Review

Ich und meine Maske


Sind Filme wie „Carriers“ in Quarantäne-Zeiten inklusive vielleicht nicht komplett unberechtigten Angst- und Ausnahmezuständen in Teilen der Bevölkerung eher hilfreich oder schüren sie nur Angst, Egoismus und Panik? Wenn diese nun hoch und runter im Öffentlich-Rechtlichen laufen würden und die breite Masse nur noch solche katastrophalen Worst Case-Szenarien sehen würde, dann würde ich eher auf negative Auswirkungen auf den allgemeinen Optimismus tippen. Doch ich gucke diese ja hier zuhause alleine und verfasse meine Reviews in Ruhe, sehe diese für mich persönlich momentan irgendwie fast eher als beruhigend, thematisch doppelt unterhaltsam und informativ an, als wirklich beängstigend oder realistisch. Aber da mag jeder seine eigene Meinung und Einstellung zu haben. „Carriers“, der immerhin vor knapp zehn Jahren mal der Eröffnungsfilm des großen Fantasy Filmfests war, handelt von zwei Pärchen, die durch die amerikanische Wüste und Einöde fahren - die Welt, die Menschheit ist von einem ziemlich zügig tödlichen Virus dezimiert und hingerichtet worden, hier sehen wir mehr oder weniger den Rest vom Fest. Inklusive Mundschutz, viel Desinfektionszeug, Angst vor Nähe, Hass gegenüber Asiaten, wo auch der fiktive Virus scheinbar seinen Ursprung hatte, und Skepsis, Egoismus, Gewalt... 

„Carriers“ zieht seinen Horror vollkommen aus dem Realismus und (wie wir in letzter Zeit bitter lernen) leider nicht ganz weit hergeholten Ängsten, Situationen, Entwicklungen. In das Horrorgenre würde ich ihn dennoch nicht wirklich stecken. Chris Pine als Antiheld sticht heraus, eine depressive, trostlose Atmosphäre ist nicht abzustreiten und wirklich vergeudet, wird keine der knackigen 80 Minuten. Neu, innovativ, mutig oder herausragend spannend ist hier aber leider gar nichts. Von allem eine Fingerspitze, am ehesten noch bittere Gefühle, wenn es unserer Truppe ans Leder geht oder ein Vater mit seiner kranken Tochter auch keinen Ausweg oder keine Hilfe mehr findet, doch allgemein ist das keine große Sache, kein großer Endzeitfilm. Ein kleiner, intimer Virusflick über Alleinsein, Familie und verlorene Hoffnung. Nicht spaßig, nicht unrealistisch, nicht kantig, nicht anspruchsvoll, nicht lange im Gedächtnis, nicht allzu hart, nicht brutal, nicht super. Nur zufriedenstellend und okay. 

Fazit: Seuchen-Endzeit-Roadtrip, stark besetzt und realitätsnah, hübsch gefilmt und durchaus atmosphärisch, stellenweise auch emotional und spannend - aber im Endeffekt fügt „Carriers“ der gewohnten Diskussion nichts Neues hinzu, verschießt sein bisschen Munition erstaunlich unspektakulär und geht einem kaum unter die Haut. Höchstens für die Genrefilm-Grundimmunität nützlich. Anfänger-Apokalypse. 

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