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Betrachtet man einen Film wie "Deadlock" aus heutiger Sicht, muß man sich schon wundern, daß Regisseur Roland Klick damals für seinen "zu stark auf Action setzenden" Film so stark kritisiert wurde, daß er sogar aus dem Wettbewerb von Cannes wieder ausgeladen wurde. Klick hatte sich bei seiner Studie in der mexikanischen Wüste zu stark an Italo-Western orientiert - die drei Protagonisten wirken vordergründig gewalttätig, egoistisch und haben ständig eine Waffe zur Hand.

Dabei wurde übersehen, daß Klick zwar gebräuchliche Symbole verwendete und für diese Art Western scheinbar typische Handlungsstränge aneinander reihte, sich aber sehr viel Zeit für die Charakterisierung ließ und auch atmosphärisch äußerst exakt inszenierte. Dabei ist eine sehr genaue menschliche Studie über Konsequenz, innere Stärke und Selbsteinsicht herausgekommen, die jedem Autorenfilmer zur Ehre gereicht hätte und die in ihrer Dichte , wenn man ihn schon mit Italo-Western in einen Topf steckt, nur mit Sergio Leones Meisterwerken zu vergleichen ist. Klicks Film "Deadlock" wirkt, obwohl er diesen mit einfachsten Mitteln inszenierte, nie billig oder trashig, sondern wie aus einem Guss.

Dazu trägt auch die staubige Wüstenlandschaft bei ,die immer in gleißendstem Sonnenlicht gezeigt wird. Alles ist hier dreckig und verrottet und als wir Kid (Marquard Bohm) zum ersten Mal begegnen ,läuft er schwer verletzt mit einem metallenen Koffer durch den unendlichen Sand. Zufällig findet ihn Charles Dump (Mario Adorf), der mit seinem LKW auf dem Weg zu seinem Lager ist, im Staub liegen. Zuerst sieht er sich dessen Koffer an und stellt fest, daß dieser sehr viel Geld enthält. Dann versucht er spontan Kid zu töten, aber als er zögert, kann dieser sich aufrappeln und Dump mit seiner Maschinenpistole zwingen, ihn mit dem LKW mitzunehmen. Doch im Lager verlieren ihn wieder die Kräfte und Dump hat plötzlich wieder Oberwasser.

Allein die ersten 20 Minuten, in denen Dump und Kid sich irgendwie zusammenraufen, ist in seiner psychologischen Tiefe kaum zu schildern. Adorf spielt einen Lagerleiter, der seit Jahren in einem verlassenen Camp haust, in dem nur noch eine gealterte Prostituierte und deren Tochter vor sich hin vegitieren. Alles wirkt hier provisorisch und unfertig und dazu noch völlig heruntergekommen. Dump sieht das Geld als Chance, um endlich von hier wegzukommen, aber gleichzeitig ist er gar nicht mehr in der Lage, Entscheidungen zu treffen. So tendiert er ständig zwischen übertriebener Gewalttätigkeit und weinerlichem Selbstmitleid, welches letztendlich Kid das Leben rettet. Kid, von dem gerade durch "Rote Sonne" berühmt gewordenen Marquard Bohm gespielt, ist hier wieder ein Beispiel jugendlicher Coolness, die auch heute noch jeden Attraktivitätswettbewerb gewinnen würde, gerade weil er so typisch für diese Zeit Anfang der 70er Jahre ist.

Trotz dieser optischen Gefälligkeit vermittelt Bohm Gefühlskälte und einen Fatalismus in seinem Charakter, der sich noch stärker zeigt, als sein Partner Anthony Sunshine (Anthony Dawson) im Camp auftaucht. Sunshine ist ein gealterter Gangster, der äußerlich cool und beherrscht wirkt, dessen Fassade aber immer mehr zu bröckeln beginnt. Dump wirkt zwischen diesen beiden Gangstern immer verunsicherter, was er mit übertriebenen und teilweise anbiedernden Gesten auszugleichen versucht. Sunshine wiederum ist sich nicht zu schade, dieses Verhalten sadistisch auszunutzen und Dump quasi vor sich her zu jagen, was verdeutlicht, wie wenig sein Selbstbewußtsein vor allem gegenüber dem jüngeren Kid noch vorhanden ist.

Klick treibt diese menschliche Studie konsequent bis zum abschließenden westernartigen Showdown. Doch nicht nur der Ablauf dieses letzten Duells verläuft völlig anders als gewohnt, sondern der gesamte Film behält seinen eigenen Charakter bei, der noch unterstützt wird durch die Musik von der deutschen Rockgruppe "Can". Diese bildet hier mit wenigen Stücken den gesamten musikalischen Hintergrund, der den staubtrockenen, kargen und hoffnungslosen Charakter des Films noch untermauert. Allein die letzte Szene, die unterstützt wird von der springenden Nadel auf dem Plattenspieler, der immer wieder die selben zwei Töne wiederholt, während die Sonne die Gesichter der Duellanten geißelt, ist an Intensität äußerst wirkungsvoll.

Fazit :In seiner Intention ist Clicks "Deadlock" den Italo-Western sicherlich nah, denn sein Film hat eine ähnlich nihilistische Botschaft, die von einer degenerierten, egoistischen Gesellschaft ausgeht, der nur wenig menschliche Züge zugestanden wird.

Vielleicht war das Anfang der 70er Jahre für einen deutschen Autorenfilm nicht adäquat, aber aus heutiger Sicht ist man überrascht, welch qualitativer ,spannender und cooler Film damals entstand, der völlig zu unrecht in Vergessenheit geriet (8/10).

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