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Der ehrgeizige Junganwalt Kevin Lomax (Keanu Reeves) hat noch nie einen Fall verloren. Die Fachwelt weiß seine Dienste zu schätzen und so wird ihm eines Tages der Deal seines Lebens angeboten: Eine mächtige New Yorker Kanzlei nimmt ihn unter Vertrag, Kevin und seine Frau Mary Ann sind anfangs begeistert. Doch mit der Zeit wächst in Kevin der Verdacht, dass mit seinem mysteriösen Boss John Milton (Al Pacino) etwas nicht stimmt. Und tatsächlich, nach einer Reihe unheimlicher Vorfälle wird klar, dass er sich mit dem Leibhaftigen persönlich eingelassen hat.

Was wie ein gewöhnlicher Gerichtsfilm in bester Grisham-Tradition beginnt, entwickelt sich zu einem Mysterythriller der Extraklasse. Viel wird man nicht erwarten von “Im Auftrag des Teufels”, schließlich haben die meisten kaum darüber gehört. Doch wer sich auf die Geschichte einlässt, wird merken, dass dieser Film vieles zu bieten hat, was ihn von anderen abhebt.

Zunächst beginnt alles ganz normal mit einer Gerichtsverhandlung. Hatte man schon in zig Filmen, doch ab dem Zeitpunkt, an dem Kevin das Angebot aus New York erhält, beschleicht den Zuschauer ein ungutes Gefühl. Erst diese unheimlichen Kamerafahrten und Zeitraffereinstellungen von New York, dann die stetig bedrohlicher werdende Musik. Spätestens als John Milton seinen ersten Auftritt hat, wird klar, dass dieser Film kein normales Gerichtsdrama werden kann und die Show beginnt.

Langsam verfällt Kevin den Offerten des John Milton, der ihn immer mehr unter seine Fittiche zu nehmen scheint und genau weiß, mit was er den jungen Anwalt ködern kann: Geld, Ruhm, Sex. Davon wird Kevin schließlich verführt und verliert die Realität aus den Augen. Seine Frau Mary Ann leidet immer mehr unter Depressionen und unheimlichen Alpträumen. Als Kevin die Wahrheit erkennt, ist es fast zu spät. Diese Entwicklung des jungen Paares ist für den Zuschauer sehr interessant anzusehen. Mary Ann sieht am Anfang fantastisch aus und hat ihr Leben fest im Griff, als sie jedoch langsam dem Wahnsinn verfällt, wird ihr Antlitz immer verzweifelter und angsterfüllter. Charlize Theron gelingt es sehr gut, ihre Rolle rüberzubringen und beweist, dass sie mehr kann, als nur gut auszuschauen. Der oft gescholtene Keanu Reeves bringt ebenfalls eine passable Leistung, sein Gesichtsaudruck ist zwar auch hier nicht sehr abwechslungsreich, aber immerhin nimmt man ihm die Rolle des eitlen Anwalts ohne weiteres ab.

Über allem steht jedoch Al Pacino. Was er hier abliefert, ist in Worte nicht mehr zu fassen. Von seinem ersten Auftritt an umgibt ihn diese Aura der Unverletzbarkeit, man weiß sofort: Das ist der Mann, der hier alles unter Kontrolle hat. Seine One-Man-Show in der letzten halben Stunde gehört zum besten, was Hollywood je an schauspielerischer Fähigkeit hervorgebracht hat und hätten einen Oscar für ihn mehr als gerechtfertigt, leider wurde er anscheinend völlig übersehen. Außerdem beinhalten seine Monologe auch etwas Kritik an Anwälten und werden für gläubige Christen ein Dorn im Auge sein, da doch einige sehr antichristliche Sprüche fallen. Die letzten 30 Minuten lassen den Film ebenfalls etwas locker erscheinen, davor gibt es einige sehr ernste, ergreifende Szenen, doch durch Pacinos Monologe wird das alles wieder etwas ins Lächerliche gezogen. Ich für meinen Teil habe bei einigen Szenen herzhaft gelacht und ein Teil seiner Sprüche sind für mich schon jetzt Kult (z.B. “Ich bin die Hand unter Mona Lisas Rock”). Ich weiß nicht, ob ich den Film ohne Pacino nur halb so gut finden würde, fest steht, dass er ihm seinen Stempel aufdrückt und ihn sehr empfehlenswert macht.

Der Zuschauer wird die ganze Zeit über bei Stange gehalten. Auch wenn der Filmtitel selber meiner Meinung nach etwas zuviel verrät, ist man stets gespannt darauf, was als nächstes passiert. Außerdem werden in “Im Auftrag des Teufels” zahlreiche Überraschungen geboten und selbst wenn man denkt “Das war’s” setzt Regisseur Taylor Hackford noch einen drauf. Ein, zwei Schockeffekte sind ebenfalls vorhanden, von denen PRO 7 leider eine schon immer im Trailer bringt und somit die Wirkung versaut. Übrigens ist die gekürzte Fernsehfassung immer noch sehr sehenswert, es wurden kaum Schnitte vorgenommen, die für die Story relevant wären und kurioserweise blieben einige der “härtesten” Szenen drin.

Ein Film, bei dem einen so viel geboten wird: Packende Spannung, viele Überraschungen, Kritik an Anwälten und an christlichen Moralvorstellungen (ich bin mir sicher, vor 30 Jahren wäre “Im Auftrag des Teufels” ein handfester Skandal gewesen), ein paar Schockeffekte, schöne Frauen und vor allem einen Al Pacino, der hier seine beste Leistung seit “Der Pate” bringt und die Lacher auf seiner Seite hat. Wenn dann zum Abschluss der passende Song “Paint it Black” von den Stones im Abspann läuft, weiß man, dass man mehr gesehen hat als einen gewöhnlichen Film. Leider oft unterschätzt, ernenne ich “Im Auftrag des Teufels” zu einer kleinen Perle im Kino der 90er. Ein diabolisches Vergnügen!

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