Der Szenehit des deutschen Kinos 1998 hieß „Lola rennt“ von Tom Tykwer. Ein Film, der inzwischen längst im Ausland angekommen ist und es sogar bis in die Top-250 der IMDB geschafft hat. Bemerkbar machte sich die enorme Resonanz beim Publikum unter anderem dadurch, dass im Sommer 98 die Haare vieler Mädels plötzlich feuerrot gefärbt waren.
Obwohl „Lola rennt“ bis heute ein gewisser Trendsetter-Status anhaftet, ist und bleibt Tykwers Film Geschmackssache. Dreimal muss Lola rennen, um ihrem Freund Manni aus der Patsche zu helfen, beim letzten Versuch klappt es schließlich. Tykwer gibt in allen drei Anläufen ein mörderisches Tempo vor, dem Zuschauer bleibt kaum Zeit zum Verschnaufen. Experimentierfreudig spielt er mit Szenenübergängen, schnellen Schnitten, visuellen Verfremdungen und Splitscreens.
Unterhaltsam ist das bei Erstansicht durchaus, leider verpuffen sämtliche Überraschungseffekte spätestens beim zweiten Mal, da man im Ganzen auch keinen tieferen Sinn zu suchen braucht. Zwar bemüht sich Tykwer, seinen Film bedeutungsschwanger zu inszenieren, doch bis auf die Tatsache, dass jede kleinste Aktion das Leben von Menschen verändern kann, steckt da nicht sehr viel dahinter. Dieser Punkt wurde recht amüsant umgesetzt, indem Tykwer dem Zuschauer anhand schnell hintereinandergeschnittener Bilder verdeutlicht, was mit Leuten später passiert, denen Lola im Film über den Weg läuft und wie sich die Art und Weise des Zusammentreffens darauf auswirkt.
Ansonsten ist das eine nette Abwechslung vom visuellen Einheitsbrei, was „Lola rennt“ jedoch noch lange nicht für jeden konsumierbar macht. Wer zwischendurch mal was anderes braucht, ist hier bestens aufgehoben und zumindest muss man Tykwer zugute halten, dass er in einer Zeit, in der es der deutschen Filmindustrie alles andere als gut geht, mal wieder einen exportfähigen Film hervorgebracht hat.