Man kann „Kull, der Eroberer“ zwar recht einfach in der Luft zerreißen, aber damit tut man diesen irgendwie doch ganz netten No-Brainer unrecht.
Schon zu Anfang darf unser kraftstrotzender Barbar Kull (Kevin Sorbo) nacheinander mehrere Kämpfe bestreiten: Zuerst in einem Gruppenkampf um sich die Aufnahme in eine Söldnerarmee zu sichern, danach noch gegen den Anführer als Abschlusstest. Wenige Sekunden später trifft die Nachricht ein, dass der König seinen Nachkommen aus Machtstreben die Schädel eingeschlagen hat. Natürlich ist es an Kull den Herrscher fachgerecht barbarisch zu durchbohren. Dieser rächt sich an Kull, indem er ihm die sterbend die Krone überträgt (inmitten von machtgierigen Neidern). So ist Kull nach wenigen Minuten König, was in alten Fantasyschinken noch bis Seite 247 dauerte. Aber immerhin ist das ganze flott inszeniert und mit brauchbaren Metal unterlegt.
Die eigentlichen Thronfolger schmieden natürlich Rachepläne, da Conan ähhh Kull, der Barbar sich nur bedingt königlich aufführt. Das erste Attentat scheitert an den Kampfkünsten Kulls (wo ein als Zeuge möglicher Attentäter natürlich vom Verräter bei vermeintlicher Hilfe gekillt wird). Irgendwie auch Schema F, vor allem wenn man die alten „Conan“ Romane, auf denen auch die Filmversionen basieren, gelesen hat.
Doch dann erweckt ein Priester die alte Hexe Akivasha (Tia Carrere), die Kull bald heiratet und in der Hochzeitsnacht töten soll. Doch aufgrund seiner Manneskraft in der Hochzeitsnacht (arrghh, lächerliches Barbarenklischee) wird er nur gefangengenommen. Wie es sich für einen Barbaren gehört haut Kull bald ab und will sein Reich zurückerobern...
Wer sich auch nur etwas mit Fantasy auskennt, wird die Unmengen an Klischees und geklauten Ideen bemerken, die „Kull, der Eroberer“ zu einer ganz unterhaltsamen Mischung verschmilzt. Denn die bald anstehende Rückeroberung ist zwar nur mäßig spannend, aber nicht unbedingt langweilig gestaltet. Dabei gibt’s Liebe (die schöne Sklavin Zareta [Karina Lombard]), Hiebe (meistens Akivashas Mitstreiter) und Zauberei; das Ergebnis kann man sich angucken ohne jemals einen echten Topfilm vor sich zu haben.
Den Effekten merkt man das geringe Budget des Streifens an; vor allem das computeranimierte Feuer an einigen Stellen ist alles andere als gelungen. Aber einige Tricks machen aus den mittelmäßigen Grundvoraussetzungen doch ganz Beachtliches: Hier wäre z.B. die Veränderung des Mondes bei Akivashas Erweckung.
Die Kämpfe sind gut gemacht: Wenn Kull Äxte und Schwerter durch die Luft wirbelt, dann ertönt meistens Metalmusik, die ganz gut ins Ohr geht ohne Referenz zu sein. Die Fights sind recht gut choreographiert und bieten guckbares Schwertschwingen für den Zuschauer.
TV-Herkules Kevin Sorbo beweist einen Talentmangel, der seiner Rolle als etwas tumber Barbar fast schon wieder gut steht. Tia Carrere ist auch eher enttäuschend und wird in ihrer Rolle vor allem auf ihr Äußeres reduziert. Lediglich die Nebendarsteller spielen ganz akzeptabel und einige von ihnen haben sogar recht große Nebenrollen.
Wer nichts gegen Fantasy hat, der kann sich ruhig einen kurzen, anspruchslosen Abend mit „Kull, der Eroberer“ machen und sich an den Kämpfen und dem irgendwie ganz netten Plot erfreuen.