THE MACHINE GIRL
Manchen Filmen wird schon bei Kopfgeburt das Wörtchen „Kult“ mit in die Wiege gelegt. Filme dieser Art haben oftmals mit viel zu hohen Erwartungshaltungen zu kämpfen, die einen gelungenen Film schlechter erscheinen lassen können, als er es tatsächlich ist. Schlimmer ist jedoch, wenn die Macher ihre geniale Grundidee und den „Instant-Kult-Status“ zum Anlass nehmen, sich auszuruhen und den Rest des Films dem Zufall überlassen. Bei Noboru Iguchis Splattertrasher THE MACHINE GIRL (2008) steht die Wahrheit auf einem anderen Blatt…
Seit dem Tod ihrer Eltern sind die Geschwister Ami (Minase Yashiro) und Yu (Ryosuke Kawamura) unzertrennlich. Als die fiese Missgeburt Sho Kimura (Nobuhiro Nishihara) Yu wegen ein paar lumpiger Yen umbringt, sieht Ami rot. Sie will Rache und so stürmt sie das Anwesen der Kimura-Family. Leider legt sie sich mit einem Yakuza-Ninja-Clan an, dessen Anführer Ryuji (Kentaro Shimazu) und Violet (Honoka) ihrem Sohn Sho in Sachen Grausamkeit und Sadismus gute Lehrmeister sind. Erst ab die Finger, dann der halbe linke Arm. Verstümmelt gelingt Ami die Flucht und in der Mechanikerin Miki (Asami) findet sie eine Verbündete, welche ebenfalls eine Rechnung mit den Kimuras zu begleichen hat und erst einmal eine Gatling Gun als Armersatz für Ami konstruiert. Mit weiteren Waffen im Gepäck macht sich das dynamische Duo auf, um einmal mehr blutigste Rache zu nehmen…
In Zeiten, in denen Filme wie SAW (2004) und HOSTEL (2005) in Serie gehen, um sich gegenseitig wieder und wieder mit Grausamkeiten zu übertrumpfen und sogar ein JOHN RAMBO (2008) auf dieser Welle mitschwimmen muss, um überhaupt noch Aufmerksamkeit zu erlangen… in solchen Zeiten wirkt reiner Funsplatter wie THE MACHINE GIRL beinahe harmlos. Mit dieser Kreuzung aus Ashley „Evil Dead“ Williams und Cherry „Planet Terror“ Darling wollen die Japaner nicht provozieren oder schockieren. Nein! Sie wollen einfach nur spielen und sich austoben. Sie wollen einfach nur unterhalten und das gelingt ihnen besser, als es den meisten ernst gemeinten Blutbädern der letzten Jahre gelang.
SUSHI, TEMPURA, NINJA, REVENGE. Der Wahnsinn ist Programm und man muss schon ziemlich finster drauf sein, um sich nicht für das „Trap Jaw“-Schulmädchen begeistern zu können. So harmlos und niedlich sie auch ausschauen mag; man sollte sich besser nicht mit Ami anlegen, denn sonst könnte es passieren, dass Shuriken im Munde landen, Nägel in Köpfe geschlagen werden oder man gleich komplett im eigenen Blut ertrinkt. Dabei sind die Splatterszenen derart comichaft und over-the-top gehalten, dass mir nicht im Traum einfallen würde, das ausufernde Blutbad als eklig oder pervers zu bezeichnen. Ein wenig CGI hat sich auch in den Film verirrt, kommt aber nur bei einigen Shoot-Outs zum Einsatz und lässt sich deshalb problemlos übersehen. Wenn im Sekundentakt Schwerter, Kettensägen oder gar fliegende Guillotinen geschwungen werden, dann ist ein weiterer trostloser Tag gerettet.
Mit THE MACHINE GIRL ist Noboru Iguchi sicher nicht der absolute Kulthit gelungen, für den Splattertrasher des Jahres 2008 sollte es allerdings locker reichen. Auch will ich den Film nicht auf eine Stufe mit Meisterwerken wie BAD TASTE (1987), STORY OF RICKY (1991) oder BRAINDEAD (1992) stellen und doch ist der Film jedem Splatterfan, der einfach mal wieder einen unkomplizierten Film, der sich selbst nicht allzu ernst nimmt, sehen will, ohne Bedenken zu empfehlen. Ich bin gespannt, wie viel Spaß die FSK versteht und wie viel nach dem Deutschlandrelease im Februar noch von den Blutfontänen übrig bleibt. TOKYO GORE POLICE (2008) vom selben „Sushi-Sudoku-Team“ steht jedenfalls hoch oben auf meinem Wunschzettel. „Why take conditioner? Wash your hair with the blood of your dead son!“…
7/10 Punkten, diBu!