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Mittlerweile könnte man unter dem Oberbegriff „Basierend auf einer wahren Begebenheit" ein ganzes Genre begründen. So zahlreich die Produktionen, welche von realen Ereignissen inspiriert wurden, so zahlreich auch jene, die nicht gelungen sind. Abseits politischer oder zumindest brisanter Stoffe (Hotel Ruanda oder Die Welle) und lebensechter Biografien (Into the Wild) sind es jedoch die „Erfahrungsberichte" der kleinen Durchschnittsbürger, die die Kinolandschaft bestimmen - und hin und wieder leider auch langweilen.

So nun auch 21, ein Film, der sich weder als Drama oder Komödie, noch als Thriller oder Coming-of-age-Movie klassifizieren lässt, sondern unentschlossen mit schöner Unregelmäßigkeit zwischen diesen Genres hin und her dümpelt. Ben Mezrichs Bestseller Bringing Down the House: The Inside Story of Six M.I.T. Students Who Took the Vegas for Millions diente als Vorlage für den Film, in welchem er von seinen Erfahrungen an den „Black Jack"-Tischen in den Casinos von Las Vegas berichtete, wo er mit fünf Kommilitonen regelmäßig abräumte, bevor er aufflog.

Während seines Studiums am M.I.T. in Cambridge träumt der hoch begabte Ben (Jim Sturgess, Across the Universe) davon, in Harvard Medizin zu studieren. Der einzige Haken an der Sache: das notwendige „Kleingeld" in Höhe von 300 000 Dollar. Dann unterbreiten ihm einige seiner Kommilitonen und Mathematik-Professor Mickey Rosa (Kevin Spacey) eine brillante Geschäftsidee: Sie nehmen beim „Black Jack" mittels Kartenzählen die Casinos in Las Vegas aus - und das ganz legal. Ben wird das hoch komplexe System beigebracht und er wird in das Geschehen eingeführt. Doch irgendwann läuft nicht mehr alles am Schnürchen und Sicherheitschef Cole Williams (Laurence Fishburne) wird auf Ben aufmerksam...

Von der Handlung von 21 ist bisher nur sehr wenig nicht bereits schon erzählt wurden: Ein ambitionierter Junge kommt an einem unwirklich scheinenden Ort unverhofft zu Ruhm und Geld, bevor sich die Oberflächlichkeit und Vergänglichkeit dieser keimfreien Glitzerwelt offenbart, er tief fällt, um sich dann doch wieder aufzuraffen. Studio 54 mit Ryan Phillippe at its best sozusagen, auch wenn die Story dieses Films wieder ein Abklatsch unter vielen anderen ist. Das Überraschungsmoment ist dabei trotz der immerhin recht schmissig und temporeich vorgetragenen Pointe um Rache und Genugtuung gleich Null und der Kinozuschauer kann sich an einer schmucken Kameraarbeit erfreuen, die die Glitzerwelt von Las Vegas genau in den mit nett-lauten Popsongs unterlegten Zeitlupen-Bildern zeigt, wie wir sie aus Casino oder Leaving Las Vegas kennen. Allerdings ohne uns dabei auch die Schattenseiten dieser Stadt vor Augen zu führen in einem Maße, die über die Botschaft „Betrüge nie die Bank!", „Höre immer auf den Prof!" oder „Nur gemeinsam sind wir stark" hinausgeht.

An dieser Stelle kommt Laurence Fishburne als Sicherheitschef ins Spiel. Er darf leider nie über sein Klischee als vom Leben betrogener und deswegen rabiater Unsympath hinaus agieren und in seinem seltsam abgedunkelten Überwachungsraum besserwisserische Monologe halten. Auch er ist der Fähigkeit des „Kartenzählens" mächtig, allerdings wird dem Zuschauer, der einen IQ unter 150 hat, trotz zahlreicher Erklärungsversuche bis zum Ende nicht klar, wie dies funktioniert. Bei Rain Man, als Dustin Hoffman die gleiche in Las Vegas sehr hilfreiche Begabung besitzt, war es nicht von Belang, wie dieser Trick funktioniert, beschränkten sich entsprechende Szenen doch nur auf einen Bruchteil der Gesamtlaufzeit des Films. In 21 jedoch kreist die gesamte Filmhandlung um dieses Thema und irgendwann verliert man als Zuschauer schlicht das Interesse an dieser Fähigkeit, deren Faszination sich auf Dauer erschöpft.

21
hat eine Filmlaufzeit von knapp zwei Stunden, in denen die Themen Liebe, Vernachlässigung von Freunden, ebenjenes gelegentliches Spielen (sogar sehr oft) und Verführung dieser Glamourwelt (ganz nebenbei) immer wieder thematisiert werden. Allerdings verliert man irgendwann schlicht das Interesse ebenso am Film wie an den eindimensionalen Figuren, die keinerlei charakterliche Wandlung durchzumachen scheinen. Ben bleibt die etwas dröge Intelligenzbestie, Choi (sein koreanischer Kommilitone) der im Hotel alles stehlende Freak und einzig Kevin Spacey, der hier in einer seiner schwächeren Rollen als zwielichtiger Profs agiert, wandelt den Charakter seiner Rolle vom liebenswerten Buddy zum miesen Abzocker. Doch mangels Dramaturgie vermag uns Bens von Hochs und Tiefs geprägte Geschichte nicht zu fesseln.

Lieber werden hin und wieder ein paar witzige Einfälle untergebracht, Ben darf mit der heißen, aber stets überschminkten Jill (Kate Bosworth) anbändeln und zwischendrin wird es dann nur mäßig spannend und eher gemächlich dahinplätschernd, weil aus der dünnen Story nicht mehr viel mehr hätte rausgeholt werden können. Aber das ganze Szenario ist - wie schon erwähnt - ganz nett fotografiert und auf der Tonspur wird mit einigen trendigen Ohrwürmern nicht gekleckert, so dass man diesen verwässerten, zum Teil doch arg auf cool getrimmten Zockerfilm locker weggucken kann. Doch spätestens nach drei Tagen hat man ihn wieder vergessen. Ob 21 seine 35 Mio. Dollar Produktionskosten auf diesem Wege in den USA locker wieder einspielte? Zweimal muss man dieses flache Filmchen jedenfalls nicht unbedingt sehen. (5/10)

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