Was liegt bei einem Titel wie Ossi´s Eleven, einem Film, bei dem es um einen Raub geht, näher, als ihn mit der launigen amerikanischen Gangsterkomödie Ocean´s Eleven zu vergleichen? Sicherlich ist dieser Vergleich einerseits angebracht, schaut man sich die doch arg verwandten Thematiken beider Filme an, doch andererseits hinkt er schon genau deswegen, weil sich amerikanische Großproduktion und deutsche Kleinproduktion gegenüberstehen. Insofern kann nur von „einer deutschen Antwort auf Ocean´s Eleven" die Rede sein. Wie dem auch sei, fangen wir es an.
Gangster Ossi (Tim Wilde) ist frisch aus dem Knast entlassen und wird wieder mit seiner trostlosen Umgebung, der heruntergekommenen Trabantenstadt Bitterfeld konfrontiert. Kurz entschlossen fasst er erneut einen halbgaren Plan: Er will bei einer örtlichen Firma, die Pokale durchs das Einschmelzen alter Münzen herstellt, einbrechen und das Geld klauen. Am Anfang als kleine Aktion mit einer Handvoll zuverlässigen Leuten geplant, trägt die Sache immer weitere Kreise, so dass am Ende elf gescheiterte Existenzen (unter ihnen auch Götz Otto) an dem Raub beteiligt sind...
Bedenkt man, dass die Hälfte des Films nichts passiert, außer dass der Frust der Figuren zur Schau gestellt wird, ist Ossi´s Eleven ein vergleichsweise unterhaltsamer Mix aus Sozialdrama um geplatzte Lebensträume und Gaunerkomödie geworden. Dazu tragen vor allen Dingen die sympathischen, wenn auch nicht immer überzeugenden Darsteller bei: Stefan Jürgens (bekannt aus der Comedy-Show RTL Samstag Nacht) spielt Karl, einen zynischen Proleten-Macho, der gehäuft frauen- und altenfeindliche Witze zum Besten gibt, Serien-Schauspieler Michael Habeck spielt einen alt(klug)en Haudegen, der immer nützliche Tipps zu bieten hat. Der aber gelungenste Schachzug war es, mit dem Konflikt zwischen Täter und Opfer(n) zwei DDR-Sportler (die sich erfolglos als Bratwurstverkäufer versuchen durch zu schlagen) und einen STASI-Offizier aufeinander loszulassen. Die Vergangenheit kann erst durch ein „Aufeinanderangewiesensein" oder Interessengemeinschaft bewältigt, abgeschlossen und hinter sich gelassen werden.
Natürlich ist Ocean´s Eleven in seiner Inszenierung um Einiges eleganter, der Humor dort subtiler und hochklassiger, die Darsteller glamouröser usw. Doch diese Ambition, einen gelackten Gaunerfilm im Hochglanz-Ambiente erzählen zu wollen, hegt Ossi´s Eleven nicht im Geringsten. Er steht der britischen Sozialkomödie mit Vertretern wie Ganz oder gar nicht näher, in welchen auch dramatische Komponenten (soziale Probleme, Armut, familiäre Probleme etc.) Eingang in den Film finden und öfters merkwürdige Geschäftsideen dazu dienen, um an Reichtum zu kommen oder - wenn denn daraus nichts wird - etwas fürs Ego zu tun. Gut, Ossi´s Eleven fehlt die Leichtigkeit selbiger Filme (das können anscheinend nur die Briten) und die Story mutet hin und wieder etwas löchrig an, doch reicht es für eine launige Räuberpistole, die mit ihren sympathischen Figuren punkten kann.
Was zuweilen dabei etwas negativ auffällt, ist die kontinuierliche Schwarz-Zeichnung ihres Milieus durch die Protagonisten. Einige Figuren sind zudem doch arg klischeelastig geraten (der verhasste Ex-STASI-Mann, der verhasste Chef z.B.) und hin und wieder stört doch etwas der Einsatz von Sasha Schmitz´ (besser bekannt unter seinen Künstlernamen „Sasha") Musik, die manchmal durch ihre Penetranz etwas fehlplaziert wirkt. Sasha spielt jedoch auch recht solide eine Rolle als Elvis-Fan, der in der Küche arbeitet.
Was am Ende bleibt, ist keineswegs ein Film, den man gesehen haben muss, wohl aber eine deutsche Komödie, die das Anschauen lohnt. Unterhaltsam und mit durchaus sozialkritischen Untertönen wird am Ende gar eine Botschaft vermittelt, die auch in der tristen Betonwüste des Plattenbaus in einer ehemaligen Industriemetropole durchaus Grund zur Hoffnung gibt.