Nie wieder Noburo Iguchi habe ich mir einst geschworen, als ich mal in veritabler Weltuntergangspartystimmung sein Einstundenkracher "Sukeban Boy" eingepfiffen hatte. Eine Mangaverfilmung wie sie im Buche gekritzelt steht, kaum Inhalt, viel Schauwerte, aber leider überhaupt kein Können.
Aber nun lag hier "Machine Girl" als milde Freundesgabe und wenn alle durcheinander schreien und es schön durch den Player suppen soll, dann wird man halt wieder weich.
Also ran an die nächste Mangalektion, diesmal an eine kernige Rachegeschichte von altem Schrot und Korn: Schwester rächt den von Schulschlägern ermordeten Bruder, total überlebensgroß und noch überzogener. Weil sie sich zwar recht geschickt anstellt, aber die Gegenseite besonders perfide ist, verliert sie auch noch einen Arm, an den ihr ein ebenfalls betroffenes Pärchen (auch Kind putt!) eine Gatlinggun Marke Terminator bastelt. Und dann gehts rund, gegen Yakuza, Ninja und Berufsschüler.
Also ganz im Vertrauen: das Rumgesaue, das sich hier gute 96 Minuten entfaltet, paßt schon recht gut zu Hasseröder, Gyrospizza und der Abwesenheit jeglichen Niveaus. Das kratzt schon bedenklich am Portal der Splattergrotesken, wenn Nägel in Köpfe getrieben werden, Köpfe durchschossen oder zwei Häupter so kunstvoll abgeschlagen werden, daß sie wieder auf dem Hals des jeweils anderen landen. Das ist einer der Filme, in der nach Enthauptung oder Gliederverkürzung immer die lustigen Hochdruckfontänen für Wasserwerfer zum Einsatz kommen und das Finale mit "Drill-Bra", einem bohrerversehrten Hupenhalter hat ja schon fast was Kultiges.
Nur: Iguchi ist nun mal weder ein begnadeter Filmemacher, noch sonst irgendwas von Bedeutung. Natürlich sind Mangas immer hübsch übertrieben, die Figuren überzogen, die Wahrscheinlichkeit bis ins Unendliche gebeugt, aber dennoch muß man im Realfilmfall das alles mit Verve und Finesse inszenieren, so daß es zwar nach "Spaß" aussieht, aber nicht zum Kasperletheater auswächst.
Immerhin hat die Story diesmal sogar Anfang und Schluß (und so etwas wie Linie), aber dann hat es sich auch schon - was in der kurzen, blutigen Szene zu den Vortiteln erfahren, erzählt uns Iguchi danach in gut 20 weiteren Filmminuten erneut. Und was das wieder für goldige Gegensätze sind. Mädels in Schulmädchenuniformen, die so tun, als könnten sie einen Basketball werfen, strahlende Teenagergesichter und Harmonie an allen Ecken, da geht die Sonne auf.
Natürlich ist es zum fiesen Möpp nicht weit, namentlich die Bully-Gang, angeführt vom Sohnemann eines Yakuzaführers (muharhar, der Hanzo-Hattori-Klan...), der nicht nur den Allmächtigen spielt, sondern auch noch alles meuchelt, was nicht im Gleichschritt in den Büschen ist. Während Sohnemann übrigens so gut ausgesucht ist, daß er ständig zwischen Langeweile und Grenzdebilität im Ausdruck schwankt, setzt dem fiesen Treiben die Dame des Hauses noch einen drauf, denn die hat endgültig nicht mehr alle Latten auf der Pfanne und nölt ständig rum, ihr soziopathischer Killergatte würde nicht hart genug vorgehen - bloß gut, daß keine Nuklearwaffen in dem Film vorkommen.
Und so entspinnt sich für ein Stündchen das böse Spiel, in dem unser Sonnenschein im Rachemodus immer einen Stich macht und die Gegenseite dann böse zurück schlägt, weswegen hier so ziemlich jeder Stück für Stück in die Binsen geht, am Ende ist tatsächlich nur Little Ani übrig, die ihre Knarre dann vorerst abschnallen kann. Aber bis dahin erleben wir leidenschaftlich übertriebenen Pathos, endlose schwülstige Reden und dann immer wieder Amateurfunsplatter mit viel Soße, damit man nicht einpennt.
Glaubt es oder nicht, das Beste ist, die Vorspultaste gut eingeölt bereit zu halten, denn die Dialogszenen ziehen einem die letzten Beißerchen.
Daß die Logik übrigens öfters mal ne Auszeit nimmt, also Ani eigentlich im Verlaufe des Film dreimal lethal abkacken müßte (einmal wird ihr Arm frittiert (ohne Folgen), dann wird er abgehackt (bei ungefähr 40 Litern Blutverlust) und zum Schluß sägt ihr der Mörder-BH der Blutmenge entsprechend die Front bis zur Wirbelsäule auf, was sie aber auch nicht stoppen kann), gestorben wird dann aber trotzdem und arg beliebig.
Und so kriegt Iguchi es wieder einmal nicht hin, präsentiert irgendwas zwischen Mangatreue, Passionsspiel und Charles Bronson mit starken Anleihen im Kindertheater und bei den amerikanischen Daily Soaps, was den albernen Schmalz angeht. Das alles schön spekulativ und zeigefreudig hochgepusht, aber nie so tief, daß einem die Nippel entgegen springen.
Manchmal möchte man freudig beim Gematsche grinsen, aber dann ist das alles wieder so ausgelassen bekloppt und albern unzusammenhängend, daß man sich schmollend in die Sofaecke zurückzieht. Aber vermutlich soll es genau so sein.
Ergo: als Partygranate sicher gar nicht so schlecht geeignet und auch sonst ungefähr viermal so gut wie der von mir gesehene Vorgänger, aber das heißt leider noch nicht, daß man ihn sich schmerzfrei einfach so einpfeifen könnte, stattdessen überspringenswertes Stückwerk in allen Zimmerecken. Wenn dann mal einer einen Directors Cut aus den Fightszenen schnippeln könnte, ohne Dialoge, spendier ich Reisbällchen für alle. (4/10)