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 Hiermit sind die Zeiten, da das Westerngenre als amerikanische bzw. italienische Domäne verstanden werden durfte, gezählt: Kim Ji-Woon („A Tale of Two Sisters") stellte 2008 mit „The Good, the Bad, the Weird" eindrucksvoll unter Beweis, dass die Koreaner das mindestens genauso gut können. Wie der Titel bereits überdeutlich vorwegnimmt, handelt es sich bei dem irren Asia-Flick um eine Hommage an Sergio Leones Kultklassiker „The Good, the Bad and the Ugly", in dem Eli Wallach, Lee Van Cleef und Genregott Clint Eastwood im amerikanischen Bürgerkrieg Filmgeschichte gewordene Jagd auf eine Geldkassette machten - auch in der südkoreanischen Adaption sind drei Desperados einem wertvollen Schatz auf der Spur. Anstatt in den USA des 19. Jahrhunderts jagt man sich jedoch in der Mandschurei der 30er das Blei um die Ohren - in einer abgedrehten, liebevollen, tempo- und zitatreichen Tour de Force durch klassische Klischees des Westerns im Gewand asiatischen Actionkinos.

Kleinganove Yoon Tae-goo (Kang-ho Song) gerät bei einem Zugüberfall unversehens in den Besitz einer Schatzkarte - zu seinem Pech entert der brutale Gangster Park Chang-yi (Byung-hun Lee) samt Gang die Eisenbahn zur gleichen Zeit und hat es ebenfalls auf den Lageplan abgesehen. Auch an Bord befindet sich der Kopfgeldjäger Park Do-won (Woo-sung Jung), der miteinsteigt in die Hatz - doch neben dem titelgebenden Trio treten im Verlauf des Films noch zahlreiche weitere schwerbewaffnete Parteien in der bleihaltigen Schatzsuche auf den Plan...

Obwohl „The Good, the Bad, the Weird" im fernen Osten und den späten 30er-Jahren angesiedelt ist, die Darsteller Koreaner sind und Jeeps und Motorräder neben den fürs Genre gängigen Pferden durch die Steppe pesen, ist der Film (Italo-)Western durch und durch - von klassischen Genremotiven wie dem Zugüberfall über die atmosphärische Musikuntermalung bis zum überzeichneten Leone-Style des großen Showdowns huldigt die Schatzjagd liebevoll und sympathisch ihrem westlichen Vorbild und gewinnt gerade dadurch, dass sie zur gleichen Zeit und auf völlig homogen wirkende Weise noch so viel mehr ist als ein gewöhnlicher Western oder auch nur eine gewöhnliche Western-Hommage: „Indiana Jones" lugt ebenso um die Ecke, wenn sich „the Good" Woo-sung Jung in einer gangverseuchten Wüstenstadt an Seilen durch die Lüfte schwingt oder motorisiertes Militär in die Showdownhatz durch die Wüste einsteigt wie das Flair des typisch asiatischen Actionkinos das Westerngrundgerüst um atmosphärische Abwechslung einerseits und Eyecandy-Potenzierung andererseits erweitert: Es wird akrobatisch gesprungen, geschossen, geschlitzt und gesäbelt und dies alles nicht nur in chice Optik verpackt, sondern auch mit einem ordentlichen Härtegrad versehen. Das finale Triell der Titelhelden gerät zum regelrechten Blutfest Peckinpahschen Zeitlupen-Gesuppes und ist durch die auf die Spitze getriebenen Leone-Referenzen ohnehin eine Klasse für sich.
Inszenatorisch leistet Regisseur Kim ji-woon in seinem Film generell großartige Arbeit, ahmt nicht nur die typischen Westernmotive optisch perfekt nach und glänzt mit edlen Wüstenaufnahmen, sondern verzückt vor allem mit genialer Kameraarbeit, die die Action gerne in teils minutenlangen schnittlosen Plansequenzen präsentiert.

Ebenfalls zugute kommt dem Film seine schiere Größe: Nicht nur knackt die stattliche Laufzeit die Zweistundenmarke, vor allem brennt „The Good, the Bad, the Weird" im Quasi-Prä-Showdown ein wahrhaft spektakuläres Feuerwerk großen Aufwands ab, das die vorangegangenen Fights und Shootouts im verhältnismäßig kleinen Rahmen durch eine Schlachtdimensionen annehmende Massenverfolgungsjagd in den Schatten stellt, in der sich Verbrecherclans, Wüstenkrieger und schlussendlich die japanische Armee gegenseitig bekriegen, riesige Explosionen und Massenszenen inklusive. Dieses Vorfinale markiert ohnehin das absolute Highlight des Streifens, bündelt Regisseur und Autor Kim ji-woon hier doch formidabel all die Qualitäten, die sein großartiges Werk ausmachen: Spektakuläre Actionszenen mit inszenatorischer Eleganz und blutiger Härte, skurrile Charaktere, absurde Situationseskalationen, überlebensgroße Coolness, herrlichen Humor und unbeschwerte Leichtigkeit.

„The Good, the Bad, the Weird" nur auf seine Actionszenen und Italowesternreferenzen zu reduzieren, würde dem Streifen nicht gerecht, er ist so viel mehr: Völlig crazy, erfrischend anders und dem Zuschauer ein unablässiges Schmunzeln ins Gesicht zaubernd. Situationskomik, schräge Figuren und wunderbare Sprüche, in einer sensationellen Coolness und Lässigkeit kombiniert, sorgen für ein stetes humoristisches Feuerwerk, das vom dicken Wüstenkriegerfürst bis zu japanischen Offizieren mit schwerbewaffnetem militärischem Anhang reichende Parteieninventar generiert abwechslungsreiche Vielfalt und an coolem Gepose des „Bad", der anfangs im Angesicht des auf ihn zurasenden Zuges, den er zu überfallen gedenkt, auf den Gleisen stehend sich ersteinmal in Nahaufnahme schwarzbehandschuht eine Zigarette ansteckt, gleichwie des „Good", der einhändig durchladend im Prä-Showdown entgegen der Reitrichtung der Gegnerhorden dieselben dezimierend zu lässigem Soundtrack deren Reihen durchpflügt, lässt es der Film niemals fehlen.

Fazit: „The Good, the Bad, the Weird" ist ein großartiges Highlight südkoreanischen Kinos, ein irrer, abgedrehter, sympathischer Abenteuerspaß, der beweist, dass die besten Western heutzutage auch im asiatischen Raum zu finden sein können: Eine liebevolle inhaltliche wie stilistische Sergio-Leone-Hommage kombiniert Regisseur und Autor Kim Ji-woon mit den stylishen Tugenden des fernöstlichen Actionkinos, schrägen Figuren, irrer Situationskomik und einem Finale, das von einer ausgeflippt-skurrilen Eskalation zur nächsten prescht, ohne sich je selbst der Lächerlichkeit preiszugeben oder in schlichte Comedy abzurutschen, zu einer crazy Abenteuergaudi, die Eastern- wie Westernfans gleichermaßen ans Herz zu legen ist.

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