Auch ohne die später als Erinnerung eingeblendete Wiederholung bleibt der Unfall selber nahezu die gesamte Zeit im Bewusstsein zurück. Ob es die abrupte Schnelle ist, die Kürze des Auftretens, in denen man die Personen noch gar nicht richtig in Augenschein genommen hat und sie dann schon auf dem Krankenbett bzw. gleich ganz aus dem Leben gerissen betrachtet. Oder die Art der Inszenierung, gar nicht einmal sprunghaft, aber auch nicht vorhersehbar, sondern wie im ganz ureigenen Rhythmus einer naturhaften Schöpfung. Ein höchstrichterliches Geschehen, in denen sich die Sekunden bis zur Ewigkeit dehnen, aber man dennoch nicht schnell genug reagieren kann, sondern schicksalsbestimmt, fast in Trance auf das tödliche Hindernis auffährt. Nahezu poetologisch die Momente davor, eine Flüchtige Begegnung, umso heftiger und zwingend unabdingbar der Aufprall; die Geschichte aber nicht im Ansatz erstickt, nicht abschliessend, sondern erst einleitend, wenn auch ohne Glücksanspruch.
Die Dinge des Lebens greifen ein, die Zeit wird versiegelt, aus Spiel wird Ernst. Drei Jahre sind vergangen, seit die damalige Studentin Yan Foo [ Li Bingbing ] ihren Freund Dong [ Vic Chou ] bei einem Motorradunfall auf der Schnellstraße verloren hat. Nach einem Streit, einem erbitterten Wortgefecht. Yan, während der verheerenden Karambolage nur leicht verletzt, arbeitet mittlerweile als Assistentin in der Kanzlei von Ms. Chan [ Maggie Siu ], im Dienst zwischen Sekretärin und Rechtsanwaltsfachangestellte. Ein neuer Fall steht an, der kleinkriminelle Luftikus Hui Luk Wo [ Wong You Nam ] soll für seinen kommenden Prozess vorbereitet werden, doch Yan hat ganz andere Sorgen. Seit sie auf Anraten ihres Arztes das Antidepressivum abgesetzt hat, sieht sie ihren toten Freund, redet gar mit ihm, kann ihn berühren. Erst starr vor Angst, dann mit Misstrauen und gegenseitigen Beschuldigungen und bald mit Rat und Lebenshilfe gibt der Eine dem Anderen neuen Mut auf den Weg, zum ersten Mal in ihrer bisher eher imaginären Beziehung überhaupt.
Der Clou an der nachlässig aufnotierten Handlung, das Merkwürdige, Verschrobene, Wunderliche an der sonst stark auf fadenscheinige Symbolik eingeschränkten Parabel und wohl auch das Einzige, was Regisseur Johnnie To mehr interessiert und angelockt hat, ist die Umkehrung sonstiger tragischer Verwicklung. Ein imaginäres Dichtwerk, in stimmiger Geschlossenheit eines filmtheoretischen Diskurses. Nicht die letzten Minuten sind entscheidend, sondern das spekulative Danach, das was über "Bis das der Tod uns scheidet" hinausgeht. Die äußere Realität und die innere Bonjour tristesse Welt der Protagonisten vermischt sich mitsamt der surrealen Zwischenebene zu einem Sensorium zwischen Halluzination und Vision, Dämmerzustand und Aufklarung, Verdrängung und Befreiung daraus. Wirkt sich jedoch nicht als Nervenfieber aus, der Dauerpatient ist nur in Ruhe erschöpft. Die übliche Normalität, das gepflegte Alltägliche und die abgekämpfte Gewohnheit werden weitergeführt, im typisch makellosen To-Stil der auf Schwarz und Weiß und Licht und Schatten reduzierten blitzblank sauberen Sterilität sogar. Mit einem feinen Anteil der routinierten Stammschauspieler wie Roy Cheung, Lam Suet und Maggie Siu an strategisch wichtigen, aber weitgehend ungenutzten Fixpunkten und der üblicherweise institutionalisierten Qualität und Exquisität im Visuellen Bereich.
