auf einen Nenner bringen kann.

An sich ist der Spielort ja prädestiniert für eine Coming-of-Age-Story für alle Altersklassen, aber die Zutaten verbinden sich nicht. Abwechselnd stehen über weite Strecken entweder nur Wilson oder nur die Kinder im Mittelpunkt und treffen diese Gegensätze aufeinander, dann fühlt man sich nicht amüsiert, sondern eher gestört.
Die quirlige und beachtlich talentierte Art der drei Jugendlichen, die ordentlich und schwungvoll vom Leder ziehen und Wilsons/Taylors zusammenphantasierte Leibwächterausflüchte und Martial-Arts-Märchen nerven.
Wäre Taylor ein fähiger Kämpfer mit sozialen Ecken und Kanten, die noch ausreifen müssen, wäre er ein ideales Gegenstück, doch hier haben einfach nur einen egozentrischen Loser, der Kindern Geld aus der Tasche ziehen will, bis er gegen Ende (suprise!) doch geläutert wird. Taylor ist genauso unreif wie die Jungs und das macht die Sache noch enervierender, mangelt es doch älteren Zuschauern an einer Identifikationsfigur.

Ärgerlich auch das geschilderte Schulbild, sowohl die erzieherischen Elemente (Rektoren, Lehrer, Eltern) sind allesamt unrealistische Witzfiguren und daß sich ein Scharlatan wie Taylor in die Schule bewegen kann, um sofort als erwarteter Aushilfslehrer angenommen zu werden (wo ist der Eigentliche), um dann auch fleißig zu unterrichten -–während offenbar die ganze Schule tatenlos und mit Begeisterung bei der öffentlichen Teenagerfolterung zusieht, das ist ein Gesellschaftsbild, was nicht mal angeprangert oder ironisiert wird, sondern lediglich als groteske Grundlage für Jokes benutzt wird.

Abgesehen von der geradezu beeindruckend naiven Vorhersehbarkeit des kompletten Films, bleiben so nur die Jungs in Erinnerung, die allerdings auch entsetzlich nach Schablone stinken (Dürr, Dick und Klein), die das aber mit einiger Frische wettmachen. Daß ein nur mäßig begabter Komödienregisseur wie Steven Brill (er inszenierte u.a. zwei alberne, kaum erwähnenswerte Sandler-Filme) diese schreiberische Flickschusterei nicht in den Griff kriegt, ist klar, hier wird für ein paar Sprüche und Witze gespielt und sich um Geschlossenheit einen Dreck geschert.

„Drillbit Taylor“ ist ordentliches Kino für 12jährige, ansonsten ist das leicht zu vergessende Kost für Anspruchsarme, die diesen Käse dann doch besser für den nächsten Übernachtungsabend ihrer Kinder ausleihen sollten. Im Sommerkino wird dieses Standardprodukt kaum ein Heben der Augenbrauen verursachen. (5/10)

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