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"Maxwell Smart" war in den 60er Jahren die Antwort auf James Bond im Vorabend-Fernseh-Format. In den knapp 25minütigen Folgen löste der Möchtegern-Agent seine Fälle auf originelle und keineswegs unintelligente Weise und persiflierte - mit der sexy Agentin Nr.99 an seiner Seite - gekonnt das Sean Connery - Bond-Image.

Seit dieser Zeit sind viele Bond-Imitate und Verulkungen des Agentengenres über den Kinozuschauer gekommen, nicht zuletzt die originalen Bondfilme selbst, die sich mit einem augenzwinkernden Roger Moore und einem in Ehren gealterten Sean Connery auch nicht übertrieben ernst nahmen. Letztlich stellten sich die vielen Persiflagen nur als Trittbrettfahrer heraus, die vom grossen Bondkuchen etwas abhaben wollten. Unter diesen war die frühe Fernsehserie "Get Smart" sicherlich eine der Besten.

Diese jetzt für die grosse Kinoleinwand zu adaptieren, lässt verschiedene Fragen aufkommen :
- Handelt es sich dabei um eine Persiflage der Persiflage ?
- Wird das damalige Konzept ernsthaft umgesetzt, so dass es sich um eine Persiflage auf die Bondfilme handelt ?
- Sind die Bondfilme nicht selbst schon Persiflagen auf das Agentengenre (gut, das gehört jetzt nicht hier hin) ?
- Und braucht das Kinopublikum eine weitere Agenten-Verulkung ?

Um die letzte Frage zu beantworten - nein, es braucht sie nicht, aber der Film macht einfach Spass. So wie auch der soundsovielste Bondfilm. Zu verdanken ist das vor allem den sehr guten Darstellern, besonders Steve Carell. Im Grunde spielt er immer den selben Typ, aber das so unnachahmlich, dass er diesem Film, der storymässig keine Überraschungen bietet, einen eigenen Charakter einhaucht. Carells Stärke liegt darin, wie ein Trottel aufzutreten, aber gleichzeitig absolut fähig zu sein. Damit ist er die ideale Besetzung für Maxwell Smart, dessen Auftreten in der Fernsehserie witzig, aber jenseits des Klamauks war.

Ganz lassen sich Geschmacklosigkeiten in amerikanischen Komödien dieser Art scheinbar nicht vermeiden, aber "Get Smart" verfällt nur sehr selten in diese Schublade und schafft es sogar eine gefährliche Klippe elegant zu umschiffen. Wie Bond gerät auch Smart auf einen Ball im luxuriösen Hause eines (russischen) Bösewichtes. Während sich Agent 99 (Anne Hathaway) an den Hausherrn heranmacht, fordert Smart eine besonders dicke junge Dame auf. Das deren gemeinsamer Tanz sich als vorzeigbar erweist, überrascht noch nicht, aber das es dem Film gelingt, die Klischees zu verulken, ohne die übergewichtige Tänzerin der Lächerlichkeit preis zu geben, zeugt von erstaunlicher Geschmackssicherheit.

Natürlich wird auch in "Get Smart" immer genau das Gegenteil der üblichen Muster zelebriert, aber mit Schauspielern wie Alan Arkin als Geheimdienstchef, Bill Murray in einer kleinen Nebenrolle als Agent 13, James Caan als (selbstverständlich) debiler amerikanischer Präsident und nicht zuletzt Terence Stamp, der seine Ahnengalerie an Bösewichtern hier nochmals Revue passieren lässt, werden die vielen Anspielungen zu einem echten Vergnügen. Auch Anne Hathaway gibt eine gute Figur ab und vermeidet idiotische Klischees, während Dwayne Johnson selbstironisch den harten Kerl mimt.

"Get Smart" bietet Kinovergnügen ohne Tiefgang und ohne echte Überraschungen, denn dafür bleibt er in der Erzählstruktur einerseits zu nah am (Bond)-Vorbild, andererseits zu sehr in den üblichen Bahnen der Agenten-Persiflage. Doch mit den durchgehend überzeugenden Darstellern, denen man den Spass an der Sache anmerkt, gelingt eine Leichtigkeit, die letztendlich zu den schwersten Leistungen im Film zählt - einfach vergnüglich (7,5/10).

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