Doch entgegen sonstigem Schaffen im Genre von Melodram und Romantischer Komödie verlagert man sich hier nicht auf Leidenschaft und ihrem inbrünstigem Ausbruch, auf Erregung, [Auf]Begehren, Passion, Verve und Taumel. Sondern auf die salopp-zerbrechliche Hypothese einer absichtlich künstlichen, weniger künstlerischen Studie, die sowohl eher für literarische oder theatralische als filmische Mittel geeignet ist. Als auch mehr innere Überzeugung, vielleicht sogar eine private Selbstaufgabe und nicht bloße reflektive Ausdrucksweisen, geschmückt mit melodischen Auszierungen benötigt, um über rein bildhafte Alternativen eine markant suggestive oder überwältigend emotionale Kraft zu erreichen.
Der Schicksalsschlag hat nicht zwei Liebende voneinander getrennt, sondern zwei Unentschlossene, die in dem großteils unbekannten Gegenüber etwas gesucht haben, was dieser noch nicht und vielleicht auch später nicht hätte bieten können. Der Tod ist hier erst der Anfang für ein besseres Kennenlernen, für einen rekonstruierenden Widerruf, eine Legende zwischen Ideal und Wirklichkeit, die die Seele zum Mittelpunkt der auffallend unkörperlichen Formulierung hervorhebt. Rückblick und Neubeginn. Nun hat man die Zeit und die Muße, von seiner Vergangenheit, seinen Erfahrungen und seinem [letzten] Willen zu erzählen, statt sich auf die belanglose Oberflächlichkeit von Euphorie und Naivität und sexuellem Abenteuer zu begrenzen. Die Konsequenz der Veränderung von Pose hin zum vermeintlich wahren Gefühl ist allerdings keine bittersüsse Love Story oder ein wehmütiges Stelldichein im eigentlichen Sinne, sondern eher eine erstaunlich kühle Ablösung von der Kindheit, dem Tritt aus dem Schatten der Eltern hinaus und dem desinteressiert wirkenden Gang in die Zukunft hinein, ein Sich der verdrängten Trauer stellen und diese und weitere Schwierigkeiten überwinden.
Nur. Abseits der traditionellen Rhetorik, der objektiven Konzentration, aller aussichtslosen Bemühungen vor allem auch der drei jüngeren, zum Teil noch recht unerfahrenen und zumindest optisch treffsicher ausgewählten Darsteller, der sublim preziösen Betonung und der allgemein hochgradig profilierten Regieführung bekommt der Film keinen markanten Charakter zugewiesen, der über rein bedachte Formulierungen dramatischer Konventionen hinaus in eine vielschichtige Sinnstruktur geht. Es fehlt an Vorstellungskraft, an Psychologie, an Vertrauen, Offenbarung und Gewißheit. Ein später wiederkehrendes Anliegen der erst erschreckten, dann sich in melancholisch apathischer Aura nach Dong sehnenden Yan ist zwar das nächtliche Treffen mit dem Verstorbenen, über schieren Eigennutz und der ichbezogenen Bewältigung der persönlichen Lebenskrise geht diese alsbaldig phantastische Verselbständigung nicht hinaus.
Eine frostklirrende Gemütsbewegung ausgebleichter Gestalten im harmonischen Niemandsland zwischen Himmel und Hölle, die sich seitens der nur vorgeblich intimen, dementgegen schläfrig distanzierten Regie im blanken Aufnehmen der vorhandenen Gehaltlosigkeit und somit im spiegelglatt glänzenden, nicht wirklich schöpferischen Tun aufbraucht. Eine klassische Auftragsarbeit, adrett in einfacher Schreibart und diplomatischer Langeweile konstruiert, ohne Elan, ohne Engagement. Ein von allen Seiten her eingeschränktes Wesen, dass statt einer angeblich souveränen Gewissheit vielmehr eine affektive Anwärmphase, wahre Individualität, den aufwühlenden Glauben an dem, was man denn da erzählt und eine Menge rastloser Sehnsucht benötigt hätte.