Ein Endzeitfilm ohne Zombies scheint für die Generation „28 Days Later“ kaum denkbar und doch gab es sie mit Streifen wie „Quiet Earth“ schon vor vielen Jahren.
Und auch hier grummeln endlich mal wieder keine blutrünstige Halbtote durch die Gegend, - man ist halt infiziert und innerhalb kürzester Zeit dem Tode geweiht.
Das Problem bei „Carriers“ ist nicht seine Betonung auf die vier Hauptcharaktere, sondern die Tatsache, dass einem deren Schicksal völlig egal ist.
Denn hierfür werden die ungleichen Brüder Brian (der Impulsive) und Danny (der kluge Besonnene) zu wenig charakterisiert, geschweige denn ihre weiblichen Begleitungen Bobby und Kate. Wir erleben sie auf einem einsamen Highway bis ihnen das Benzin ausgeht und sie zwangsweise Frank mitnehmen, der seine infizierte Tochter bei sich hat und Hoffnung in ein nahe gelegenes Hospital setzt.
Doch beim Kampf ums Überleben scheint sich jeder selbst der nächste…
Eine erfrischende Idee, so ein Endzeitdrama ohne merkliche Action und bewusst eingesetzte Gewaltszenen zu realisieren, was für das erste Drittel auch einigermaßen funktioniert.
Die einsamen Straßen, eine leer gefegte Ortschaft und darüber hinaus auch nur drei Regeln, wie man sich im Allgemeinen zu verhalten hat, um nicht infiziert zu werden.
Wie die vier das bis dato überleben konnten ist zwar unklar, stört zunächst aber nicht weiter.
Doch genau dieser Punkt wird zur Schwachstelle des Skripts, da sich das Virus scheinbar willkürlich verbreitet. Mal ist von Berührungen die Rede, dann wieder von Ansteckung durch Atem, andernorts durch Blut, aber dadurch, dass die Gefahr nicht reell einzustufen ist, wird sie beim Zuschauer automatisch gemindert, oder zumindest nicht als so dramatisch empfunden, wie die Macher das offenbar beabsichtigt hatten.
Unsere vier tragen also zuweilen Mundschutz in anderen Situationen nicht, gönnen sich einen zwischenzeitlichen Spaß um per Golfspiel Fensterscheiben zu zerdeppern (passt überhaupt nicht zum Grundton des Streifens) und man ist im Grunde mit diesen vieren auf weiter Flur allein und das ist nicht unbedingt von Vorteil.
Denn sympathisch erscheint einem da niemand und von talentierten Charakterdarstellern ist man ebenfalls weit entfernt.
So mangelt es dem Geschehen vor allem in den entscheidenden Momenten an emotionaler Tiefe, welche die Darsteller schlicht nicht transportieren könn(t)en, selbst wenn es das Skript mit dramaturgischen Spitzen hervorgehoben hätte.
So wird man bis zuletzt im Unklaren gelassen, welche Seuche denn die annähernd komplette Menschheit hingerafft hat (in seiner Konstellation auch ein wenig unglaubwürdig) und warum Anarchie herrscht, obwohl zumindest noch vereinzelte Stimmen aus dem Radio erklingen und einzelne Häuser nahezu unversehrt erscheinen, obgleich man ja im Grundton betonen will, dass jene letzten Überlebenden eine ziemliche Unmenschlichkeit an den Tag legen, was man im Kern ja sogar ein wenig nachvollziehen kann.
Leider wird dieser Aspekt zum Finale ein wenig zu oberflächlich abgehandelt, denn schließlich geht es darum zu hinterfragen, wie viel Menschlichkeit in einer Extremsituation möglich oder von eigenem Nutzen ist und dieser Punkt wird schlicht zu distanziert behandelt, sicher auch, weil man bis zuletzt mit keinem Protagonisten warm geworden ist.
Dennoch hinterlässt der Streifen im Gesamtbild keinen negativen Eindruck, er bescheinigt eher, dass aus der Prämisse nicht genug herausgeholt wurde, um ein wirklich bedrückendes Gefühl entstehen zu lassen. Denn unterdes kommt durchaus Spannung auf und auch die visuelle Umsetzung weiß mit einfachen, aber effektiv eingesetzten Mitteln zu gefallen, doch der Funke will eben nicht vollends überspringen.
Wenn man diese Endzeitszenarios auch ohne Zombies als attraktive Stimmung empfindet, sollte man generell einen vorsichtigen Blick riskieren, sich aber darauf einstellen, dass hier Dramenanteile deutlich überwiegen und der Stoff ein wenig beliebig anmutet.
Knapp
6 von 10