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Mit "The Warlords" setzt Regisseur Peter Chan ("Hongkong Love Affair", "The Love Letter") eine wahre Welle historischer Epen fort, die in den nächsten Monaten das chinesische Kino weiterhin bevölkern werden und unter anderem von Ching Siu-Tungs "An Empress and the Warriors", Daniel Lees "Three Kingdoms: Resurrection of the Dragon" sowie John Woos "Red Cliff" komplettiert wird.
Ich bin mir fast sicher, dass alle Kandidaten Chans unerträglich pathetischen Blockbuster überflügeln werden, hat "The Warlords" außer ein paar beeindruckender Bilder doch nicht allzu viel zu bieten, was über bluttriefendes Schlachtengetümmel hinausgeht und selbst dabei bedient Chan nur die Standards, ohne dauerhaft dynamische Konflikte generieren zu können.

Der in den Hauptrollen mit Jet Li ("High Risk", "Fearless"), Andy Lau ("Fulltime Killer", "Infernal Affairs") und Takeshi Kaneshiro ("Returner", "Confession of Pain") beeindruckend besetzte Streifen langweilt darüber hinaus mit einer hölzernen Dramaturgie, die den Zuschauer das Schicksal der drei Blutsbrüder nicht nah genug bringt, sie ganz im Gegenteil auf Distanz hält und den Plot zunehmend zerfasert.

Jet Li spielt für die Rekordgage von 13 Millionen Dollar den Qing-General Pang Qing-yun, dessen Division im 19. Jahrhundert während des Kriegs zwischen dem Qing-Regime und den Taiping Rebellen hinterrücks niedergemetzelt wird. Er überlebt als Einziger, weil er sich, begraben von toten Kameraden, tot stellt und zieht von da an ziellos durch die Steppe. Eines Tages stößt er auf eine Gruppe von Banditen unter der Führung von Zhao Er-Hu (Andy Lau), die sich unter ziemlich ärmlichen Bedingungen in den Bergen leben uns das Notwendigste zusammenstehlen. Er schließt sich ihnen an und schlägt ihnen vor, unter seiner Führung der Armee beizutreten, um die Familien besser versorgen zu können. Zusammen mit Zhao Er-Hu und Jiang Wu-Yang (Takeshi Kaneshiro) schwört er erst Blutsbrüderschaft und zieht dann in den Krieg. Ihre Freundschaft soll an Egoismus, einer verbotenen Romanze und politischen Ränkespielen zerbrechen...

Inmitten der in positiver Hinsicht sehr trostlosen Kulissen entblättert sich sehr gemächlich eine ziemlich zähe Geschichte, in die sich schnell einige ärgerliche Unglaubwürdigkeiten einschleichen. So wird Pang Qing-yun beispielsweise ohne großartiges Misstrauen sofort von den Rebellen akzeptiert und sein Vorschlag angenommen.
Währenddessen wird die simple Politik der verantwortungslosem Machthaber nur im Hintergrund angerissen und die verbotene Liebe kaum in die Handlung integriert beziehungsweise ziemlich emotionslos vorgetragen. Der kontinuierliche Zerfall der Freundschaft bahnt sich nach den üblichen Strickmustern an und orientiert sich vor allem an Pang Qing-yun, hat allerdings den einen oder anderen größeren Moment, wie zum Beispiel das Abschlachten von 4000 entwaffneten Soldaten, die sich zwar bedingungslos ergeben haben, für die allerdings kein Proviant mehr vorhanden ist.

Die imposanten Schlachtszenen im grobkörnigen Look rütteln "The Warlords" mit abgetrennten Gliedmaßen, zerplatzenden Körpern und reichlich Kunstblut zwar regelmäßig aus seiner Lethargie, in die der Film aber meist wieder verfällt, sobald er das Schlachtfeld verlässt
Aus der Dreierkonstellation wird abseits von Kitsch, Klischees und Pathos einfach zu wenig herausgeholt, als dass man wirklich mit den drei Männern mitfiebern würde, die im Verlauf der Feldzüge schließlich unüberbrückbare Abneigung gegeneinander entwickeln. Jet Li, der für die Rolle wohl ein paar Pfunde zugelegt hat, kommt dabei schauspielerisch noch am Besten weg, während vor allem Andy Lau mit Anfällen von Overacting mehrmals massiv über das Ziel hinausschießt.

Formell hat Genrefremdling Peter Chan dabei auch dank der sehenswerten Leistung von Action-Choreograph Ching Siu-Tung, der mit "An Empress and the Warriors" selbst noch ein ganz heißes Eisen im Feuer hat, alles im Griff ohne über sich hinauszuwachsen, in gut zwei Stunden drückt er aber einfach viel zu oft auf die Tränendrüse, wobei die asiatische Filmmentalität bekanntlich traditionell nur zu gern diesen Weg beschreitet, um Emotionen überborden zu lassen und genau das geschieht auch am Ende. Der Chronologie des Geschehens ist bisweilen übrigens nicht ganz so einfach zu folgen, sofern man nicht über entsprechendes Vorwissen verfügt.
Dass "The Warlords" dem Publikum, wie übrigens so ziemlich jeder Film dieser Gattung, nebenbei noch erzählen möchte, dass Krieg ganz große Scheiße ist, darunter grundsätzlich die Falschen zu leiden haben, die Verantwortlichen in trauter Sicherheit keine Ahnung vom wahren Gesicht des Krieges haben, ganze Züge von Soldaten zum eigenen Vorteil einfach geopfert werden und Menschen sich zu ihrem Negativen entwickeln, sei nur noch ergänzend vermerkt.


Fazit:
Peter Chan präsentiert mit seinem 40 Millionen teuren Historienepos ein ziemlich durchwachsenes Werk, dessen ordentliche Inszenierung und tolle Ausstattung nicht über die unergiebige Geschichte hinwegblicken lassen kann. Getränkt in ausladendem Pathos, Litern von rotem Saft, bekannten Klischees und kargen Bildern, vermag das Schicksal der drei Blutsbrüder kaum die Distanz zum Publikum zu überbrücken. Vielleicht haben auch die vielen Drehbuchautoren während der Entstehung des Drehbuchs zu so einer enttäuschenden Geschichte geführt.
Übrig bleibt jedenfalls ein enttäuschend mittelprächtiger Film, dessen zahlreiche Kampfszene zwar state of the art sind, der darüber hinaus aber keinerlei Akzente setzt und von seiner Genreverwandschaft in den nächsten Monaten sicherlich abgewatscht wird.

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