Wer sich einen guten Film zum Thema „Mord im weißen Haus“ ansehen will, sollte Clint Eastwoods „Absolute Power“ dem durchschnittlichen „Murder at 1600“ eindeutig vorziehen. Letzter Entstand in einer Phase, in der „Blade“ – Darsteller Wesley Snipes fast durchgehend zu den falschen Rollen griff und mit „The Fan“ oder „Money Train“ nur mittelmäßige Filme ablieferte – bis er eben zu einem gewissen Vampirjäger wurde.
Auftragsregisseur Dwigth H. Little („Halloween 4“, „Free Willy 2“, „Marked of Death“) beweist hier einmal mehr, dass er erzählerisch eine Niete, aber in der Lage ist, Action recht konventionell zu inszenieren. Leider soll der Film jedoch in erster Linie ein Thriller um und im Weißen Haus sein, so dass mit Little ein denkbar schlechter Kandidat ausgewählt wurde.
So ist der Plot, trotz kitzeliger Prämisse, nie dazu in der Lage den Zuschauer an sich zu fesseln. Ein Mord im Weißen Haus ist eigentlich alles andere als alltäglich und trotzdem werden die Ermittlungen des Detectives Harlan Regis (Wesley Snipes) zu einer eher drögen Angelegenheit. Mag auch daran liegen, dass es nichts wirklich Neues zu berichten gibt, denn dass ihm der Secret Service nach allen Regeln der Kunst Stöcke zwischen die Beine wirft, ist genauso klar, wie die Tatsache, dass der möglichst schnell gefundene Täter es gar nicht gewesen ist.
Ob nun der Präsident (Ronny Cox, „Total Recall“, „Robocop“) und der Sohn sich die gleiche geliebte Teilen, Sohnemann eine nach der anderen durchnimmt und im Hintergrund die internationalen Konflikte schwellen – die Präsidentenfamilie bleibt insgesamt doch reichlich distanziert und fremd in dieser bald zu einer Hetzjagd werdenden Konstellation. Das ist eines der größten Mankos, da sie, wie sich später herausstellt, dank einer Intrige, in den Mord verwickelt sind und dementsprechend auch mehr Bindung zum Geschehen benötigen.
In seiner akribischen Ermittlungsarbeit wird Regis, damit er auch ja nicht das Falsche ans Tageslicht bringt, die Secret-Service-Agentin Nina Chance (Diane Lane, „Judge Dredd“) zur Seite gestellt. Die sieht sich schon bald in einem Gewissenskonflikt und muss sich zwischen Gerechtigkeit und dem Ehrenkodex ihres Berufes entscheiden, wählt natürlich die Wahrheit und befindet sich so mit Regis auf der Flucht vor Regierungsbeamten. Was sich nun nach einer klassischen Verschwörungstheorie anhört, wird final etwas plump gelöst und stellt nicht wirklich zufrieden.
Wesley Snipes ist und bleibt ein Actiondarsteller und kein Schauspieler, was er auch hier wieder unter Beweis stellt. Den coolen Cop bringt er zwar brauchbar rüber, doch Ausstrahlung besitzt er dabei keine und bleibt damit ein austauschbares Gesicht, das sich nur in den wenigen Actionszenen profilieren kann. Neben einer abwechslungsreich gefilmten Schießerei und kürzeren Auseinandersetzungen wird er allerdings nur wenig gefordert.
Anders sieht es mit Diane Lane aus, die etwas damit zu kämpfen hat, dass Little ständig ihre körperlichen Vorzüge in jeder Einstellung fest halten wollte, insgesamt jedoch die spannenderen Situationen zu absolvieren hat.
Fazit:
Dank guter Kameraarbeit und Diane Lane reicht es für „Murder at 1600“ noch für einen durchschnittlichen Thriller, dem es nicht gelingt das Potential des Plots zu nutzen und sich, anstatt spannender Ermittlungen, einer zerfahrenen Suche nach dem Mörder, aufgefüllt mit sporadischen Actionszenen, hingibt.